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Rezensionen zu
Chaos Walking - Der Roman zum Film

Patrick Ness

Die Chaos-Walking-Reihe (1)

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Bei diesem Buch handelt es sich um eine Neuauflage. Die Trilogie ist unter dem Titel „New World“ bereits erschienen. Die Geschichte wurde verfilmt und dazu passend, bringt der cbt Verlag die Trilogie nun mit verändertem Titel und in neuem Gewand heraus. Im Moment kann man den ersten Teil mit dem Filmcover ergattern, die folgenden Bände scheinen sich aber an die englische Ausgabe anzulehnen, sie zeigen einen Ring in der Mitte. Ich mag das Filmcover, und hier hat sich jemand auch Gedanken gemacht. Viola mit den Planeten im Hintergrund und Todd mit dem Wald und dem „Lärm“ um ihn herum. Todd ist der letzte Junge in Prentiss, in wenigen Tagen, wird er endlich auch zum Mann, und dann wird sich sein Leben für immer verändern. Prentiss liegt in New World, so nennt sich das Land, dass die Siedler vor Jahren erschlossen haben, als sie auf der Erde landeten. Mit der Landung kamen aber auch Probleme, plötzlich hatten die Männer „Lärm“ um sich herum. Sie konnten untereinander ihre Gedanken lesen, und es gibt keine Frauen mehr im Dorf. Doch Todd trifft auf ein Mädchen, mitten im Wald. Er kann das kaum glauben, das soll jedoch nicht das Ende der Fragen bleiben. Plötzlich soll er sein Zuhause verlassen, ohne Vorwarnung, ohne Erklärung muss er gehen, die ganze Zeit über wird er gejagt und Todd stellt sich ständig die Frage, „Warum?“. Wir begleiten Todd auf dem alles verändernden Spaziergang. Das ist dann auch der letzte gemütliche Spaziergang, den Todd macht. Sein Leben ändert sich komplett von heute auf morgen. Das einzige, dass ihm bleibt, ist sein verhasster Hund Manchee, obwohl hassen tut er ihn eigentlich gar nicht. Man merkt bei Todd recht schnell, dass er zu Beginn sehr schroff und verunsichert ist. Doch vor allem die Zeit mit Viola verändert ihn. Ich konnte das gut nachvollziehen, aufgezogen unter schroffen Männern, immer unter dem „Lärm“ der anderen leben, ohne die Zuneigung einer Mutter, Todd hatte einige Gründe für sein Verhalten. Der Autor schreibt sehr angenehm, in dem Buch sind die Passagen mit „Lärm“ immer etwas größer und verändert geschrieben. Dadurch wirkt es schon, als würden die Gedanken schreien. Das empfand ich als passend. Die Beziehung zu seinem Hund Manchee ist am Anfang etwas grob. Der Hund ist an einigen Stellen so witzig, und dann wieder habe ich mich oft gefragt, warum behandelt er den armen Hund so?! Doch nach und nach verändert Todd sich auch hier stark. All diese Veränderungen hängen vor allem mit Viola zusammen. Todd ist plötzlich frei von dem Lärm der anderen Dorfbewohner. Es gibt viele Geschichten rund um Prentiss und New World. Auch die Feinde der Menschen, die Speckles, werden häufig angesprochen. Der Autor beantwortet Fragen immer nur in kleinen Häppchen, das hält den Spannungspegel schön oben. Auch sonst hält der Autor die Spannung oben, allerdings denke ich, dass Chaos Walking nichts für schwache Gemüter ist. Es ist brutal und blutig, es wird wild und gefährlich und der Tod, der schwebt immer über unseren Protagonisten. Ich musste am Ende schon schlucken, es gab eine wirklich gemeine Wendung, die ich echt nicht gebraucht habe, aber es ist nun einmal nicht meine Geschichte. Die Geschichte endet natürlich mit offenen Fragen und spannend. Ich kann die Fortsetzung kaum abwarten. Ich hoffe da auf den Herbst in diesem Jahr. Fazit Ich habe nichts zu meckern, ich habe mich richtig unterhalten gefühlt, obwohl ich manchmal wirklich schlucken musste. über die Wendungen. Diese Geschichte ist nichts für schwache Gemüter, wer es nicht blutig, düster und brutal mag, der sollte diese Trilogie nicht beginnen. Allen anderen lege ich diese Reihe wirklich ans Herz, es ist mal wieder was völlig anderes und man kann das Buch einfach nicht aus der Hand legen.

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Der Einstieg in Chaos Walking war für mich wirklich schwierig. Was überhaupt nicht am Schreibstil lag, denn der ist super und führt einen durch eine waghalsige und schmerzhafte Geschichte. Allerdings fand ich die Charaktere, vor allem Todd, super nervig. Gerade zu Beginn des Buches weiß man natürlich nicht, dass es einfach auch die Umstände sind, die ihn haben so werden lassen und ich war tierisch genervt von ihm. Ganz besonders, weil er nicht sehr nett mit seinem Hund Manchee umgeht und das schmerzt einem beim Lesen. Ab dem Zeitpunkt der Flucht trifft man so einige Charaktere, von denen man den einen mehr mag als den anderen aber wir haben leider gar nicht so viel Zeit, uns auf die Personen einzulassen bevor Todd weiter flüchten muss. Das macht es einem natürlich noch schwerer sich von den Persönlichkeiten einfangen zu lassen. Doch umso weiter man kommt, desto mehr merkt man, was für eine Wandlung bei den Charakteren stattfindet. Vor allem natürlich bei Todd, der sich so unglaublich weiterentwickelt und reift. Und immer mehr versteht man, wie Todd so werden konnte. Das war der Punkt an dem ich total gepackt wurde. Diese Entwicklungsfähigkeit der Charaktere hat mich einfach immer mehr mit ihnen mitfiebern lassen und ich wurde immer emotionaler. Dazu muss man sagen, dass der Autor knallhart seine Geschichte durchzieht, egal wie schmerzhaft es für den Leser wird. Wo andere vielleicht eine Kehrtwende gemacht hätten, ist er zielgerichtet über die Grenze gerauscht und man merkt, dass er genau weiß wo er mit der Geschichte hinwill und dazu steht. Das tat weh. Das tat wirklich, wirklich weh. Aber ich kann es auch nur bewundern, es wäre einfach langweilig wenn kein Autor mehr die Grenzen austesten würde und wir letztendlich genau wüssten, es kann ja gar nichts passieren. Hier wurde ich zwar total sicher durch die Story geführt aber dennoch hat es mir hin und wieder den Boden unter den Füßen weggerissen. Die Umgebung wurde ebenfalls sehr gut eingefangen. Man konnte sich eine sehr gute Vorstellung von diesem neuen Planeten machen, der noch nicht so dicht besiedelt ist, und ich fand es auch sehr spannend, dennoch wurde das Hauptaugenmerk auf die Story an sich gelegt und das war genau richtig. Fazit Chaos Walking hat mir den Einstig nicht leicht gemacht, aber nicht ohne Grund wie ich feststellen konnte, weswegen ich das einfach nicht kritisieren kann. Der Autor nimmt uns mit auf eine waghalsige, schmerzhafte und spannungsgeladene Geschichte und bringt einem die Gefühle sowas von durcheinander. Ich weiß nicht wann ich zuletzt so viel gefühlt habe beim Lesen.

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Der Fluch der Vielleser ist, dass man fast jede Idee, jede mögliche Welt, jede Wendung und jede Figur schon in ähnlicher Weise irgendwo gelesen hat. Einfallsreichtum und Originalität sind demnach zwei sehr entscheidende Kriterien für meine Bewertungen - vor allem in den Genres Fantasy und Science-Fiction. Beurteilt man "Chaos Walking" nur nach diesen beiden Kriterien, sprengt diese verrückte Geschichte über den Gedankenlärm fanatischer Siedler in einer außerirdischen Welt wohl die Messlatte. Was uns Patrick Ness hier erzählt, ist wirklich GANZ etwas anderes, stellenweise für meinen Geschmack aber zu abgefahren, um mich gänzlich überzeugen zu können. Erster Satz: "Das Erste, was du herausfindest, wenn dein Hund sprechen lernt, ist, dass Hunde nicht viel zu sagen haben." Wem die Handlung, der Autor oder die Namen der Figuren jetzt bekannt vorkommt: Patrick Ness´ Trilogie ist schon 2009 unter den Namen "New World - Die Flucht" "New World - Das dunkle Paradies" und "New World - Das brennende Messer" im Ravensburger Buchverlag erschienen. Meine Ausgabe ist jedoch eine Neuauflage des cbt-Verlags anlässlich der Verfilmung von Lionsgate mit Tom Holland und Daisy Ridley, welche auch beide auf dem neuen Cover abgebildet sind. Trotz dass ich grundsätzlich kein Fan von Personenfotos auf Cover bin und die beiden Darsteller meiner Meinung nach viel zu alt aussehen, um die beiden jungen Protagonisten darstellen zu können, gefällt mir die neue Gestaltung wesentlich besser als die alte oder das englische Original. Das liegt vor allem an der düsteren Ausstrahlung des dunkelgrünen Hintergrunds, welcher neben zwei leicht versetzten Monden einen Sternenhimmel und Baumwipfel im Nebel zeigt. Die Umsetzung des "Lärms" als rote Feuerschwaden und visualisierte Audiowellen ergänzt die Gestaltung um ein wichtiges Grundmotiv. Auch was den Titel angeht, bin ich total bei der Neuauflage. "Chaos Walking" stammt aus einem direkten Zitat, in dem Hauptfigur Todd das Wesen des Lärms erklärt, der ihn jeden Tag umgibt und passt auch stimmungsmäßig außerordentlich gut zur Handlung, da diese chaotischer kaum sein könnte. "Lärm ist das, was wahr ist, und das, was man glaubt und was man sich nur einbildet und was man nur vor sich hin fantasiert. Der Lärm sagt etwas, und im selben Moment sagt er das Gegenteil, und obwohl man sicher sein kann, dass die Wahrheit irgendwo darin verborgen ist, wie soll man wissen, was wahr ist und was nicht, wenn doch immer alles zur selben Zeit auf einen einstürzt. Lärm ist ein Mensch ohne Filter und ein solcher Mensch ist das Chaos auf zwei Beinen." In Anbetracht dessen ist es wohl kaum verwunderlich, dass ich keinen besonders leichten Start in "Chaos Walking" hatte. Das lag vor allem daran, dass wir ohne große Umschweife in eine seltsame Stadt auf einem komplett fremdartigen Planeten geworfen werden und kaum Antworten oder unterstützende Erklärungen zu dem verwirrenden Setting erhalten. Der Autor hat für seine Geschichte ein außerirdisches, sehr ursprüngliches, naturbelassenes Setting gewählt, das an das unkolonialisierte Amerika erinnert, nur dass die Weiten der Landschaft nicht von grasenden Büffeln, sondern von seltsamen Geschöpfen wie die vogelstraußartigen "Cassors" oder laut die "HIER!"-denkenden "Viecher" bewohnt werden. Darüberhinaus können alle Lebewesen sprechen (die Komplexität und Aussagekraft deren Kommunikation schwankt aber beachtlich) und wir treffen auf eine einheimische intelligente Spezies, die wir in den Freund-Feind-Kontext einordnen müssen. Das bäuerliche Siedler-Leben wiederum wird gepaart mit allerlei technischen Errungenschaften, sodass Schaffarmen, abgestürzte Raumschiffe und Wunderheilverbände oft innerhalb einer einzigen Seite vorkommen. Als wäre das nicht schon genug der Verwirrung, streut der Autor einige Indianer-Anspielungen und Kirchenkritik mit ein, sodass man schon auf den ersten Seiten kaum weiß, wo einem der Kopf steht. "Hier", sagt Viola irgendwo neben mir. "Sie singen hier." Sie singen hier. Sie rufen es sich in ihrem Lärm gegenseitig zu. Hier bin ich. Hier sind wir. Hier gehen wir. Hier ist alles, was zählt. Hier. Es ist... Wie soll ich sagen? Es ist wie das Lied einer Familie voller Harmonie, es ist ein Lied der Zugehörigkeit, man gehört dazu, sobald man es nur hört, es ist ein Lied, das einen umhegt und umschmeichelt und einen nie verlässt. Wenn du ein Herz hast, wird es brechen, wenn dein Herz gebrochen ist, wird es wieder heil. Es ist... Wow!" Neben dem verwirrenden Setting macht es einem auch unser Protagonisten Todd nicht gerade leicht, gut in die Geschichte zu finden. Denn mit ihm und der Flut an negativen, zusammenhangslosen Gedanken und Bilder, dem "Lärm", welcher als Gekritzel quer über die Seiten dargestellt ist, muss man erstmal warmwerden. Aufgewachsen als letzter Junge zwischen verbitterten Männern, die alle die Gedanken der jeweils anderen, der Tiere und aller Lebewesen ihres neuen Heimatplaneten "New World" hören, ist es kein Wunder, dass er selbst unzufrieden ist, seinen Hund schlecht behandelt und sich einfach nach einem Moment Ruhe und Frieden sehnt. Die Frauen der Siedler in Todds Heimatstadt sind alle am Lärmbazillus gestorben, den die einheimische außerirdische Spezies, die "Spackle" im Krieg gegen die Eindringlinge eingesetzt hat und "Prentisstown" ist nun die letzte verbliebene Siedlung der Menschen, die dem langsamen Niedergang geweiht ist. Zumindest sagen sie das. Und wie soll Todd auch etwas anderes glauben, wenn alle Bücher verbrannt, die Lehrer vertrieben und jeglicher Fortschritt aus "Prentisstown" verbannt wurde? Dass vielleicht nicht alles stimmt, was Todd im Laufe seines Lebens erzählt wurde, muss er auf die harte Tour lernen als er bei einer Streiftour durch den Sumpf auf ein Loch im Lärm trifft. Und mitten in diesem Loch sitzt ... ein Mädchen. "Was glaubt ihr, hat euch immer weitergehen lassen? Was glaubt ihr, hat euch bis hierher gebracht?" "Angst", antwortet Viola. "Verzweiflung", antworte ich. "Nein", sagt er. "Nein. Ihr seid viel weiter gekommen, als die meisten Leute auf diesem Planeten ihr ganzes Leben lang kommen werden. Ihr habt Hindernisse und tödliche Gefahren überwunden. Ihr habt eine Armee abgewehrt und einen Irren, du hast eine tödliche Krankheit überstanden und Dinge gesehen, die nur wenige sehen werden. Wie glaubst du, hättest du so weit kommen können ohne Hoffnung?" Gegliedert in 6 Teile begleiten wir Todd, seinen Hund Manchee und das Mädchen, das sich als Viola vorstellt, daraufhin über 544 Seiten hinweg bei ihrer Suche nach Antworten. Weshalb gibt es keine Frauen in "Prentisstown"? Was ist nach der Besiedlung von "New World" wirklich passiert? Welche Rolle spielen die "Spackle"? Welchen Plan verfolgen der Priester Aaron und der Bürgermeister Prentiss? Und: gibt es weitere Menschen in den Weiten, die Todd und Viola helfen können? Diese Suche gestaltet sich jedoch weniger als strategische Entdeckungsreise, wie ich zu Beginn noch annahm. Vielmehr wird das Abenteuer der beiden bald zur strapaziösen Flucht vor dem wütenden Mob aus "Prentisstown" und zum ständigen Kampf ums Überleben. Gerade der Mittelteil ist ein einziges Martyrium: Die Figuren leiden und bluten und schwitzen und kämpfen und wenn man gerade gedacht hat, sie haben es endlich geschafft, sind entkommen, sind in Sicherheit, dann leiden, bluten, schwitzen und kämpfen sie noch ein kleines bisschen mehr. Diese Leidensintensität hat das Lesen zwar nicht gerade angenehm gestaltet, die Spannung aber immer hochgehalten und dafür gesorgt, dass trotz einiger Wiederholungen keine Leseflaute aufkommt. "Vielleicht wird unser Schicksal eine andere Wendung nehmen, wenn wir nach links gehen, vielleicht wird sich das Unglück, das auf uns wartet, nicht ereignet, vielleicht wartet am Ende der linken Gabelung das Glück auf uns mit einer warmen Stube und Menschen, die uns lieben, ohne Lärm und ohne Stille, aber mit Essen in Hülle und Fülle, und niemand stirbt dort, niemand, niemals. Vielleicht. Aber ich glaube nicht daran. Ich bin nicht gerade das, was man einen Glückspilz nennt." Ebenfalls zur konstant hohen Spannung beigetragen hat, dass das Buch seine Geheimnisse bis fast ganz zum Schluss für sich behält und den Lesern kaum mehr als kümmerliche Andeutungen und Raum für Spekulationen überlässt. Das hat zur Folge, dass wir die größte Zeit über mit Todd und Viola planlos durch die Weiten der Landschaft stolpern, auf der Flucht vor einer Gefahr, die wir (noch) nicht verstehen. Zwar treiben die vielen offenen Fragen die Geschichte stark voran, ich hätte mir neben der vielen rohen Handlung aber doch ein paar mehr Informationen und ein besser ausgearbeitetes Worldbuilding gewünscht, um eine bessere Vorstellung von Patrick Ness´ Welt zu erhalten, die zwischen Überlebenskampf und verrückten Ideen alles in allem nur eines bleibt: ein grober Umriss. Dadurch, dass wir es hier mit dem ersten Teil einer Trilogie zu tun haben, will ich in diesem Punkt nicht kleinlich sein und hoffe, dass wir in den Folgebänden mit unseren beiden Figuren das Setting weiter erkunden können. "Ich denke darüber nach, wie es wohl ist, in einem Raumschiff auf die Welt gekommen zu sein, einem echten Raumschiff. Wie es ist, zwischen den Sternen aufzuwachsen und zu fliegen, wohin man will, statt auf einem abscheulichen Planeten festzusitzen, auf dem man nicht willkommen ist. Wenn einem ein Ort nicht gefällt, sucht man sich einen anderen. Man ist frei, zu tun und zu lassen, was man will. Oh Mann, was könnte besser sein?" Schade ist aber auch, dass für Gefühle lange Überlegungen oder richtige Gespräche zwischen dem hohen Erzähltempo und der Reduktion auf basale Maßnahmen zum Überleben kaum Platz ist. Die Figuren haben demnach auch nur insofern Zeit, sich zu entwickeln, dass sie sich besser kennenlernen und sich füreinander öffnen. Zu wirklich tiefgründigen Figuren mit Vorlieben, Fähigkeiten, Eigenschaften und Dispositionen werden Todd und Viola demnach während der 544 Seiten leider nicht. Auf der Plusseite sind die beiden sehr jungen Protagonisten (auf Erdjahre umgerechnet sind sie etwa 14 Jahre alt) als "Menschen wie du und ich" dargestellt und werden während ihrer Reise weder zu Helden noch zu Antihelden. Wir können die beiden als Figuren also nur recht schwer fassen, sie sind aber dennoch sehr realistische Durchschnittsmenschen, die langsam abstumpfen, sich oft verrennen und schlussendlich nur überleben wollen, sodass wir nachempfinden können, was sie denken, fühlen und hoffen. "Siedler" und "undichtes Rohr" und "Hildy." "Du denkst oft an deine Frau." "Sie ist der hellste Stern an meinem Himmel, mein Junge. Ich wäre untergegangen in meinem eigenen Lärm, hätte sie nicht ihre Hand ausgestreckt und mich gerettet." Patrick Ness erzählt seine komplette Geschichte aus Todds Ich-Perspektive und nutzt dabei sehr viele direkte Gedanken. die manchmal in langen Satzreihen mit vielen Absätzen oder fließenden Nebensätzen beinahe gedankenstromartig aus dem jungen Erzähler herausströmen. Wie beim "Lärm" - der innovativen, aber gruseligen Grundidee der Geschichte - scheint es hier keinen Filter zu geben, sodass sich die Erzählung sehr erlebnisnah liest, man mit einigen sehr dysfunktionalen, manchmal auch gewalttätigen Gedanken aber auch hadert. Gerade sein Umgang mit Manchee im ersten Drittel der Geschichte hat es mir schwer gemacht, ihn sympathisch zu finden. Diese Art der Erzählweise reißt zwar mit, man ist dem, was passiert aber auch ausgeliefert. Genauso ist es auch mit dem allgemeinen Sprachstil, der recht derb und direkt ist und sich kaum Zeit für Beschönigungen, Erklärungen oder Beschreibungen nimmt. So sagt Todds Hund gleich auf den ersten beiden Seiten gleich siebenmal "Kacken", worauf Todd ihn anbrüllt, er solle "die Schnauze halten". Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass Todd den Leser an einigen Stellen direkt anspricht, indem er Fragen stellt, sein Verhalten erklärt oder sich rechtfertigt. So ist man schon recht bald in einem Zwiespalt zwischen dem Drang, sich etwas von Handlung und Erzähler zu distanzieren und dem mitreißenden Sog durch die erlebnisnahe Erzählweise. "Der Krieg ist ein Ungeheuer", spricht er weiter. "Krieg ist ein Teufel. Wenn er einmal sein Maul öffnet, dann frisst und frisst und frisst er immer weiter." Er blickt mich an. "Krieg macht aus ganz normalen Menschen Ungeheuer." Einige fantastische Horrorelemente - Grusel-Sümpfe, Halluzinationstrips durch eine Infektion, ein immer wiederkommender Antagonist, der nach jeder Verletzung entstellter ist, aber zombiemäßig immer wieder aufsteht - tun ihr übriges und feuern die mulmige, düstere Atmosphäre weiter an. Manche Motive, wie zum Beispiel das des beinahe lebendigen Messers, erscheinen dabei in höchstem Maße surreal, andere wiederum, wie zum Beispiel ungezügelten Aggressionen, religiöser Wahn und männliches Dominanzverhalten, erkennen wir aus unserer Gesellschaft wieder. Angesichts der Fremdartigkeit und Eigenwilligkeit von Handlung, Grundidee und Atmosphäre kann ich mir gerade noch überhaupt nicht vorstellen, wie eine Verfilmung funktionieren soll. Ich bin aber sehr gespannt auf die Umsetzung - vor allem des Lärms und der außerirdischen Kreaturen. Da die Geschichte sehr offen und damit auch sehr frustrierend endet, werde ich bald zu den Nachfolgebänden greifen und bin schon sehr gespannt, was darin noch auf Todd, Viola und uns zukommt. "Das Messer lebt. Solange ich es in der Hand halte, solange ich es benutze, lebt das Messer, lebt, um Leben zu nehmen, aber es muss gezähmt werden, es braucht mich, damit ich ihm sage, wen es töten soll, und es will töten, es will eintauschen und zustoßen und schneiden und stechen und durchbohren, aber ich muss es ebenso wollen, sein Wille muss auch mein Wille sein. (...) Wenn es so weit kommt, werde ich wieder versagen? "Nein", flüstert mir das Messer zu. "Ja", flüstert mir der Wind zu, der über den Fluss weht." Fazit: An Spannung, innovativen Ideen und einer originellen Welt mangelt es der Geschichte nicht, für meinen Geschmack waren jedoch die Figuren zu flach, die Atmosphäre zu eigenwillig und ich hätte mir anstatt der vielen rohen Handlung lieber noch ein paar mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Da es sich hier jedoch um den Einstieg in eine Trilogie handelt, kann das ja noch in den Folgebänden nachgeholt werden...

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Solide Dystopie

Von: Katharina

10.02.2021

Von dem Autor habe ich davor noch nichts gelesen. Da ich sehr gerne Dystopien lese hat mich der Klappentext direkt angesprochen. Auch das Cover hat mir gefallen. Trotzdem dort Menschen drauf sind und ich es sonst nicht so mag. Doch dafür wurde das Filmplakat benutzt.  Da ich gerne den Film sehen wollt, wollte ich auch vorher das Buch lesen. Dieser Buch ist der 1 Band einer Trilogie. Der Schreibstil war für mich sehr ungewöhnlich und ich habe mich erst im Verlauf des Buches langsam daran gewöhnt. Denn die Männer auf dem Planeten sind an einem Virus erkrankt wodurch man die Gedanken hören kann und somit sind diese mit ausgeschrieben worden. Was ja auch logisch ist. Doch dadurch bin aus meinem Lesefluss gekommen. Für mich habe die Gedanken meist keinen Sinn ergeben, da sie so ohne Zusammenhang standen. Das Setting der Geschichte ist sehr detailliert ausgearbeitet und passend zu den Genre. ~Charaktere: Todd ist mir zwar sympathisch gewesen, doch am Anfang des Buches war er sehr naiv, aufgrund seiner Erziehung und dem was ihm vorenthalten wurde. Er macht in dem Buch eine Charakterentwicklung die mir sehr gefallen hat. Man wollte wissen wie er weiter geht und dies mit ihm zusammen erleben. Viola war für mich von Anfang mehr greifbar als Todd. Sie eine Protagonistin die mutig, neugierig und bedacht ist. Sie hat oft Situationen in der sich Todd befand gerettet, in dem sie die Führung übernommen hat. Man merkt den beiden, aber auch an das sie 14 Jahre alt sind und auch so handeln. Beide harmonieren im Buch gut zusammen. ~Handlung: Für mich hatte das Buch ein paar Länge, welche aufgrund des Schreibstil entstanden sind. An sich war die Geschichte sehr spannend und man wollte mehr über die Welt und die Protagonisten erfahren. Doch so ganz konnte mich das Buch nicht mitreißen. ~Fazit : Leider hatte ich einige Schwierigkeiten mit dem Buch, weshalb ich auch nur 3,5/5 ⭐ vergebe.

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"Häufig wollen die Autoren dystopischer Geschichten mit Hilfe eines pessimistischen Zukunftsbildes auf bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen der Gegenwart aufmerksam machen und vor deren Folgen warnen." [𝚉𝚒𝚝𝚊𝚝, 𝚀𝚞𝚎𝚕𝚕𝚎: 𝚆𝚒𝚔𝚒𝚙𝚎𝚍𝚒𝚊] Die Geschichte spielt in Prentisstown - Die scheinbar letzte Siedlung in New World... Die neue Heimat, nachdem es in der alten Welt durch Technik, Krieg und Gewalt nicht mehr auszuhalten war... Lässt einen schon nachdenklich zurück, oder? • Ich war richtig gespannt auf das Buch: Mein erster Science-Fitction-Roman, nach langer Zeit! Doch leider begeisterten mich die ersten Seiten nicht. Der Sprachstil war so anders... Er kam mir fast 'wirr' vor, als wäre jeder Gedanke, der Todd (dem fast 13 jährigem Protagonisten) in den Sinn kam, niedergeschrieben worden. Auch verwendet der Autor oft derbe Ausdrücke, was sehr gewöhnungsbedürftig war. Doch nach ca. 100 (von 544) Seiten kam der Wandel. Ich erkannte, dass der Schreibstil und Ausdrücke einfach zu Todds einfacher Herkunft und zu der Story passen. Es geht in dem Buch darum, dass die Gedanken der Männer für jeden zu hören sind ("Lärm"). Und so macht es Sinn, dass die Geschichte von Todds Gedanken lebt und auch Kraftausdrücke benutzt werden. 𝑵𝒂𝒄𝒉 𝒅𝒊𝒆𝒔𝒆𝒓 𝑬𝒓𝒌𝒆𝒏𝒏𝒕𝒏𝒊𝒔 𝒘𝒂𝒓 𝒊𝒄𝒉 𝒗𝒆𝒓𝒍𝒊𝒆𝒃𝒕! Die Befürchtung, dass ich mich vielleicht daran stören würde, wie jung die Protagonisten sind, war unbegründet. Für mich verhalten Sie sich durchaus nachvollziehbar. Klar manchmal etwas kindisch... Aber wer macht das denn nicht? Also: Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der mal in eine Dystopie eintauchen möchte und sich nicht von einem außergewöhnlichem Schreibstil verschrecken lässt. • (Vielen Dank an @hey_reader und @bloggerportal für mein erstes Rezensionsexemplar!) Folgt mir auf Instagram und findet dort diese und mehr Rezensionen unter @words_betweenworlds

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In einer Welt, in der es keine Frauen gibt und jeder Gedanke hörbar ist, sind Geheimnisse nur schwer zu bewahren. Deshalb trifft es den jungen Todd Hewitt wie einen Schock, als er im Wald auf ein Mädchen trifft. Noch dazu ist sie umgeben von Stille – er kann ihre Gedanken nicht hören. Doch wie kann das sein? Todd muss die Wahrheit herausfinden – bevor es zu spät für ihn ist ... Was für eine Geschichte! Die bereits seit 2009 erschienene New-World-Reihe und auch der Film sind bislang völlig an uns vorbeigegangen. Obwohl wir uns auf den ersten Seiten erstmal orientieren mussten, waren wir schnell gebannt von den Besonderheiten der Welt, die Patrick Ness hier aus dem Hut zaubert. Mitten hineingeworfen in den Alltag von Todd Hewitt, dem letzten Jungen in Prentisstown, wussten wir zunächst gar nicht, wie uns geschieht. Nach und nach löst sich das Rätsel um den Lärm (die Gedanken der Männer). Doch Todd ist auf der Flucht, und daher bleibt keine Zeit, weitere Rätsel zu lösen. Stattdessen stellten sich immer wieder neue Fragen, während wir mit angehaltenem Atem durch die Lektüre rasten. Ness schreibt eindringlich und skizziert vor allem die Landschaften hervorragend. Er versteht es, unbefriedigende Momente seiner Geschichte genau so lange herauszuzögern, bis man glaubt, es nicht mehr aushalten zu können, um einem dann wieder einen Brotkrumen zuzuwerfen. Während wir uns in anderen Dystopien schon lange über die eine oder andere Überraschung geärgert hätten, wirkt hier das Unmögliche plötzlich realistisch. Allerdings sind die gewaltbeinhaltenden Szenen teilweise wirklich heftig und auch eklig, wenn man ein starkes bildliches Vorstellungsvermögen hat. Im Film würden wir sowas jedenfalls nicht sehen wollen. Außerdem ist die dargestellte Gesellschaft sehr heteronormativ, hier hätten wir uns etwas Diversität gewünscht. Charmant wiederum ist, dass wir in Bezug auf die Besiedlung des Planeten immer noch nicht wissen, was wir glauben sollen. Dieser Erzählstrang bekommt hoffentlich in Teil 2 etwas mehr Beachtung –aber hier behalten wir unsere Vermutungen lieber für uns, denn wir wollen niemandem den Spaß verderben. Auch die grafische Umsetzung des Lärms ist schön gemacht, auch wenn dies im eBook natürlich nicht ganz so hervorkommt wie analog. Noch eine Anmerkung zum Schluss: Da es sich hierbei ja um das Buch zum Film handelt, hatten wir die Hoffnung, frühere Ausgaben ergattern zu gönnen, um schnellstmöglich zu erfahren, wie es weitergeht. Leider sind diese jedoch nicht mehr zu kaufen, sodass wir uns wohl gedulden müssen. Wir hoffen sehr, dass diese auch wirklich erscheinen. Unser Fazit: Eine faszinierende Dystopie mit einem fiesen Cliffhanger-Ende. Laut Buchbeschreibung ist die Reihe ab 12 Jahren empfohlen. Wir finden sie dafür aber definitiv zu brutal. Wir geben 4 von 5 Sternen und können Teil 2 nicht erwarten!

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„Chaos Walking“ von Patrick Ness handelt von einer dystopischen Welt namens New World, in der Frauen in Minderheit sind und das stärkere Geschlecht die Macht, die Regeln und die Gesetze bestimmt. Die Männer zeichnen sich durch eine Besonderheit aus, all ihre Gedanken sind transparen und unverborgen. Wie auf dem Präsentierteller leben sie in einer Gemeinschaft, ohne jegliche Privatsphäre. Der Hauptprotagonist Todd nennt Prentisstown sein Zuhause. Er steht als einziger Junge an der Grenze zum Mannesalter. Mit seinen 12 bzw. knappen 13 Jahren muss er den Weg der tödlichen Gefahren beschreiten und sich ins Ungewisse begeben. Die weibliche Hauptprotagonistin stamm nicht von dieser Welt. Der Schicksal führt Viola und Todd zusammen, sodass sie als Verbündete dem Geheimnis von New World auf den Grund gehen. Das Zusammenspiel zwischen den beiden verlief auf einer überschaubaren Ebenen, sie sind zuerst Fremde, doch die ständigen Bedrohungen schweißen sie zusammen. Der Autor erbaut ein solides Fundament aus Freundschaft zwischen ihnen, der ihr Überleben sichert. Es gibt kein Platz für Gefühle in dieser dystopischen Welt. Todd und Viola werden schnell erwachsen und stumpfen immer mehr ab. Todd ist der Erzähler der Geschichte, seine Sicht der Ereignisse war nüchtern und gradlinig. Der Lärm der Männer wurde durch andere Schriftart hervorgehoben, sodass man tatsächlich das Gefühl hatte in Todds Kopf zu sein und den Chaos der Gedanken mitzuerleben. Mit dem Schreibstil bin ich jedoch nicht zu 100% warm geworden. Jedes Mal tat ich mich schwer in die Handlung einzutauchen. Die Handlung an sich entspricht dem Titel, der Weg ist an sich zwar chaotisch, aber mir fehlte es an Dramatik, an dem Schärfegrad der Gefahren und an Aha-Momenten. Möglicherweise lag es an dem zarten Alter der Hauptprotagonisten, dafür fiel aber der Cooldown packender und krasser aus. Insgesamt lässt sich sagen, dass der Anfang und Mittelteil fade ausfällt, dafür ist das Ende und der Cliffhanger spannend. Ich würde auf jeden Fall Band 2 lesen wollen, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Und die Verfilmung lasse ich mir auch nicht entgehen.

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Der Einstieg in „Chaos Walking“ ist mir zunächst schwer gefallen. Ich musste mich erst in der dystopischen Welt zurecht finden und mich mit der Geschichte und dem Schreibstil akklimatisieren. War das einmal gesehen, hat mir die Story allerdings von Seite zu Seite besser gefallen. Eine actionreichen und spannende Handlung trifft auch interessantes Word- und World-Building, das mich sehr überzeugen konnte. Auch mochte ich die Dynamik zwischen den Protagonisten Todd und Viola sehr. Der außergewöhnliche und kreative Schreibstil hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Insgesamt bekommt die Geschichte von mir 4,5 von 5 Sternen. Ich freue mich sehr auf die Verfilmung, aber vor allem auf die folgenden Bände, der Cliffhanger war nämlich echt ziemlich fies!

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