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Gerard Donovan

Ein bitterkalter Nachmittag

Roman

(1)
Taschenbuch
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Ein Nachmittag in einem Dorf irgendwo im winterlichen Europa. Ein Mann gräbt auf einem Feld ein großes Loch, ein anderer wacht über ihn. Der Schnee fällt, Soldaten marschieren vorbei, Lastwagen karren Dorfbewohner an den Waldrand. Während rings umher ein Bürgerkrieg tobt, beginnen die beiden Männer miteinander zu reden … Der aufsehenerregende Debütroman von Gerard Donovan erzählt von Gut und Böse, von Kälte und Gewalt und von den Abgründen, die sich seit Jahrhunderten zwischen den Menschen auftun, immer wieder.


Aus dem Englischen von Thomas Gunkel
Originaltitel: Schopenhauer's Telescope
Originalverlag: Scribner
Taschenbuch, Broschur, 336 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-74395-7
Erschienen am  13. August 2012
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Aura um Gut und Böse

Von: Kerstin von KeJas-BlogBuch

19.08.2017

„Ah, jetzt hatte er mich wütend gemacht.“ (S. 289) Es kommt selten vor, aber dieses Buch hat mich wirklich wütend gemacht. Es hat mich geärgert, masslos sogar. Der Autor Gerard Donovan wäre beinahe daran schuld, dass ich das Buch an die Wand gepfeffert oder vor lauter Rage hineingebissen hätte. Warum? Weil es mich hintergangen hat, es hat mich um die Finger gewickelt und Mitgefühl aufkommen lassen. Sollte ja eigentlich nichts Schlimmes sein, aber hier habe ich mir allen Ernstes, über etliche Seiten, den Kopf für und um den Falschen zerbrochen. Dieses Buch hat so gewaltig Assoziationen geweckt – durch diesen erwähnten Krieg, die LKWs, die Soldaten, die Menschen die auf das Feld getrieben wurden und um dieses Loch, dass gebuddelt wurde. Irgendwo in Europa heißt es im Klappentext, es könnte überall auf dieser Welt sein. Mit Spitzhacke und Schaufel, mühselig in dem kalten Wetter, von einer Person, die wiederum von einer anderen dabei beobachtet und bequatscht wird. Ein Opfer? Ein Täter? Who is who? „Ihr müsst hoffen, dass ich ein Feigling bin und nichts unternehme, bis sich die Dunkelheit herabsenkt und wir uns beide davonschleichen können.“ (S. 109) Diese zwei Männer auf dem eisigen, bitterkalten Feld, an einem einzigen Nachmittag – beginnend um die Mittagszeit und endend gegen 18 Uhr. 336 Seiten voller Dialoge und Gedanken. Es zeigt sich irgendwann wer denn nun wer ist und genau das hat mich so umgehauen. Ein Narziss vom Feinsten, ein Egoistenschwein, eine dermaßen gestörte Persönlichkeit und ich habe so viele Seiten gebraucht um es zu erkennen. Das war dann der Moment in dem ich anfing mich zu ärgern, über mich und über diese Person. „Die Bücher waren meine besten und einzigen Freunde. Ich hielt einfach den Kopf gesenkt, kümmerte mich um meine eigenen Sachen und wartete auf die Gelegenheit, das Gelesene anzuwenden.“ (S. 39) Dieses Buch ist voller anderer Bücher. Denn es werden in den Gesprächen und Erinnerungen immer wieder welche hervorgeholt und besprochen oder bedacht. Bücher über Kriegskunst, Verhaltensweisen und vielen zeithistorischen Begebenheiten. Interessant, durchaus, wer sich zum Beispiel für die Schlacht am Wounded Knee oder der grausamen Kolonialherrschaft im Kongo informieren möchte. Erzählungen, mal beläufig oder ganz gezielt zu der Geisel der Menschheit – Krieg und nochmals Krieg. Böse, grausam, brutal, immer und immer wieder und diese zwei Männer führen ihren Dialog weiter, versuchen herauszufinden wer schlauer ist oder es zumindest meint. Dabei wird weiter gegraben und es dauert und dauert und dauert, diese 4 Stunden werden zu einer Ewigkeit. Fast meint man, sie bauen eine Freundschaft auf. Sie verstehen einander (scheinbar), diskutieren und versuchen sich selbst zu erklären. Man hofft auf etwas positives und wieder wird man enttäuscht. Wo Böses ist, kann es nichts Gutes geben denkt man so vor sich hin und genauso ist es auch. Wieder etwas das mich geärgert hat. Es gibt nichts gutes außer man tut es – Fehlanzeige. Alle sind schlecht. Solch ein schwarzes Buch, voller negativer Stimmungen habe ich noch nie gelesen. Und doch – es gab etwas gutes, nämlich das Buch selbst, diese Geschichte an sich, so abstrus es sich auch anhört. Ein Schreibstil der kontinuierlich voranfließt, etwas träge, das Tempo am Anfang so wie in der Mitte und wie am Ende. Viele kleinere Kapitel, aufgehübscht mit Überschriften. Fast schon zäh und klebrig, denn es bleibt einfach haften und ich konnte nicht aufhören. Vielleicht hatte ich ja noch etwas Hoffnung, aber wie heißt es, genau die stirbt zum Schluß. „Ich habe gelesen, dass einen der Feind nie ganz verlässt. Wie eine Droge, die man genommen hat, oder die erste ernsthafte Freundin. Zehn Jahre später taucht er aus einer Gehirnzelle auf und fragt: Erinnerst du dich an mich?“ (S. 321) An dieses Buch werde ich mich erinnern, sehr lange wahrscheinlich. Ist es deswegen mein Feind? Nein, mitnichten, denn wenn ich aus dieser Geschichte etwas gelernt habe ist es dies – ich will kein Täter sein und gewiss kein Opfer. Aber was ich selbst viel schlimmer finde ist es zu dulden, mitzumachen ohne eine Waffe in die Hand zu nehmen oder wegzusehen – dass ist es worüber ich mich am allermeisten ärgere! Für die volle Sternenzahl ist es mir stellenweise zu langatmig. Besonders dieser Dialog in Art einer Gerichtsverhandlung hat mich gestört. Dennoch gut, es war das Debüt des Autoren und er kann Charaktere einfach sehr gut zeichnen, besonders wenn er ihnen diese Aura um Gut und Böse verpasst und man als Leser einfach sehr lange Zeit nicht weiß, wer denn nun was ist. Somit – Ärger verflogen! Rezension verfasst von © Kerstin

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Vita

Gerard Donovan wurde 1959 in Wexford, Irland, geboren und lebt heute im Staat New York. Er studierte Philosophie, Germanistik und klassische Gitarre, veröffentlichte Gedichtbände, Shortstorys und Romane. Sein erster Roman »Ein bitterkalter Nachmittag« wurde mit dem Kerry Group Irish Fiction Award ausgezeichnet und stand auf der Longlist des Man Booker Prize. Sein Roman »Winter in Maine« war ein internationaler Bestseller.

Zum Autor

Thomas Gunkel

Thomas Gunkel übersetzt Literatur aus dem Englischen u. a. John Cheever, Stewart O'Nan, William Trevor und Richard Yates.

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