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Rezensionen zu
„Deutschland, deine Kolonien“

Eva-Maria Schnurr, Frank Patalong

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guter Ansatz zur Aufarbeitung

Von: meine.literaturliebe

16.02.2023

Deutscher Kolonialismus wurde lange Zeit aus und von der Gesellschaft verdrängt. Nach vielen Meinungen war die Kolonialzeit im Vergleich zu anderen Mächten recht kurz und damit humaner. Besetzte Gebiete in China, Namibia, Tansania, Kamerun und weiteren Staaten in Afrika wurden gar mit Entwicklungshilfe begründet. Diese Verharmlosung führt sicherlich dazu bei, dass die Kolonialgeschichte bis heute nicht vollständig aufgearbeitet wurde. Das Buch eignet sich insbesondere zum Einstieg und für Jugendliche. In kurzen Beiträgen und Interviews wird ein grober Einblick in die Kolonialzeit vermittelt. Genozid, Forschung von Medizinern wie etwa Robert Koch aber auch Raubkunst, die bis heute in deutschen Museen liegen, sind nur ein paar Beispiele der Betroffenen. Die einzelnen Kapiteln habe ich unterschiedlichen wahrgenommen. Zu einigen Themen habe ich mir mehr, zu anderen weniger Informationen gewünscht. Im Ganzen vermittelt das Buch aber einen interessanten (ersten) Eindruck und ist ein guter Ansatz zur Aufarbeitung.

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Es wird nicht viel über die ehemaligen Kolonien Deutschlands gesprochen. Vielleicht weil diese Episode der deutschen Geschichte nur kurz währte, vielleicht weil die Grauen des Dritten Reichs alles andere überschatteten. Doch Deutschland hatte tatsächlich mehrere Kolonien, vom Jahr 1884 bis zum Ersten Weltkrieg. Und was dort geschah ist alles andere als ruhmreich. Erste Anfänge gehen zurück ins 17. Jahrhundert, doch erst am Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Invasion und Übernahme von Ländern in Afrika, China und der Südsee größere Ausmaße an. In Namibia lebten im Jahr 1914 gar 12.000 Deutsche. Trotzdem ist diese Kolonialherrschaft bis heute nicht genügend aufgearbeitet worden. Die vielen Opfer bekamen außerdem größtenteils keine Entschädigungen für die erlittene Ausbeutung und Unterdrückung. Doch das Erschreckende an diesem Kapitel in der deutschen Geschichte ist, wie sich diese Zeit in der Naziherrschaft fortsetzte und bis in unsere heutige Zeit Auswirkungen zeigt. Dieses Buch enthält 27 Artikel, die auf verschiedene Aspekte dieser Kolonialgeschichte Deutschlands eingehen. Die Themen sind ganz unterschiedlich – vom Gerichtsprozess eines afrikanischen Prinzen, über Prügelstrafen und medizinische Versuche, bis hin zu Kunstwerken der Unterdrückten, ist die Themenvielfalt groß. Wichtige Begriffe werden erklärt, Bilder lockern den Text auf, und im Anhang finden sich übersichtliche Informationen über die kolonisierten Länder und den zeitlichen Ablauf. Besonders die Stellen, an denen Menschen aus den unterdrückten Völkern zur Sprache kommen, sind sehr bewegend. Das Buch wäre sicher noch ansprechender, wenn diesen Stimmen einen größeren Raum gegeben würde. Auf jeden Fall ist es ein Buch, das zum Nachdenken anregt und die Frage laut werden lässt – warum waren diese Gräueltaten möglich? Wo bin ich selbst von einem Denken geprägt, das nicht jedem Menschen den gleichen Wert beimisst? Fazit: Gut aufgearbeitet, geht dieses Buch auf ein zu wenig beachtetes Thema der deutschen Geschichte ein. Sehr empfehlenswert!

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