Nachdem Franz Hohler vor 30 Jahren seinen ersten Gedichtband veröffentlichte mit dem Titel Vierzig vorbei, wendet er sich nun – aus gegebenem Anlass wohl – dem Thema zu, welches in der Prosa-Literatur eher ein Tabu ist: dem Älterwerden. Die Dichter befassen sich mehr damit.
Ob gereimt oder in lyrischer Prosa, immer bringt bringt Hohler die Dinge auf den Punkt. Die Verse erscheinen, als ob sie ihm einfach aus der Feder geflossen wären, so locker und leicht lesen sie sich, lassen sie sich laut vorlesen. Mal schaut Franz Hohler genau hin, nennt die Dinge beim Namen, mal verpackt er sie in Bilder, die dem so gern gemiedenen Thema Würde und Schönheit geben.
Da wirbeln sie
braun und vertrocknet
über die Dächer
drehen sich tanzend
[…]
Zwar ist das Bild des welkenden Blattes nicht neu, viele Dichter haben es verwendet, um das Alter zu beschreiben, trotzdem wirkt es nicht verbraucht oder zu herkömmlich. Eine wunderbare Melancholie zieht sich durch die Gedichte, nicht ohne dabei den Witz zu vergessen. Fragen werden gestellt und geschaut, was sein könnte, hätte sein können und noch ist. Das alles passiert in verschiedenen Sprachen: Deutsch, Französisch, Mundart, Englisch und sogar Altgriechisch – Ein wunderbares Potpourri.
Fazit:
Melancholie nicht ohne Heiterkeit, offengelegte und auf den Punkt gebrachte Einsichten zum Älterwerden, Tiefgang in Versform – ein wunderbares Buch. Absolute Leseempfehlung!