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Empson: Zweimal im Leben

Clare Empson im Interview zu ihrem Roman »Zweimal im Leben«

Wussten Sie, dass Mick Jagger bereits zwei Romanfiguren von Clare Empson inspiriert hat?

Clare Empson
© Melanie Woods
Eine kurze Biographie:
Nach meinem Studium an der schottischen St.-Andrews-Universität habe ich als Journalistin u. a. in den Ressorts Mode und Finanzen beim Daily Express, bei der Mail on Sunday und als Freiberuflerin für The Daily, Sunday Telegraph und die Sunday Times gearbeitet. In Sydney war ich ein Jahr lang bei The Australian beschäftigt. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder und bin inzwischen ins West Country gezogen, wo auch mein Roman Zweimal im Leben spielt – allerdings vor elf Jahren. Überdies habe ich einen Lifestyle-Blog namens Country Calling gegründet, in dem wiederum andere Blogs, traditionelle Gerichte und kulturelle Besonderheiten aus dem Südwesten des Landes vorgestellt werden. Romane in der einen oder anderen Art habe ich schon seit Jahren geschrieben; für Zweimal im Leben habe ich sage und schreibe ein knappes Jahrzehnt gebraucht. Es hat u. a. so lange gedauert, weil ich irgendwann festgestellt habe, dass ich ganz ähnlich wie die Hauptfigur in meinem Roman, Catherine, auch selbst erst die verdrängte Trauer um einen frühen Verlust anerkennen musste. Erst als ich das bewältigt hatte, war ich imstande, das Buch – dann sogar relativ schnell – fertig zu schreiben.

Was hat Sie dazu bewogen, Schriftstellerin zu werden?
Ich habe mein ganzes Leben lang Romane schreiben wollen und vor etwa zwanzig Jahren schließlich den ersten Schritt getan. Damals fiel es mir allerdings noch schwer, irgendetwas zu Ende zu bringen.

Wo finden Sie die Inspiration für Ihre Bücher?
Im Leben selbst und in meinen eigenen Erlebnissen. Zweimal im Leben entspringt der Geschichte meiner eigenen Familie, die aufs Land gezogen ist. Dass mein Ehemann nach 30 Jahren seine leibliche Mutter kennenlernte, hat mich zu meinem zweiten Roman inspiriert. Als mal ein wütender Bauer unseren Hund erschießen wollte, war die Idee zu meinem dritten Roman geboren.

An welcher Geschichte arbeiten Sie derzeit?
Im Augenblick stelle ich meinen zweiten Roman fertig, der von einer Mutter und ihrem »verlorenen Sohn« handelt. Darin beleuchte ich die tief vergrabenen Traumata von Adoptivkindern und die Schwierigkeit, Brücken zu schlagen, wenn aus Wildfremden plötzlich Blutsverwandte werden. Das wahre Familienverhältnis offenbart sich in meinem Roman erst, als eine ältere Frau eine Obsession für einen kleinen Jungen entwickelt, der ihrem Sohn, den sie 27 Jahre zuvor zur Adoption freigegeben hat, zum Verwechseln ähnlich sieht.

Wer sind Ihre Lieblingsautoren, und warum?
Ich liebe Donna Tartt, weil ihr Stil zugleich modern und klassisch ist und sie derart eindringliche Welten erschafft.
Eine weitere Lieblingsautorin von mir ist Penelope Lively. Ihren Moon Tiger habe ich mehrmals gelesen. Ich mag, wie sie auf ganz reduzierte Gefühle setzt, komplett auf Sentimentalität verzichtet und trotzdem eine emotionale Wirkung erzeugt.
Dann liebe ich noch Maggie O’Farrell und ihre fantasievollen Welten und Claire Fuller, deren Geschichten immer hoch spannend und überraschend sind.
Im Spannungssegment finde ich B. A. Paris’ Geschichten unwiderstehlich.

Welche Bücher haben Sie gerade erst gelesen?
Hausbrand von Kamila Shamsie
Bittere Orangen von Claire Fuller
The Woman in the Window von A. J. Finn
Die stumme Patientin von Alex Michaelides
Eiskalte Freundschaft von Laura Marshall

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Man darf nie aufgeben! Ich bin von mir selbst überrascht, dass ich am Schreiben immer festgehalten und es am Ende tatsächlich geschafft habe. Es mag zig Jahre gedauert haben, aber ich hoffe, dass ich meinen Kindern so mit auf den Weg geben kann, dass man seine Träume stets weiterverfolgen soll. Es ist so viel leichter aufzugeben, als an etwas dranzubleiben!

Was tun Sie, wenn Sie nicht gerade schreiben?
Yoga, Gassi gehen, mit meinen Kindern verreisen – zuletzt nach Vietnam und Thailand. Ich liebe Livekonzerte, besuche im Sommer gern Festivals, z. B. bin ich jedes Jahr in Glastonbury.

Vier Dinge, die wir nicht von Ihnen wissen
- Ich bin komplett musikbesessen, besonders von den älteren Rolling-Stones-Alben.
- Wenn ich eine Muse benennen müsste, wäre es Mick Jagger ungefähr im Jahr 1973: Er hat bislang zwei meiner Romanfiguren inspiriert.
- Ich habe früher Flöte gespielt.
- Ich habe absolut keinen Orientierungssinn und könnte mich sogar auf den Feldern direkt hinter unserem Haus verlaufen.

Fassen Sie Ihren Roman bitte in einem einzigen Satz zusammen.
Eine Frau, die ihre Sprache verloren hat, muss sich, um wieder zu »heilen«, einer Liebesbeziehung aus der Vergangenheit stellen, die katastrophal geendet hat.

Was hat Sie zu diesem Buch inspiriert?
Zwei Dinge: zum einen unser Umzug aus London auf ein malerisches Fleckchen Land in Wiltshire, wo frisch geborene Lämmchen und Rehe im Park herumspringen. Dieses Idyll wollte ich ins Gegenteil verkehren und etwas zutiefst Düsteres dort verorten. Zum Zweiten hat mich fasziniert, dass die Generation heutiger junger Eltern überhaupt nicht zu altern scheint: Sie mögen Kinder kriegen, trotzdem gehen sie auf Festivals und tragen die angesagtesten Jeans und Sneakers und weigern sich schlichtweg, erwachsen zu werden. (So war ich auch einmal!) Ich wollte das weitertreiben und eine Clique erfinden, deren Mitglieder wohlhabend genug sind, um jenseits sozialer oder moralischer Normen zu leben. Mein Wunsch war, einen ähnlich engen Freundeskreis zu schaffen, wie es Donna Tartt in Die geheime Geschichte getan hat. Es heißt, Die geheime Geschichte sei eine Mischung aus Tausend kleine Lügen und Wiedersehen mit Brideshead, und ich wollte genau diese Atmosphäre einer geschlossenen privilegierten Gruppe erschaffen, die von außen betrachtet regelrecht vergoldet aussieht.

Haben Sie in Ihrem Roman eine Lieblingsfigur, und warum mögen Sie sie am liebsten?
Lucian. Den liebe ich heiß und innig, und er war durchweg die Figur, die ich am leichtesten beschreiben konnte. Seine Stimme war sofort da. Er ist ziemlich verwöhnt und unfassbar privilegiert, hat aber auch eine künstlerische Ader und emotionale Intelligenz. Außerdem hat er Humor – und einen Schuss Rock’n’Roll. Ihn zu entwickeln hat Spaß gemacht. Seit das Buch erschienen ist, haben mir zahlreiche Leserinnen geschrieben, sie hätten sich in Lucian verliebt, was genau meine Absicht war. Ich bin auch komplett in ihn verschossen!

Welche Szene war für Sie am schwersten zu schreiben?
Die Szene, in der Catherines Mutter stirbt. Gegen Ende des Schreibprozesses habe ich selbst Trauerberatung gebraucht, um über den Tod meiner Mutter hinwegzukommen, die 25 Jahre zuvor gestorben war. Diese Erfahrung hat mein Leben verändert – und auch mein Schreiben. (Ich bin mir sicher, ich hätte ohne die Therapie den Roman nie beenden können.) Irgendwann habe ich beschlossen, dass Catherines Mutter an Krebs sterben soll, noch während Catherine an die Uni geht – genau wie es bei meiner Mutter der Fall war. Als mir die Szene bevorstand, habe ich aus meinen Erinnerungen geschöpft und bin irgendwann derart darin versunken, dass es zwanzig Minuten oder so dauerte, bis mir dämmerte, wie akut mir die Brust wehtat. In der Rückschau glaube ich, das war eine körperliche Reaktion darauf, mich an etwas zu erinnern, das vor etlichen Jahren traumatisch für mich gewesen war. Es ist allerdings auch die Szene, auf die ich im Nachhinein mit am stolzesten bin.

Welche Sorte Leser wird Ihrer Ansicht nach Ihren Roman gut finden?
Zweimal im Leben ist eine leidenschaftliche Liebesgeschichte und wird all jenen gefallen, die ein düsteres Drama und große Gefühle mögen – Leserinnen von Maggie O’Farrell, Julie Cohen und David Nicholls. Außerdem gibt es ein starkes Spannungselement, sodass auch Krimifans oder vielmehr Leser von psychologischen Spannungsromanen daran Spaß haben – womöglich nicht so sehr Leser von klassischen Ermittlerkrimis. Mein Schreibstil selbst ist mit dem von Liane Moriarty verglichen worden, insofern könnten ihre Leser vielleicht auch Freude daran haben.

Gibt es Bücher, mit denen Sie Ihren Roman vergleichen würden?
Tausend kleine Lügen von Liane Moriarty
Die Hand, die damals meine hielt von Maggie O’Farrell
Die geheime Geschichte von Donna Tartt
Zwei an einem Tag von David Nicholls

Zweimal im Leben

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