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Special zu Christoffer Carlsson »Der Turm der toten Seelen«

Sie sind achtundzwanzig und haben schon vier erfolgreiche und preisgekrönte Krimis geschrieben. Wie sind Sie zum Krimischreiben gekommen?

Carlsson: Daran ist mein Großvater schuld. Er hatte mir Mankells „Die fünfte Frau“ geschenkt. Vielleicht nicht unbedingt das passendste Geschenk für einen Elfjährigen – schließlich werden in dem Buch Menschen aufgespießt – aber ich habe das Buch regelrecht verschlungen und wurde krimisüchtig. Dann habe ich irgendwann ein Manuskript geschrieben und an drei Verlage geschickt. Antwort bekam ich nur von einem, Opal, einen ermutigenden Brief mit der Empfehlung, einen der verlagsinternen Schreibkurse zu belegen. Außerdem stand darin, dass Opal ein Kinderbuchverlag sei, und es sich bei dem Manuskript um ein Erwachsenenbuch handle. Sowas hört man als Elfjähriger natürlich gern! Aber ich konnte leider keinen Kurs besuchen, ich wohnte ja auf dem Land in Halmstad und der Verlag war in Stockholm.

Sie haben Kriminologie studiert, danach promoviert und arbeiten jetzt als Dozent an der Universität Stockholm. Hilft Ihnen das Fachwissen beim Schreiben?

Carlsson: Ja, teilweise. Als Doktorand habe ich Wendepunkte in kriminellen Karrieren untersucht und sehr viele Interviews geführt. Warum haben manche Menschen plötzlich keine Verbrechen mehr begangen? Warum fallen andere in die Kriminalität zurück? Dadurch habe ich ein bestimmtes Wissen über die Dynamik von Verbrechen. Aber ich würde nie über konkrete Fälle schreiben, das wäre ethisch nicht korrekt. Ganz abgesehen davon, dass die realen Vorfälle oft so haarsträubend sind, dass sie im Buch unglaubwürdig wirken würden.

Haben Sie konkrete Vorbilder aus der Krimiliteratur?

Carlsson: Ich bin als Autor genauso ein Kind der nordischen wie der angelsächsischen Krimitradition. Wenn ich schreibe, möchte ich meine Leser fesseln und sie unterhalten. Aber ich möchte auch die Grenzen des Genres erweitern und das ganze Potenzial ausschöpfen, das ein Krimi in sich trägt, indem er über die Abgründe der heutigen Gesellschaft erzählt. Eine Kritikerin hat mir geschrieben, seit dem Lesen meines Buches würde sie die Drogenabhängigen in Stockholm mit anderen Augen sehen. Das hat mir viel bedeutet.

Ihr Serienheld Leo Junker ist – nicht nur durch sein junges Alter – ein ganz neuer Typ unter den Ermittlern. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Carlsson: Im ersten Band der Leo-Junker-Serie erleben wir einen Helden, dessen Leben dramatisch aus den Fugen geraten ist. Seine langjährige Beziehung ist in die Brüche gegangen, und er wurde von seinem Job als Polizist suspendiert. Jetzt fehlt Leo alles, was seinem Leben einen Sinn geben könnte. Deshalb fühlt er sich von dem Verbrechen, das in seinem Wohnblock passiert, so stark angezogen. Es gibt ihm endlich wieder eine Aufgabe.

Können Sie schon etwas über den nächsten Band verraten? Wie wird es mit Leo weitergehen?

Carlsson: Im zweiten Band geht es um Freundschaft, Verrat und radikale Randgruppen in der Gesellschaft. Doch hinter jedem vordergründigen Verbrechen, das Leo aufdeckt, liegt noch ein weiterer verdeckter Fall aus der Vergangenheit. Ein Fall, der im ersten Buch nur erahnt werden kann, der sich aber im Laufe der Serie zu einem spektakulären Verbrechen in den höchsten Kreisen der Macht entwickelt.