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Rezension zu
Die Kreuzfahrer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mal genau getroffen, mal doch mit Längen

Von: Michael Lehmann-Pape
29.11.2018

Philippiner fürs Putzen und die Sicherheit, Ukrainer tanzen und singen, und das oberste „Unterhaltungsmanagement“ kommt aus Österreich. Klar, nicht sonderlich differenziert, aber das muss Kaminer auch nicht sein, wenn er (eingeladen natürlich, den „Kreuzfahrer aus Leidenschaft“, wie Kaminer sich selbst bezeichnet) einmal selber teilnimmt an einem der zahlenmäßig immer größer und wichtiger werdenden „Urlaubsvergnügen“ einer modernen Kreuzfahrt. „Ich fragte mich, wie all diese Menschen wohl zu ihren Berufen gekommen waren und wo sie gelernt hatten, so gut zusammenzuarbeiten“. Vielleicht mag hier die Antwort ganz einfach sein. Was die routinierte Enge für die Mannschaften auf einem Kreuzfahrtschiff angeht und die, natürlich, immer gleichen Routinen zur Versorgung und Unterhaltung der Gäste. Wobei jene Blick hinter die Kulissen, die Kaminer in seinen Reiseerinnerungen auch wirft, zwar nicht unbedingt völlig Neues an Erkenntnissen beim Leser hervorrufen, durchaus aber leger in der Sprache und präzise in der Beobachtung auf den Punkt treffen. Bis dahin, dass beim Zwischenstopp in Schweden die Touristenfolklore voll zuschlägt beim Anblick schwedischer Verkäuferinnen. „Siehst du, Ulrich, die sind alle echt. Ist das nicht toll“? Wobei neben solchen treffenden Beobachtungen (und man weiß nicht, ob es einfach eine ehrliche Seite des Buches oder eine schwache Seite ist), Längen auf solchen Fahrten (und im Buch) vorkommen. Denn auch wenn solche Fahrten nicht unbedingt Wochen dauern, es stellt sich doch Routine ein und der häufige Besuch der diversen Gastronomie an Bord und das Suchen nach solchen verliert im Lauf der Lektüre doch mehr und mehr an Reiz. Was auch auf manche Ziele zutrifft. „Die Städte waren klein, die Straßen eng….mal hatten sie Links-, mal Rechtsverkehr“. Kurze Eindrücke von Santa Lucia, klar als „Paradies“ angekündigt, was eher nicht hält, was man sich davon versprochen hätte (ein Eindruck, der sich hier und da wiederholt, neben durchaus anregenden und sehenswerten Ausflugszielen). Was wiederum zur obengenannten Gastronomie führt, denn hier und da verfallen die Reisenden auf solchen Schiffen fast kollektiv einer „Unlust an Paradiesen“ und wenden sich dafür der Lust am (vor allem, wenn „all-inclusive“ gilt) leiblichen und alkoholischem Genuss zu. Was in Teilen des Werks humorvoll und anregend zu lesen ist, in anderen Teilen doch den Impuls zum raschen Weiterblättern in sich trägt. Dennoch, insgesamt eine durchaus anregende Lektüre, mal die weniger hochglänzenden Seiten der „Traumschiffe“ und ihrer Kreuzfahrten in den Blick zu nehmen.

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