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Rezensionen zu
Das ausgeglichene Gehirn – Was uns die Neurowissenschaft über mentale Gesundheit verrät

Camilla Nord

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€ 25,00 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

Wie entsteht Wohlbefinden im Gehirn? Welche Hormone werden ausgeschüttet, wenn wir uns zufrieden fühlen und was können wir aktiv tun, um Wohlbefinden wiederherzustellen, wenn es uns schlecht geht? In ihrem Buch Das ausgeglichene Gehirn ( in der deutschen Ausgabe jetzt erschienen beim Kösel-Verlag ) geht die britische Neurowissenschaftlerin Dr. Camilla Nord genau diesen Fragen auf den Grund und beleuchtet das Thema mentale Gesundheit aus neurowissenschaftlicher Perspektive. Sie erklärt die zentralen Zusammenhänge zwischen Körper und Geist auf unterhaltsame und auch für fachfremde Personen leicht verständliche Weise. Die Wissenschaftlerin leitet das Mental Health Neuroscience Lab an der University of Cambridge und untersucht dort den Einfluss des menschlichen Gehirns auf unsere seelische Gesundheit. In ihrem Buch zeigt sie anhand vieler Experimente auf, wie neurochemische Prozesse, die mit unserem gesamten Körper in Verbindung stehen, unsere Psyche beeinflussen. In dem Kapitel Die Körper-Hirn-Achse erklärt sie beispielsweise, wie stark unser Darm, Immunsystem und Mikrobiom mit unserem mentalen Wohlbefinden zusammenhängen, um dann im darauf folgenden Teil des Buches konkret darauf einzugehen, wie ein Lebenswandel in Bezug auf Ernährung, Sport oder Schlaf uns dauerhaft besser fühlen lassen kann. Wer sich wissenschaftlich fundiert mit dem Thema mentale Gesundheit auseinandersetzen und gleichzeitig etwas über Methoden zur Verbesserung des eigenen seelischen Wohlbefindens lernen will, der liegt mit Das ausgeglichene Gehirn genau richtig. Das Buch beginnt in einem ersten Teil mit einer Darlegung der neurowissenschaftlichen Grundlagen und erklärt, wie sich psychische Gesundheit zusammensetzt. Die Autorin wählt dabei einen ganzheitlichen Ansatz und bezieht nicht nur neurochemische, sondern auch körperliche Prozesse und den individuellen Lebensstil mit ein. Im zweiten Teil wird dann der Frage nachgegangen, wie wir unser Gehirn aktiv unterstützen können, um gesund zu bleiben oder es zu werden. Entgegen vieler anderer Ratgeberbücher zu diesem Thema, bemerkt die Autorin ganz klar, dass nicht jeder Tipp auch jedem hilft. Doch wer ein breites Arsenal an wissenschaftlich fundierten und leicht umsetzbaren Tipps und Ratschlägen sucht, der ist mit diesem Buch auf jeden Fall gut bedient.

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Mal wieder ein Buch über das Gehirn und die Neurowissenschaft. Geht es in der Masse ähnlicher Publikationen unter? Meine Antwort lautet: “nein”! Wir haben es hier mit einem besonderen, vielleicht sogar mutigen Projekt zu tun. Für eine Einführung in die Gehirnforschung ist die Fragestellung viel zu speziell. Für ein populärwissenschaftliches Sachbuch geht es zu sehr in die Tiefe, ins Detail. Für ein lupenreines Fachbuch ist der Schreibstil ein wenig zu persönlich, zu journalistisch. Für ein Ratgeber-Buch sind die dargestellten Zusammenhänge zu komplex und die Schlussfolgerungen bzw. Empfehlungen nicht plakativ genug. NORD entzieht sich also mit ihrem Buch einer klaren Zuordnung – aber was sagt das über die anvisierte Zielgruppe aus? Man könnte diese wohl am ehesten in pädagogischen, psychologischen, therapeutischen oder medizinischen Fachkreisen vermuten – oder bei sehr interessierten Laien, die gerne mal unter die Oberfläche tauchen. In ihrem Labor (in Cambridge) untersucht NORD die Interaktion zwischen Gehirn und Körper bei neuropsychiatrischen Störungen und greift dabei auf kognitive und computergestützte neurowissenschaftliche Methoden zurück. Mit dieser Publikation verfolgt die Autorin durchaus einen weitgehenden Anspruch: Sie will die Leserschaft davon überzeugen, dass bestimmte grundlegenden neuronale Prozesse nicht nur entscheidenden Einfluss sowohl auf körperliche als auch auf psychische Störungen haben, sondern dass deren Verständnis auch die Basis für eine neue Qualität therapeutischer Interventionen bilden kann. Ihr Endziel ist dabei ein möglichst individualisiertes Vorgehen, das medikamentöse und psychotherapeutische Maßnahmen auf die jeweils spezifischen neurologischen Ausgangsbedingungen ausrichtet. Man merkt dem Buch von der ersten Seite ab an, dass hier ein sorgfältig strukturiertes didaktischen Konzept verfolgt wird. NORD widmet sich zunächst den Phänomenen “Lust” und “Schmerz”, erläutert dann die Prinzipien der “Erwartungshaltung” und des “Vorhersagefehlers” und kommt dann auf den Aspekt “Motivation/Antrieb” zu sprechen. Dahinter steht der Grundgedanke, dass die Fähigkeit, angenehme Zustände anstreben (und Schmerz regulieren) zu können ein Fundament für psychische Gesundheit darstellt – und dass dabei immer eine Verzahnung von physiologischen und kognitiven Aspekten eine Rolle spielt. NORD führt uns in das komplexe Zusammenspiel der Neurochemikalien ein und demonstriert insbesondere am Beispiel der Depression das Ineinandergreifen von Körper, Gehirn, Kognition und Psyche, das bei verschiedenen Menschen zu ganz unterschiedlichen “Schaltkreisen” (z.B. im Lern- und Belohnungssystem) führen kann – und damit auch zu einer unterschiedlichen Wirksamkeit von Therapien. In einem eigenen Kapitel über Antidepressiva wird hierzu detailliertes und fundiertes Wissen geliefert. Die zentrale Bedeutung von Erwartungen für Gesundheit und Wohlbefinden wird im Kapitel über die Placebo-Wirkung weiter vertieft. NORD ist überzeugt, dass ohne die Veränderung von konkreten Erwartungen und allgemeinen Glaubenssätzen/Weltsichten keine Heilung psychischer Störungen möglich ist. Dabei ist für sie letztlich zweitrangig, ob die entscheidende Veränderung durch Medikamente, Elektrostimulation, Psychedelika oder kognitive Verhaltenstherapie herbeigeführt werden (am besten wäre immer eine Kombination). NORD geht so weit, dass sie nicht nur die Grenzen zwischen den Einflussfaktoren ebnet, sondern auch die klare Trennung zwischen den gängigen Störungsbildern in Frage stellt. Sie ist mehr an den konkreten beteiligten Regulationskreisen und ihrer Beeinflussbarkeit interessiert als an klassischen Diagnosekriterien. Mit den Spezialkapiteln über klassische und moderne Elektrostimulation, über den Einsatz psychedelischer Drogen und die Bedeutung von Lebensstil (Bewegung/Ernährung) löst NORD endgültig den Anspruch ein, einen aktuellen und anregenden Überblick über den Zusammenhang zwischen Neurowissenschaft und psychischer Gesundheit vorzulegen. Sympathisch ist dabei, dass NORD durchweg vorsichtig und differenziert argumentiert: Immer wieder warnt sie vor zu schnellen und einseitigen Schlussfolgerungen, mahnt Zurückhaltung und weitere Forschung an. Hier möchte niemand den Stein der Weisen verkünden, hier wird kein neuer Therapieansatz gehypt. NORD stellt eine spezielle Sichtweise vor, durch die sich die Frage nach dem Vorrang von Psyche und Gehirn endgültig erledigt. Sie zeigt eher eine vielversprechende Forschungsperspektive vor als eine fertige Lösung: “Science in progress”! Ein bisschen Selbsthilfe ist dann am Ende doch dabei – aber auch das geht sympathisch unaufgeregt und abgewogen vonstatten. Nein – dieses Buch geht nicht in der Masse der Gehirn-Erklärungs-Werke unter. Es ist ein mutiges und aufklärerisches Buch, weil es in die Tiefe geht, aber letztlich einfache bzw. endgültige Antworten vorenthält.

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