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»Mein bester letzter Sommer« von Anne Freytag bei Heyne fliegt

Anne Freytag im Interview zu ihrem Buch »Mein bester letzter Sommer«

© Michael Tasca / Studio Tasca
„In meinen Geschichten geht es meistens um Entscheidungen. Die, die wir treffen, oder eben nicht. Es geht immer darum, warum man etwas nicht tut und was einen zurückhält. Bremsen wir uns selbst? Oder übergeben wir die Zügel? An andere Menschen oder doch der Angst? Ich mag ernste Themen.“
(Anne Freytag)

In einem exklusiven Interview erzählt Anne Freytag über ihre Leidenschaft für Musik und ihre Liebe zu Italien. Sie verrät, warum Tessa und Oskar füreinander geschaffen sind und weshalb es so schwer ist, Abschied von seinen Romanfiguren zu nehmen.
Unter deinem Pseudonym Ally Taylor hast du bisher prickelnde New-Adult- und Liebesromane geschrieben. Was hat dich dazu gebracht, dich jetzt in deinem neuen Roman „Mein bester letzter Sommer“ einem so ernsten Thema zu widmen?

Ich hatte bis 2013 drei „ernstere“ Romane geschrieben. Romane, die das Leben widerspiegeln – Menschen und Fehler. Ich mag ernste Themen.

Ende 2013/Anfang 2014 hatten Adriana Popescu und ich spontan die Idee zu einer gemeinsamen Reihe. Wir wollten einmal etwas völlig anderes schreiben. Uns mal an etwas Neuem versuchen. Prickelnde Liebesgeschichten. Es war anfangs nur eine Spielerei, nicht mehr. Aber dann haben wir angefangen und es hat riesigen Spaß gemacht. Das jeweils erste Buch der „Make it Count“-Reihe hat sich fast wie von selbst geschrieben. Viele Leser lieben genau solche Geschichten. Geschichten zum Träumen. Mit Happy Ends. Geschichten, bei denen es um Liebe geht und das Prickeln und Knistern. Um das paradiesische Setting. Sie wollen Romane zum Abschalten und sich Wegträumen. Es ist schön, das zu schreiben – aber eben nicht immer und ausschließlich. Genauso will man aber auch nicht immer nur „real“ schreiben. Manchmal ist es schön, sich nach Hollywood zu verziehen und Romane zu schreiben, die in Welten spielen, in denen alle Männer durchtrainiert und sexy sind, die Frauen attraktiv und das Leben ein einziges Drama, gespickt mit ein paar Lachern und einer Story, die an die Lieblingsserie erinnert.

Bei einem neuen Freytag soll man nie wissen, wie die Geschichte zu Ende geht – weil das Leben unberechenbar ist und einfach tut, was es will. Bei Ally Taylor darf es gut gehen. Da schneit es an Weihnachten. Ganz einfach, weil es so sein soll.

Zusammenfassend denke ich, kann man sagen, dass Ally Taylor für Liebesgeschichten steht und Anne Freytag mit ihren Lebensgeschichten dagegen hält.

Tessa, die Protagonistin aus deinem Roman, ist ein sehr rationaler Mensch. Gefühlen hat sie bisher kaum Platz in ihrem Leben eingeräumt, stattdessen hat sie an einem genauen Lebensplan gearbeitet. Was hat Oskar, das Tessa vom ersten Augenblick an so fesselt und ihr Gefühlsleben auf einmal so durcheinanderwirbelt?

Tessa und Oskar finden etwas im jeweils anderen. Etwas, das ihnen immer gefehlt hat. Wenn man so jung ist, ist alles so viel intensiver. Die erste Liebe überrollt dich wie eine Welle und wirft dich zu Boden. Sie kommt aus dem Nichts und dann ist sie plötzlich überall, umgibt dich. Alles spielt verrückt. Deine Hormone, deine Gedanken. Als wäre dein Körper plötzlich anders. Ein einst vertrautes Instrument, das auf einmal macht, was es will. Du verlierst die Kontrolle. Tessa verliert die Kontrolle. Und genau das musste ihr passieren.

Im Prolog teilen die Beiden einen Moment, der eigentlich nichts Intimes hat, aber durch ihre gegenseitige Anziehung zu etwas Intimem wird. Klar, gefällt er ihr – und wer könnte es Tessa verdenken? – aber es sind nicht nur seine tollen Augen, oder die schönen Lippen, oder die Tatsache, dass er breite Schultern hat. Es ist die Tiefe in seinem Blick. Es ist die Art, wie er sie anschaut. Oskar sieht sie. Nur sie. Und als er dann lächelt, ist es um sie geschehen.

Oskar ist ein positiver und lebensfroher Mensch. Als er von Tessas Krankheit erfährt, baut er seine Beziehung zu ihr weiter aus anstatt auf Distanz zu gehen. Viele hätten nicht den Mut, einen todkranken Menschen, der einem noch fast fremd ist, in den letzten Tagen seines Lebens zu begleiten. Was macht Oskar so gefühlsstark? Was hat Tessa, das ihn dazu bringt, sich für sie aufzuopfern?

Anfangs ist Oskar keineswegs so positiv und lebensfroh – das ist er ihretwegen. Weil er sich in sie verliebt. Oskar fällt diese Entscheidung nicht rational. Er sieht sie nicht als fremd und er sieht es auch nicht so, dass er sie in ihren letzten Tagen begleitet. Er empfindet es nicht als aufopfernd – klar weiß er, dass sie sterben wird, aber er hat doch keine Ahnung, wie hart es für ihn wird, wenn es erst einmal so weit ist. Er kann es sich nicht vorstellen. Alles, was er will, ist in ihrer Nähe zu sein. Was bleibt ihm also für eine andere Wahl?

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder „Hals über Kopf zum ersten Mal so richtig verliebte Jugendliche“ sich genauso entscheiden würde wie Oskar. Wenn die Liebe einmal da ist, kann man nicht mehr so tun, als wäre sie das nicht. Man ist süchtig danach. Und fühlt sich auf eine überirdische Art lebendig. Dieses Gefühl will man für immer behalten. Auch Oskar. Aber das kann er leider nicht. Und erst als es soweit ist, wird ihm klar, was er sich da angetan hat. Dennoch denke ich nicht, dass er seine Entscheidung bereut. Nicht eine Sekunde lang.

Musik spielt in Tessas Leben eine sehr große Rolle und begleitet Tessa und Oskar auch auf ihrer Reise durch Italien. Welche Beziehung hast du persönlich zur Musik?

Musik berührt uns. Vielleicht nicht alle und auch nicht jedes Lied, aber die meisten von uns reagieren instinktiv auf Musik. Es gibt Lieder, die an Erinnerungen und Gefühle gekoppelt sind, die sich in unser Gedächtnis eingenistet und wie eine unsichtbare Tätowierung in unsere Großhirnrinde gebrannt haben. Jeder hat ein musikalisches Tagebuch, ohne es schreiben zu müssen. Das Leben schreibt es für uns. Unsere Erinnerungen tun das.

Ich nenne in meinen Romanen gerne die Titel, die ich gehört habe, als ich sie geschrieben habe. Bei den „Make it Count“-Romanen habe ich das bereits getan und ich würde mich freuen, wenn es zu einer Art Tradition wird. Im Laufe der Zeit haben mich ziemlich viele Leser angeschrieben und sich für die Musik bedankt. Sie haben mir geschrieben, dass sie manche Lieder mit meinen Büchern verbinden und das finde ich unglaublich toll.

Die Auswahl der Teskar-Playlist ist natürlich nur ein klitzekleiner Ausschnitt musikalischer Kulinarik, aber vielleicht entdeckt der eine oder andere Leser ja etwas Neues für sich. Vielleicht wird ein Song zum Favoriten oder zu einer persönlichen Erinnerung. Wenn es so ist, würde es mich freuen.
Tessa träumt davon, nach Italien zu reisen. Oskar erfüllt ihr schließlich ihren Traum und nimmt sie mit auf ihre letzte Reise. Warum hast du ausgerechnet Italien als Ziel für das junge Paar gewählt?

Weil Italien Italien ist. Weil ich Italien liebe. Weil Italien alles hat: Die Mentalität, das Wetter, das wunderbare Essen und die reiche Kultur. Ich liebe die Städte mit ihrer bewegten Geschichte. Und den Stolz der Italiener. Den Klang ihrer Sprache, das „Dolce Far Niente“, ihr weltberühmtes Temperament.

Italien hat einen ganz besonderen Charme und einen wichtigen Platz in meinem Herzen. Eigene Urlaube, das Gefühl der Kindheit, Erinnerungen an Sommerferien ... ich liebe Italien. Ich liebe dieses Land. Und ich wollte, dass Tessa die letzte Reise bekommt, die sie verdient hat. Es musste einfach Italien sein. Mir kam ehrlich gesagt nie ein anderes Land in den Sinn.

Du selbst kommst aus München und auch Tessa und Oskars Liebesgeschichte beginnt und endet in München. Tessa ist gerade unterwegs zum Café Neuhausen, wo sie sich mit Oskar treffen will, als ihr Herz kurzzeitig versagt. Damit erhält das Café Neuhausen eine besondere Bedeutung. Gibt es etwas, das dich mit diesem Ort verbindet?

Manchmal sitze ich in meiner Wohnung und beobachte die Wände dabei, wie sie immer näher kommen. An solchen Tagen packe ich meinen Laptop und flüchte ins Café Neuhausen. Es ist wie mein zweites Wohnzimmer. Mein Arbeitsplatz. Mein Büro. Mittlerweile wissen die Mitarbeiter, dass ich immer an einem Tisch neben einer Steckdose sitzen will und sie halten mir einen frei. Sie lächeln, wenn ich ankomme, weil sie wissen, dass ich fast den ganzen Tag bleiben werde.

Ein Großteil von „Mein bester letzter Sommer“ ist dort entstanden. Ich habe gelacht und geweint und war froh darum, nicht allein zu sein. Vielleicht habe ich die heiße Schokolade gebraucht, um bis zum Ende durchzuhalten. Nur die letzten Kapitel habe ich nicht dort geschrieben. Aus Rücksicht auf die anderen Gäste. Ich denke, die heulende Frau mit den Kopfhörern am Laptop hätte sie vermutlich etwas verstört.

Ich wollte danke sagen. Es war das Mindeste, dass ein Kapitel dort spielt.

Im Laufe des Schreibens wachsen einem die Figuren sicher sehr ans Herz. Fällt es dir schwer, von deinen Figuren Abschied zu nehmen?

Ich muss zugeben, dass ich mich normalerweise relativ gut und schnell von meinen Protagonisten verabschieden kann. Ich habe ihnen alles von mir gegeben. Ich habe mit ihnen gelitten und sie mental in die Arme genommen. Ein paar Monate meines Lebens gehörten ihnen.

Außerdem sind sie ja nicht gestorben – also, die meisten von ihnen. Ich denke immer wieder an sie und frage mich, wie es ihnen geht und was sie so machen – in meiner Welt sind sie schließlich echt. Aber ich weine ihnen nicht nach. Ich habe sie begleitet und ich liebe sie. Aber dann sind neue Figuren dran und ich bin voll und ganz bei ihnen.

Bei Tessa und Oskar war das anders. Schwerer. Vermutlich, weil es bei Tessa ein endgültiger Abschied war. Das hat ziemlich wehgetan. Ich habe auch beim achten Mal lesen noch um sie geweint. Ich liebe sie. Und ich liebe Oskar. Ich leide sehr mit ihm. Also ja, dieses Mal fällt es mir schwer, mich zu verabschieden. Verdammt schwer. Deswegen steht jetzt wieder ein Happy End auf dem Plan. Ally ist in den Startlöchern. Und ich denke, das ist gut so.

Mein bester letzter Sommer

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