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Rezensionen zu
Erste Person Singular

Haruki Murakami

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Was soll ich über mein erstes Date mit Murakami sagen. Stell die vor, du sitzt in einer schummrigen Kneipe am Tresen. Neben dir ein fremder Mann, sein Blick gedankenversunken im Bier vor ihm. Asiatische Züge, nicht mehr ganz jung. Er scheint die Stille zu genießen, doch beginnt er dir Geschichten zu erzählen. Zunächst nur harmloses Alltagsgeplauder, das sich langsam mit alten Erinnerungen vermischt. Er erzählt von einer verflossenen Liebe, über Musik, seine Lieblingsbaseballmanschaft. Nach ein paar Gläsern Bier gerät er ins Philosophieren, will, dass du dir die Existenz eines Kreises vorstellst, der viele Mittelpunkte aber keine Begrenzung hat. Dann über eine Bossa Nova Platte eines Jazzmusikers, die aber nie existierte. So langsam runzelst du die Stirn. Vor allem bei der Geschichte von dem Affen, der Frauen den Namen stiehlt. Ganz am Ende hadert er noch mit seinem eigenen Ich – der ersten Person Singular. Dann wirft er einen letzten Blick in den schalen Rest Bier und geht. So in etwa ist mein Date verlaufen. Nicht in rasender Geschwindigkeit, eher ganz gemächlich. Ich mochte seine leisen, melancholischen Töne, durch die hin und wieder ein Funken Humor durchblitzte. War gefangen von seinen bildhaften Worten. Ich sah den Affen mit einem Bier auf seinem Bett sitzen. Es war ein Leichtes, mir die pulsierende Metropole Tokio vorzustellen oder das Mädchen, das mit einer Beatles Platte unterm Arm durch ein Schulgebäude läuft. Aber ich war mir nie ganz sicher, ob er nun von sich sprach und die Geschichten tatsächlich so stattfanden, wo er anfing zu flunkern und letztlich ins Reich der Fantasie abdriftete. Hin und wieder fiel ihm bei einer Erinnerung schon wieder die nächste ein, verwirrte mich an manchen Stellen und ließ mich am Ende sehr nachdenklich zurück. Ich warf einen letzten Blick auf sein stehengelassenes Bier und bemerkte erst jetzt das Gekritzel auf dem Bierdeckel. »… mitunter begeben sich ferne Erinnerungen auf eine lange Reise zu mir und erschüttern mich bei ihrer Ankunft mit ungeahnter Heftigkeit. So wie ein nächtlicher Sturm im Spätherbst die Blätter im Wald herumwirbelt … und heftig an den Türen der Häuser rüttelt.« S.167 Ich stecke seine Notiz ein, verlasse die Kneipe und hoffe, Murakami bald wieder zu begegnen.

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Murakami ist für mich wie Licht und Schatten. Ebenen kreuzen und verbinden sich. Neue Welten eröffnen sich. Murakami lesen bedeutet für mich, in einer anderen Dimension zu denken. Jede Kurzgeschichte beginnt scheinbar alltäglich, aber dennoch durchaus interessant und entwickelt eine ganz besondere Anziehungskraft. Am Ende lauert manchmal ein abschließendes Fazit oder Fragen tauchen auf, die den Gedankenstrudel noch einmal in Fahrt bringen. Einige davon enthalten klar erkennbare autobiographische Inhalte. Es geht um Liebschaften, Baseball, einen seltsamen Bruder, einen sprechenden Affen und Masken. Der Kurzgeschichtenband liest sich schnell und flüssig. Ein überraschender Buchsnack, der mich den Alltag vergessen hat lassen. Die Welt von Murakami bietet mir noch so viel mehr und darauf muss ich mich jetzt wirklich einlassen. Einzig und allein die Geschichte Carnaval ist mir negativ aufgefallen. Immer und immer wieder wird darin betont wie hässlich diese Frau ist, die er kennengelernt hat und die er ohne jegliche sexuelle Anziehung sehr geheimnisvoll findet. Trotz dieser Kritik kann ich „Erste Person Singular“ nur empfehlen!

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