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Rezension zu
Revanche

Emotionale Revanche.

Von: Literaturentochter
01.05.2024

»Im Grunde seines Herzens ist niemand ein Schuft« (S. 50). Amador und El Cid verbindet eine lange Freundschaft, die beiden sind unzertrennlich. Aufgewachsen in zerrütteten Familienverhältnissen, landen die beiden schließlich an der Spitze einer kriminellen Vereinigung – den Lokos, einer gefürchteten Hooligan-Gruppierung des FC Barcelona. Schutzgelderpressung, Gewaltdelikte und Drogenhandel stehen in diesem Milieu an der Tagesordnung. Wer stört oder nicht der Hooligan-Norm entspricht, wird aus dem Weg geräumt. Dabei haben Amador und El Cid selbst ein Geheimnis, welches sie das Leben kosten könnte. Während einer illegalen Aktion trifft Amador auf César, einen ehemaligen Rugbyspieler, der inzwischen seinen Lebensunterhalt als Auftragskiller bestreitet. Er möchte die Opfer rächen. Das Cover deutet es schon an – hier geht es gewalttätig zu. Was mich an den Büchern von Kiko Amat so fesselt, sind die Figuren, die sich aus ihren Lebensumständen entwickeln, auf die schiefe Bahn geraten und es nicht leicht haben. Amador und El Cid werden beide von ihrer Vergangenheit geprägt und leben in einer Gegenwart, in der sie nicht alle ihrer Facetten preisgeben dürfen. Die von Kiko Amat beschriebene Szene, in der sich Amador und El Cid aufhalten – in der sie die Regeln machen – beugt die beiden auch gleichzeitig. Hart, härter, Hooligans! Gleichzeit kommt es immer wieder zu zärtlichen Annäherungen der beiden. »Auf einmal willst du noch eins: mit ihm schlafen, eng umschlungen, wie zwei ineinander verkeilte Löffel, dann morgens miteinander frühstücken und nachmittags ins Kino, einfach zusammen sein in dieser beschissenen Fantasiewelt, die du dir manchmal erträumst« (S. 244). Sprachlich hat dieses Buch viel zu bieten. Die Sprache ist vulgär, zärtlich und witzig. Kiko Amat fängt all die verschiedenen Momente und Handlungen sehr gut ein. Der Schreibstil ist direkt, ohne Umschweife kommt der Autor zum Punkt, die derbe Sprache passt ideal zum Setting einer Hooligan-Gruppierung. Zu Beginn des Buchs ist mein Lesetempo deutlich gedrosselt, da sich einige Figuren im Buch einen von Kiko Amat ausgedachtem Vokabular dem sogenannten Lokoslingo bedienen. Zu Beginn werden die zentralen Begriffe des Loko-Slangs übersetzt. Je weiter mein Lesefortschritt, desto flüssiger lässt sich das Buch lesen und nach ca. 50 Seiten musste ich kaum mehr zur bereits erwähnten Übersetzungstabelle blättern. Erzählt wird die Geschichte um Amador und César in zwei sich abwechselnden Erzählsträngen. Der Erzählstil ist hierbei unterschiedlich. Während Amadors Erzählstrang in der Du-Perspektive geschrieben ist, richtet sich die Erzählstimme bei César nicht konkret an die Leser:innenschaft. Inhaltlich haben mich definitiv die Kapitel mit Amador mehr eingefangen und diese habe ich beim Lesen auch als deutlich stärker empfunden. Kiko Amat liefert mit Revanche einen spannenden Roman, der ehrlich gesagt nicht ideal zu meinem sonstigen Leseverhalten passt, daher fällt es mir schwer eine Empfehlung auszusprechen. Das Augenmerk liegt hier definitiv auf den Tätern, dabei sind sie selbst auch Betroffene ihrer Umstände. Diese Spannungen hat Kiko Amat sanft in ein brutales Setting gehämmert. Daher hat mich die Geschichte auch so gefesselt. Die sanften Töne in diesem düsteren Setting haben mich begeistert. CN: Gewalt, Alkohl- und Drogenkonsum, Vergewaltigung, Homofeindlichkeit.

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