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Rezensionen zu
Grüner Mars

Kim Stanley Robinson

Die Mars-Trilogie (2)

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Überaus detailreich bis (fast) zum letzten Staubkorn, bis hin in Bodenfaltungen und Bodenverwerfungen, über vulkanische Höhenzüge, durch breite, öde Landschaften hin zum Südpol des Mars, das ist die Welt der in den frühen 90er Jahren erschienen „Mars-Trilogie“ Robinsons. Ein Ort des Terra-Forming, der Besiedlung, aber auch der Auseinandersetzung eben genau über die Art der Nutzung und Gestaltung des Mars. Während „Die ersten Hundert“, die Besiedler des Mars, mit wenigen „Anpassungen“ ihre Idee und Vision eines wirklich auch „neuen Lebens“ verwirklichen wollten, gerieten sie in Konflikt mit den industriellen und staatlichen Stellen der großen Konzerne und der tonangebenden Obrigkeit. Dieser Bürgerkrieg ging verloren, mehr oder minder verdeckt leben die Rebellen in der Polregion des Mars. Während die offizielle Besiedlung und das Terraforming (quälend langsam) vorangeht. Doch nun scheint eine (heimliche) Verbindung gewünscht, zwischen den Interessen eines der größten Konzerne der Erde, „Praxis“, in Person seines Gründers und Vorstandes William Fort. Er sendet Art als seinen neuen Mitarbeiter auf den Mars, um Kontakt aufzunehmen zu den verborgenen Aufständischen. Zu einer Zeit, in der der neue Weltraumaufzug fertig gestellt wird, zu einer Zeit, in der alles ruhig scheint. Auf der Erde und dem Mars. Aber Fort ist ein Mann des weit nach vorne gerichteten Blickes. Ein Blick der den „LZI“, den „Landeszukunftsindex“ fokussiert. Aber ob dies „dem Untergrund“ auf dem Mars bewusst und recht wäre? Oder ob noch andre Beteiligte ein doppeltes Spiel spielen? Nun aber entsteht kein Thriller im üblichen Sinne oder eine Art „Star-Wars auf dem Mars“, sondern Robinson nutzt die volle Breite seiner Trilogie für eine hintergründige und nachhaltige Darstellung dessen, was den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft ausmachen kann, welche Formen der sozialen Strategie denkbar sind, wie sich Gesellschaften in Frühzeiten einer Besiedlung entwickeln, welchen Formen sie folgen könnten und welche Begrenzungen durch Naturgesetze ihnen auferlegt sind. Wie daraus folgt, zu klären, welcher Umgang mit den gesetzten Bedingungen möglich ist, welche Intentionen die Wirtschaft antreibt, wie die Natur selbst „geformt“ werden kann. So, wie sich jene riesige Baumaschine, „Das Biest“, in fast quälender Langsamkeit auf ihren Weg des Aufräumens beginnt, so schlägt auch Robinson ein sehr ruhiges, breites, Landschaft und Personen, Verhältnisse untereinander und große Pläne gegeneinander darstellendes Erzähltempo an. Eine Art des Erzählens, auf die man sich tatsächlich einlassen können muss, um die vielfachen Facetten des Autors, die inneren Wendungen und äußeren Entwicklungen des Planeten und der beteiligten Menschen in ihrer minutiös durchdachten Entfaltung zu erleben. Wobei manches Mal die seitenweisen Schilderungen von Landschaften oder des Abwartens oder der biologischen, chemischen oder wirtschaftlichen Erläuterungen bei aller Freude an der fundierten Darstellungsweise des Autors doch hier und da echte Geduldsproben bei der Lektüre mit sich bringen. Ein wenig Straffung zumindest hätte auch diesem zweiten Teil der Trilogie gutgetan. Dennoch, eine faszinierende Lektüre, in der man sich durchaus für längere Zeit verlieren kann.

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Grüner Mars

Von: ralfreitze

24.01.2016

Der zweite Teil der Marstrilogie von Kim Stanley Robinson knüpft an die gescheiterte Revolution des Jahres 2061 an. Die ‘Marsterroristen’ arbeiten im Untergrund; die sieben großen Konzerne versuchen den Mars auszuschlachten, mit mehr oder weniger brutalen Mitteln. Zwischen den ersten hundert Wissenschaftlern, die auf dem Mars landeten, entfacht sich auch ein Streit, wie der Mars zu behandeln ist. Terraforming – ja, aber wie schnell soll so etwas passieren und wie sieht es mit dem moralischen Aspekt bei einer Umwandlung einer Jahrmilliarden alten Welt aus? Viele sprechen sich für eine schnelle Änderung in eine neue Erde aus: “Warum nicht hier einen Versuch mit einem optimalen Ökosystem wagen, Ann? Ohne Lebewesen kann man nicht von Ökosystemen sprechen. Was vor uns hier auf dem Mars war, war keine Ökologie, sondern nur Geologie. Man könnte sogar behaupten, dass es hier vor langer Zeit den Anfang einer Ökologie gegeben hat und dass dann etwas schiefgegangen ist und alles erfror, und dass wir sie jetzt gerade wieder anregen.” Die Angesprochene Ann ist eher eine Verfechterin der ‘Nichteinmischung’, sie möchte den Mars unberührt lassen. “Sie knurrte und er hielt inne. Er wusste, dass sie an eine Art von innerem, natürlichem Wert der mineralischen Relität des Mars glaubte. Das war ihre Version von dem, was die Leute als Landschaftsethik bezeichneten, aber ohne die Land-Biota. Man könnte es Stein-Ethik nennen. Ökologie ohne Leben. In der Tat ein intrinsischer Wert.” Die Revolutionäre sammeln sich, um frei zu sein, eine neue Kultur zu gründen. Im Jahre 2124 ist schon eine neue Generation auf dem Mars geboren, die anders ist, größer und an die Lebensbedingungen angepasst, freier. Mit Hilfe der ‘Alten’, die durch die im ersten Band angewandten lebensverlängerten Maßnahmen noch leben, soll eine neue Mars-Gemeinschaft aufgebaut werden. Bei der ersten Zusammenkunft der Rebellen wird in wochenlangen Diskussionen eine Art Magna Charta erstellt. Diese soll alle Gedanken aller Bewegungen vereinen. In der Zwischenzeit schmelzen auf der Erde die Polkappen und es kommt zu einer Erhebung des Meeresspiegel um 6 Meter. Dieses Ereignis ist der Startschuss der Marsrevolution. Im zweiten vorliegenden Buch der prämierten Marstrilogie setzt Kim Stanley Robinson sein Hauptaugenmerk auf die innere Verfassung der Charaktere. Wie im Vorband ist jeweils ein Kapitel einem Akteur gewidmet, aus dessen Sicht erzählt wird. Dabei wird auch die lebensverlängernde Maßnahme als Problem angesprochen, da das Gehirn die Fülle der Lebenserinnerungen gar nicht halten kann und viel vergisst. Wie im ersten Band wird viel über Geologie gesprochen, manche Wörter sind so technisch, dass ich sie nachschlagen musste. Doch ist dies immer noch so außergewöhnlich, dass das Buch sich quasi ohne große Handlung über 900 Seiten mit diesen interessanten wissenschaftlichen Aspekten selber trägt und fesselnd bleibt. Ja, es gibt auch seitenweise Impressionen der Marswelt, Beschreibungen der Geologie, der Berge auf dem Mars, es ist so plastisch und intensiv, als stände man am Fenster und sähe diese Bilder. Diese fremdartigen Wahrnehmungen werden durch viele technische Fremdwörter erklärt, die Zusammenhänge erschließen sich nicht unbedingt einem breiten Publikum, so das das Buch deswegen und auch wegen seines Umfanges von 900 Seiten sperrig bleibt. Für den SF-Freund erschließt sich aber eine neue spannende Welt, die sich dieser wegen der Nähe zur Realität nicht entgehen lassen darf.

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