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Rezension zu
Hunger

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bewegende, intime Geschichte über das Sein, die Leere und den Hunger nach Leben.

Von: Nordbreze
10.08.2019

Roxane Gay gilt als eine der wichtigsten US-amerikanischen Stimmen zu gesellschaftlichen Themen und ist mir bisher aber nur über ihre Bücher "Hunger" und "Bad Feminist" (welches noch auf der Merkliste steht) bekannt. Um mich also einmal der Person Roxane Gay zu nähern, habe ich vor einer Weile "Hunger" gelesen. Ein sehr persönliches Buch, indem die Autorin über ihren Körper spricht und über das, was ihrem Körper passiert ist. Mit zwölf wurde Roxane Gay von einer Gruppe von Jungs vergewaltigt. In "Hunger" erzählt sie, wie diese Tat ein Loch in ihr bis dahin wohl behütetes Leben gerissen hat und wie sie versucht, dieses Loch auszufüllen – mit Essen. Roxane Gay ist stark übergewichtig und nein, das Buch erzählt keine fröhliche "Wie ich in 10 Wochen 50 Kilo abgenommen haben!"-Geschichte, es gibt kein happy end, wie auch immer ein happy end aussehen mag. Roxane Gay erzählt, wie Hunger ihr Leben formt, wie Essen eine kurzzeitige Befriedigung darstellt, wie sehr sie sich nach Liebe sehnt, nach Anerkennung, nach "in die Norm passen". Gleichzeitig wehrt sie sich als Feministin gegen die Stereotypen, die man Frauen und insbesondere Frauenkörpern aufzwingen will. "Ich bin mir immer dessen bewusst, dass ich viel Raum einnehme. Als Frau, als dicke Frau, sollte ich keinen Raum einnehmen. Und doch bin ich als Feministin der Meinung, dass ich durchaus Raum einnehmen darf und kann." (Seite 179) Während man "Hunger" liest, fühlt man sich stellenweise unbehaglich, weil Roxane Gay einen tief mit in die intimsten Gedanken mitnimmt, in die dunkelsten Gefühle, die man bei fremden Menschen nicht unbedingt direkt wissen möchte. Aber gerade das macht den Reiz von "Hunger" aus. Nicht, weil es das menschliche Bedürfnis nach Voyeurismus befriedigt, sondern, weil Roxane Gay blank zieht, all ihre Schwächen auf Papier bringt und so ganz und gar menschlich ist. "Hunger" ist kein positives oder einfaches Buch, aber "Hunger" ist menschlich. Eine wirklich großartige, bewegende, intime Geschichte über das Sein, die Leere und den Hunger nach Leben. "Je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass das ganze Leben sich um Wünsche und Begehren dreht. Wir wünschen und verlangen und wünschen und verlangen, wir sind so voller Sehnsucht. Wir hungern." (Seite 254)

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