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Tore Renberg: »Wir sehen uns morgen« (Heyne Encore)

Tore Renberg über die Entstehungsgeschichte von »Wir sehen uns morgen«

Liebe Leser,

im Spätsommer 2007 sah ich plötzlich ein Mädchen vor meinem geistigen Auge. Das Bild war so real, dass ich unbedingt etwas dazu schreiben musste. Die Welt des fünfzehnjährigen Mädchens, das noch auf seinen ersten Kuss wartete und ein Silberkreuz um den Hals trug, drehte sich nur um eine einzige Person: den extrem gutaussehenden Daniel William Moi. Dumm nur, dass dieser Tunichtgut aus einer Pflegefamilie, dieser kaputte, mopedfahrende Metalfan Sandra unweigerlich tief verletzen würde. Was allen klar war, nur nicht ihr selbst.

Mit diesem einfachen Ausgangsszenario vor Augen schrieb ich drauflos. Bald hatte ich eine rasante, kraftvolle Geschichte von zwanzig Seiten vorliegen, der ich den Titel Ich werde dich küssen, bis die Sonne durch deine Haut scheint gab. Zwanzig Seiten über ein verliebtes Mädchen, mit der der Leser zwangsläufig mitfiebert, obwohl er genau weiß, dass es ein schlimmes Ende mit ihr nehmen wird. Dann wusste ich nicht mehr weiter. Ich hatte keine Ahnung, wie ich diesen Anfang noch übertreffen sollte.
Nach ein paar Wochen legte ich das Manuskript als gescheiterten Romananfang beiseite. So etwas kommt in meinem Metier schon mal vor, damit muss ein Autor leben. Doch die Geschichte wollte mich nicht loslassen. In den folgenden Wochen, Monaten und Jahren las ich die zwanzig Seiten wieder und wieder. Irgendwie musste ich eine Lösung finden – für mich und das Mädchen.

Eines Tages, Anfang 2010, platzte der Knoten endlich: Mein Gehirn hatte ganze Arbeit geleistet, ohne dass ich mir bewusst Gedanken darüber gemacht hatte, und schenkte mir den Einfall, das nächste Kapitel aus der Perspektive des angehimmelten jungen Mannes zu erzählen. Was würde dabei herauskommen? Ich setzte mich vor meinen Mac, und der Roman schrieb sich praktisch von selbst. Neue Figuren entstanden, eine schillernder als die andere. Die Handlung verdichtete sich. Ich tippte wie ein Besessener und konnte meiner eigenen Geschichte und meinen Figuren kaum folgen.

Und so, liebe Leser, entstand dieses Buch. Ich hoffe sehr, dass man bei der Lektüre merkt, wie viel Spaß ich beim Schreiben hatte. Ich warf alle Vorbehalte über Bord und gab mich ganz der Freude am Geschichtenerzählen hin. Ohne Übertreibung kann ich behaupten, dass es die fesselndste und intensivste Erfahrung meines Lebens war. So intensiv, dass ich mich manchmal fragte, ob ich nicht selbst die Romanfigur bin und Rudi, Jan Inge, Sandra, Daniel und die anderen reale Personen sind.

Tore Renberg

GENRE