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Special zur Krimiserie mit Erwin Düsedieker und seinen Laufenten Lothar & Lisbeth

Auf den Wahlsonntag

von Thomas Krüger

Am Anfang ist es Spiel: Auf Fußballplätzen brüllt,
was laufen lernt und treten: der Nachwuchs der Nation.
Man fügt sich lauten Worten und Trillerpfeifenton,
und zieht beim Abpfiff heim, weil Mutti Teller füllt.

Ein Käffchen dann, paar Schnäpse, und Vati, angeknüllt,
bemüht mit schwerer Zunge politisches Idiom.
Dann zeigt der späte Sonntag ein seltsames Phantom
von Isselburg bis Zittau, von Mittenwald bis Sylt:

Familien in Bewegung, man zieht in Wahllokale,
ernüchtert und in Scharen, und möchte Zeichen setzen,
auf grünlichen, auf rosa, auf blässlich grauen Fetzen.

Doch eingepfercht in Zellen denkt nicht nur der Westfale,
den Zettelkram vor Augen, enttäuscht vom großen Ganzen,
an Friedhof, Stillstand, Ohnmacht – und kann nur Kreuze pflanzen.

Betrachtung einer weißen Laufente

von Thomas Krüger

Bedenke, wenn die Ente dich durchschaut:
Sie ist ein Seelenwesen zart wie Schnee.
Tu ihr mit deinem kalten Blick nicht weh.
Du bist das Spiegelbild, vor dem ihr graut.

Dein Pinnchen von Gehirn sieht sie verstaut
in einer Weißfleisch-Flasche mit Bouquet.
Der Geist gebiert den Duft von Brustfilet,
weshalb das Tier dir instinktiv misstraut.

Erkenne, dieses watschelnde Gedicht
ist schöpfungstechnisch mehr als ein Gericht:
Mit Vögeln teilst du dir die Zweibeinkeit.

Mit dieser Ente kannst du aufrecht gehn.
Doch wo du Hand bist, Hälse umzudrehn,
da ist sie Flügel, spannt sie engelweit.
...