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Special zum Hörbuch

Werkstattgespräch über Bruce Springsteen – mit Thees Uhlmann und Lektor Markus Naegele

Könnt ihr euch an den Moment erinnern, als ihr zum ersten Mal Bruce Springsteen gehört habt?

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Markus:
Den Moment weiß ich nicht, aber ich weiß, ich hatte einen Freund in Frankfurt, 1980, er war Amerikaner und die Eltern waren bei der Army-Base. Die haben immer günstig Platten bekommen und er kam irgendwann mit einem Doppelalbum an, das war „The River“, das er günstig erstanden hatte - und das habe ich mir dann angehört. Wir haben immer Platten ausgetauscht, weil wir das Geld nicht hatten. Ich weiß, dass ich dann meine Mutter bekniet habe, dass ich mir in Frankfurt im Plattenladen dieses Album kaufen konnte, ich glaube für 12 Mark damals noch, Doppelalbum. Sie hat mir das Geld dann gegeben, ich hab's gekauft, sie fand es auch gut, aber es ist dann in meinen Besitz übergegangen.
Und kurz darauf, 1981, spielte er in Frankfurt in der Festhalle und das war mein erstes Konzert. Da war ich 14, glaube ich, und bin zu Bruce Springsteen mitgenommen worden von den Eltern. Also wir waren 14, kleine Jungs. Ich weiß noch genau, wo ich gesessen habe, rechts oben von der Bühne und ich habe runter geschaut und das war für mich echt das, was man ein Erweckungsmoment nennt. Das war mein erstes Konzert, ich wusste nicht, wie die so sind und dachte, alle Konzerte sind so dreieinhalb Stunden und die Leute hören gar nicht mehr auf, Zugaben zu geben – das prägt schon.
Ich habe kurz darauf dann Punkrock kennen gelernt, als alles irgendwie schon vorbei war, Bruce Springsteen war aber wichtig auf dem Schritt. Also quasi Springsteen, direkt danach kam Clash und Ramones und die hängen ja dann irgendwie auch zusammen, in der Biografie. Also Springsteen hat durchaus Interesse an diesem Punk, '77 dann „Darkness on the Edge of Town“ war für ihn beispielsweise die Punkrockära, das war eine Antwort darauf. Und das passt für mich so wunderbar zusammen. Und kaum einer weiß das!

Thees:
Also bei mir war es lustigerweise gar kein Song. In der wirklich tollen Autobiografie geht es über weite Seiten über die Wichtigkeit des Radios, damals in den 60ern, vor allem auch in den 70ern, und ich kann mich erinnern, dass ich wirklich früher Radio gehört habe. Ich glaube, es war NDR2, was man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen kann.
Was mich gepackt hat war kein Song, sondern es war zu der Zeit, als die Live-Platte rauskam - das Box-Set. Im Radio wurde die ganz, ganz lange Ansage gespielt, die er vor „The River“ bringt. Wo er erzählt, dass er zu Zeiten des Vietnamkriegs zur Musterung musste und mit seinen Kumpels drei Tage lang unterwegs war und sie überlegt haben, wie sie durchfallen – auch in dem Buch ist er lange darauf eingegangen.
Er lebte im Zwist mit seinem Vater und er kam dann nach drei Tagen von der Musterung nach Hause und sein Vater hat gefragt: „Wo bist du gewesen?“, da hat er gesagt: „Ich war bei meiner Musterung“, „Und?“, „Ja, ich bin durchgefallen“ – und da hat sein Vater gesagt: „Ja, das ist gut.“
Das war einer der großen und wenigen emotionalen Momente in dem Leben zwischen den beiden. Das habe ich auf Englisch gehört, zu einer Zeit, in der ich nur ganz schlecht Englisch konnte, aber ich habe es irgendwie trotzdem gerafft. Und ich weiß noch, dass ich wirklich sehr, sehr berührt war von dieser Geschichte, weil es auch ein bisschen meine eigene Geschichte mit meinem Vater wiedergegeben hat. Natürlich nicht in der Radikalität mit dem Vietnamkrieg, aber das hat mich schon umgehauen - und das ist wirklich das allererste, was ich von Springsteen gehört habe, was so richtig an mein Herz gegangen ist.


Das war dieses Fünffach-Boxset, oder?

Genau.

Das war, glaube ich, in der Geschichte auch das einzige Fünffach-Live-Boxset, was auf Platz 1 der Charts gegangen ist. Das war dieses ´85 bis 2000, nein, ´75 bis´85…

Ja, irgendwie sowas.

GENRE