Bela B Felsenheimer, © Katja Ruge
© Katja Ruge

Da ist es ...

... das exklusive Nerdwort aus der Taschenbuch-Ausgabe von Bela B Felsenheimers »Scharnow«!

Wer immer schon die Feinheiten des Splatter- und B- bis Z-Movie-Genusses erklärt bekommen wollte, ist hier richtig. Aber überlassen wir dem Meister selbst das Wort:

Ein Nachwort hängt am Glockenseil

(zum Geleit vom Autor)



Jetzt, wo Sie dieses Buch gelesen und seinen Inhalt verinnerlicht haben, wo die vielen Schicksale, Wirrungen und Wendungen, die Ihren Verstand zu zersetzen drohten, Sie langsam wieder loslassen und Sie sich fragen: »What the fuck? Was hab ich da grad gelesen?«, bitte ich Sie, sich die Zeit zu nehmen und Ihre Eindrücke zu sammeln. Suchen Sie nach offenen Fragen, und beantworten Sie sie, indem Sie das Buch noch einmal lesen.

Und nochmal … Und …

Vielleicht aber verdauen Sie Ihre Lektüre erst mal genüsslich. Auch gut! Dann werde ich Ihnen schon mal die dringendste
Frage des Buches beantworten: Ja, es gibt sie.

Ja, es gibt Filme, gespeichert auf einem Magnetband in einer rechteckigen Plastikhülle, kurz VHS genannt, bei denen das Seherlebnis besser ist als im Kino oder auf einem digitalen Medium.

Okay, ich bin ein Analogromantiker, das haben Sie beim Lesen dieses Buches bestimmt schon bemerkt, aber ich bin auch Ästhet. Ich werde mir weder die Herr der Ringe-Trilogie noch einen James-Bond-Film oder Avengers: Endgame auf VHS ansehen. Aber der Blitz soll mich treffen, wenn ich mir noch einmal Sumpf der lebenden Toten auf DVD antue. Das Make-up der Unterwasser-Zombies (!) ist schlecht genug, da kann ich mich wenig über Unzulänglichkeiten wie die im Digitalen plötzlich sichtbaren Unterwasserlampen freuen, die offenbaren, dass der »Sumpf« ein gewöhnliches Freibad war. Das sind Fehler, die damals einfach nicht zu vermeiden waren.

Auch teure Hochglanzproduktionen wie Der rote Korsar mit Burt Lancaster zeigen in der neuen Digitalklarheit viele Fehler, von denen man bei der Herstellung nicht wissen konnte, dass sie in ferner Zukunft mal auffallen würden. Weil eben niemand ahnte, wie klar das Bild einmal werden würde.

Aber ich schweife ab. Na ja, das kennen Sie ja von mir, oder? Zumindest wenn Sie dieses Buch gelesen und es nicht nur als Regalschmuck, Briefbeschwerer oder nur des schönen Umschlags wegen erstanden haben.

Jetzt schweife ich aber erst mal zurück, liebe schweifende Gemeinde. Und zwar in eine wunderbare, unschuldige und blutrünstige Welt. Zu den Anfängen des Nerdtums. Als Gottes Protomensch Adam (eine James-Woods-Version von Adam) sich eine zweite Rippe aus dem Leib pulte und sie in den Player legte.

Ich war schon ein Horror-Nerd, als es noch keine Videorekorder gab. Ich verpasste so gut wie keinen Film von B-Movie-Helden wie Jack Arnold oder William Castle, wenn sie dankenswerterweise im dritten Programm, von einem tollen Moderator namens Dénes Törzs angekündigt, gezeigt wurden. Ich sah freitags im Zweiten regelmäßig Mumien, Monstren, Mutationen, wusste bereits als Teenager Hammer-Filme von gewöhnlichen Horrorfilmen zu unterscheiden und entdeckte in jungen Jahren schon den König des Trashfilms, Edward D. Wood, Jr., sowie Russ Meyer. Oder Bahnhofsgrind à la Asphalt-Kannibalen. Hitcher, der Highwaykiller schaute ich mir mit meinem Kumpel Eddie nur deswegen an, weil der Titel so bescheuert war (dass der Film sich tatsächlich als richtige Perle herausstellte, enttäuschte uns fast).

Mit dem Aufkommen von VHS explodierte diese Welt gerade- zu, und aus ihr entstieg ein unerschöpfliches Universum an Film-(nun ja)»Kunst«! Ich hatte in den Frühwerken von Jörg Buttgereit und den Sinn-Filmen von Ades Zabel mitgewirkt. Jugendlicher Super-8-Irrsinn, der im Zuge der andauernden Punkrevolution überall da gezeigt wurde, wo mal gerade kein Konzert stattfand.
Mit dem Video Home System gelangte all das in die eigene Stube. Jörg und Ades konnten ihre Filme plötzlich in Kassettenform verkaufen. Videotheken schossen wie Pilze aus dem Boden und jeder, den ich kannte, hatte bald mindestens zwei verschiedene Mitgliederausweise seiner nächstgelegenen Videodealer in der Brieftasche.

Anfangs gab es noch verschiedene Formate. Beta oder Video 2000. Aber mit VHS setzte sich ca. 1984 das preisgünstigste System durch (und auch wenn das nicht der eigentliche Grund sein mag, ist es jetzt auch egal – VHS war »mein« System).
Ich kaufte mir meinen ersten VHS-Rekorder (kein reines Abspielgerät, die es damals auch gab, nein, the real deal, ein Teil mit Aufnahmefunktion), aber da ich damals budgetmäßig ein bisschen limitiert war – es waren die 1980er, und obwohl DIE ÄRZTE auf vielen Postern prangten, verdienten wir nur wenig Geld –, konnte ich mir lediglich einen mit Kabelbedienung leisten, was bedeutete, dass die scheiß »Fern«-Bedienung mit einem 75 cm langen Kabel am Player angeschlossen war. Ich musste mich also arrangieren, was aber nicht so problematisch war, da mein Zimmer eh nur zwei Meter breit war. Wenn ich am Bett gelehnt auf dem Boden saß, ging es ganz gut.

Fortan genoss ich die Freiheit des Home Entertainment und lieh mir einen Film nach dem anderen aus. Viel Action, noch mehr Horror, hie und da Pornografie und ein paar Blockbuster.

Aber die Freiheit schmeckte irgendwann fade, weil ich mein Hirn zunehmend mit Popcorn-Kino fütterte, um das ich bisher meist einen Bogen gemacht hatte. Abseitig Kinematografisches gab es in den gängigen Videotheken leider nur sporadisch, und wenn, dann fast immer gekürzt, denn mit dem Aufkommen der Videokultur erlebte auch die BPjS, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, einen ungeheuren Aufschwung. Videokassetten wurden mit einem FSK-Siegel versehen, und Filme, die nur eine FSK-18-Freigabe bekamen, verschwanden unterm Ladentisch – außer der Laden war nur für Erwachsene, aber das konnte sich kaum ein Videothekar leisten – und wurden meist trotzdem noch geschnitten.

All das setzte ungewollt eine wunderbare Lawine in Gang. Denn schon bald öffneten Videotheken für den speziellen Geschmack. Namentlich in Berlin das Videodrom von Graf Haufen und seiner Partnerin, das im Gegensatz zu vielen anderen »Metzelstuben« (fangen Sie mit dem Begriff bitte an, was Sie wollen. Sie haben das Buch ja gelesen und können das jetzt bestimmt) ein Augenmerk auf die Kunst legte. Hier gab es neben D’Amatos Man-Eater auch den surrealistischen Stummfilm Ein andalusischer Hund (1929) von Luis Buñuel und Salvador Dalí, der dank diverser drastischer Szenen (Ameisen, die sich aus einem Arm herausfressen, ein Auge, das von einem Rasiermesser zerschnitten wird) als der vielleicht erste Splatterfilm der Kinogeschichte gilt. Den gab es tatsächlich auch mal spätnachts im Öffentlich-Rechtlichen zu sehen, das schließlich einen Bildungsauftrag hatte. Und da ich einen VHS-Rekorder besaß, spulte ich bald zwischen Ameisen und Auge hin und her.

Im Videodrom gab es auch Filme aus Andy Warhols Factory und kontroverses Kunstkino wie Der Nachtportier von Liliana Cavani. So was zogen wir uns durchaus auch mal rein, aber eigentlich gingen wir ins Videodrom oder Incredibly Strange Video oder wie die Läden auch alle hießen, um uns den krassen, ungeschnittenen Scheiß zu besorgen:

  • Giallo von Dario Argento oder Werke von Michele Soavi und Lucio Fulci;
  • Splatterfilme aus den USA oder Japan;
  • Exploitation, Sexploitation, Blaxploitation;
  • Homegrown Video-Nasties von Meistern wie Jörg Buttgereit oder Andreas Schnaas.

Einige der Werke, wie die von Argento, waren natürlich hochklassig, während andere Filme billig heruntergekurbelte Genre-Gemmen darstellten, bei denen man schon länger hinsehen musste, um ihre Schönheit zu erkennen.

Die Unzulänglichkeiten des Magnetbandes bekamen dabei sowohl die professionelleren als auch die weniger professionellen Werke zu spüren. Gekrisselt haben die Kassetten irgendwann alle. So war ein Zombie-Triple mit Romero (First Class), Fulci (Medium Class, aber blutiger) und D’Amato (Low Class, grausam und trashig) auch hintereinander zu ertragen (obwohl das eine sehr subjektive Betrachtung ist. Ein paar Freunde, die ich über- redete, mit mir dieses Triple zu sehen, rannten bei Fulci raus, obwohl es einer seiner besseren Filme war).

Wir Video-Nerds wurden zu einer Community, einer Gemeinschaft der Jäger und Sammler, die sich gegenseitig anstachelten und permanent untereinander austauschten. Es erschienen ohne Ende Fanzines zum Thema, in denen es Schnittberichte und Tipps gab, welche Version aus welchem Land ungeschnitten zu sehen war. Allein von den berüchtigten D’Amato-Filmen Cannibal Holocaust und Man-Eater hatte ich zig Schnittversionen.

Die Staatsanwaltschaft roch den Braten und zog – ähnlich wie in den 1950ern gegen Comics – gegen die verrohenden Teufelswerke ins Feld, willens, das Übel auszumerzen. Besonders das Videodrom traf es immer häufiger. Das Wort Beschlagnahmung zog in unser aller Wortschatz ein, und bald schon waren Filme besonders wertvoll, wenn sie schon einmal beschlagnahmt worden waren. Auch lernten wir den Begriff Indizierung kennen und als Qualitätsmerkmal lieben.

In Europa gab es höchst unterschiedliche Auffassungen von Filmkontrolle. In Deutschland waren die Behörden besonders strikt, nur England hatte noch strengere Richtlinien für den Filmverleih. Das war natürlich der Grund, warum es in England eine noch größere Fanszene für den abseitigen Film gab als irgendwo sonst in Europa. Allein in London muss es an die zwanzig Magazine gegeben haben, die sich mit dieser Form der Filmkultur beschäftigten. Österreich und vor allem Holland galten als toleranteste Länder, was die Filmzensur anging, und so hielten besonders häufig holländische Filme Einzug in unsere Sammlungen. Da in Holland nicht synchronisiert wurde, hatten …

(Achtung, kurze Unterbrechung! Vielleicht war ich kurz weggetreten, vielleicht ist auch die Autokorrektur, die eigentlich ausgeschaltet war, durchgedreht, oder ich bin ganz leicht schizophren bis hin zu einer hauchdünnen Besessenheit. Keine Ahnung. Jedenfalls kann ich mir nicht erklären, wie folgendes Wort in diesen Text kam:
»Dermatohistopathologisches«.
Nein, ich habe keine Hautkrankheiten!
Ende der Unterbrechung.)


… holländische Filmversionen immer Untertitel, die nicht wegzuschalten waren (Magnetband, remember?). Und so lernten wir zum Beispiel, dass Bastard auf Holländisch Klootsak heißt.

Wenn ich hier von Sammlungen schreibe, meine ich im Übrigen keine gekauften Kassetten. Die waren damals einfach viel zu teuer. Ich hatte mir schon bald einen zweiten Rekorder besorgt, ihn mit dem anderen verkabelt und kopierte fortan fleißig Filme, was auch damals schon streng verboten war, aber keinen Videothekenbesitzer kratzte, weil ihr Geschäft boomte. Schön war immer der Opener auf fast jeder Kassette, wo wir von einer freundlichen Herrenstimme mit »Lieber Videofreund …« angesprochen wurden.
Eine Extra-Mark machten die Videothekare übrigens mit dem Erheben einer Strafgebühr, wenn die Videos nicht ordentlich zurückgespult waren. Spulte man zu einigen Szenen sehr oft, litt das Band irgendwann erheblich. Ein Film, der an »gewissen« Stellen etwa immer stark ramponiert war, war Tinto Brass’ berüchtigtes Meisterwerk Caligula mit Malcolm McDowell, in den die Produzenten (u. a. das Magazin Penthouse) nachträglich noch Hardcoreszenen reinschneiden ließen. Die Orgienszene im ersten Drittel war bei uns Usern besonders beliebt.

Toll waren auch die VHS-Cover. Damals gab es noch richtig gemalte Filmcover. Oft waren die Künstler nicht übermäßig talentiert, und besonders die Cover von Actionfilmen lösten nicht selten größte Heiterkeit aus (da konnte aus einem Sixpack auch mal ein 12-Pack werden).

Ein Hochgenuss war etwa das Cover von Buddy Giovinazzos Erstling Combat Shock, auf dem ein muskelbepackter Vietnamkämpfer mit Maschinengewehr zu sehen ist und um ihn herum einzelne Szenen aus diesem genialen Indie-Werk, das alles ist, bloß kein Vietnam-Actionfilm. Da wollten die Verleiher ganz offensichtlich beim damals durch Rambo ausgelösten Vietnamfilm-Boom mitverdienen. Wir haben uns über diese Mogelpackung gefreut, weil sie den großartigen Film nicht schlechter machte, das schräge Cover mit all seinen falschen Verheißungen bis hin zu den Muskeln des Hauptdarstellers, die der gar nicht hatte, aber einen zusätzlichen Unterhaltungswert lieferte.

Irgendwann tauchte dann die DVD auf. Vorher gab es schon diverse Nerds, die sich Genreklassiker auf Laserdisc besorgt hat- ten: schallplattengroße, goldene oder silberne Scheiben, die zu horrenden Preisen gehandelt wurden und deren Abspielgeräte ein Vermögen kosteten. Meist gab es auf Laserdisc eh nur die Blockbuster zu kaufen. Die paar Indie-Hits, die ihren Weg auf die- ses edle Medium fanden, waren nur die Speerspitze unserer persönlichen Vorlieben. Zum Beispiel die Evil Dead-Reihe.

Mich persönlich interessierte die bessere Bild- und Tonqualität nicht, denn die Grotten, die ich schaute, brauchten so etwas nicht, hatten so eine Aufwertung nicht nötig. Jess Franco, spanischer Sleaze-Gott mit einem Output von über hundert Filmen, hatte bis zu seinem Tode auf billigstem und veraltetem Equipment gedreht. Warum sollte ich mir so etwas jetzt in perfekter Bild- und Tonqualität anschauen? Das würde seine Filme nicht besser machen, im Gegenteil, es würde seiner Kunst einfach nicht gerecht.

Aber mich fragte ja keiner. Die Digitalität überrannte alles. Alles war plötzlich immer und jederzeit verfügbar. Aus den Jägern und Sammlern wurden Kaufsüchtige und Messies, die sich nur kurz über die enthaltenen Filmschätze im Amazon-Paket freuten, bevor sie weiterbestellten. Der Jugendschutz weichte seine Prinzipien immer weiter auf, Indizierungen wurden zurückgenommen, und unsere Community hatte kaum noch Aufregerthemen und löste sich faktisch auf.

Meine Nerd-Freunde und ich empfehlen uns heute genauso wie jeder andere Mensch auch Serien auf den diversen Streaming-Portalen.

Serien, in denen Gewalt teilweise so viel drastischer und expliziter dargestellt ist als in vielen der früheren, meist noch immer indizierten, Filme. Evil Dead lief im Privatfernsehen, es gibt digital gedrehte Horrorfilme über tödliche VHS-Kassetten, und von Cannibal Holocaust gibt es tatsächlich eine vegane Version.

Mecker, mecker. Man nennt es »alt werden«, Hombre.

Aber manchmal, ganz selten, hab ich dann doch noch herrliche VHS-Momente.

Als ich vor ein paar Jahren gemeinsam mit Freunden ein Live-Hörspiel zum Thema Spaghetti-Western produzierte, tauchten im Rahmen der Recherche auch ein paar Filmtitel auf, die mir unbekannt waren.

Einer davon hieß Lola Colt … sie spuckt dem Teufel ins Gesicht, ein feministischer B-Western aus dem Jahr 1967 mit einer farbigen Tausendsasserin, die ebenso gut schoss, wie sie singen und tanzen konnte.

Ich suchte den Film auf den üblichen Portalen, aber Pustekuchen. Ich fragte Italowestern-kundige Freunde, doch die wenigsten kannten den Film. Mit jeder Niederlage wuchs in mir der Wunsch, diesen Film zu besitzen. Die alte Gier war zurück. Ich musste den Film haben!

Und plötzlich – BOOM! – fand ich ihn als VHS-Kassette auf einer bekannten Tauschbörse. Sie war verhältnismäßig teuer, aber das war mir egal. Ich zahlte den gewünschten Preis und wartete auf die Post.

Als ich die Kassette dann endlich bekam, sah ich mir nach langer Zeit wieder einen Film auf VHS an. Und es war herrlich. Er hätte mir digitalisiert garantiert nur halb so viel Spaß gemacht.

Der Pakt der Glücklichen hat recht:

Filme – zumindest die meisten, die der Pakt und ich uns anschauen – sind nicht fürs digitale Zeitalter gedreht worden.

Bela B Felsenheimer am 23. Dezember 2019


PS:
Wussten Sie, dass es Musik gibt, die nur auf Musikkassetten so richtig zur Entfaltung kommt?
Nein?
Dann haben Sie noch viel zu lernen …

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Filme, die digital keinen Sinn machen

MAN-EATER, PORNO HOLOCAUST und so ziemlich alles von D’Amato, außer man möchte die vegane Version von PORNO HOLOCAUST sehen. Die gibt’s nur auf DVD.

Alle Filme von Jess Franco, allen voran JACK THE RIPPER (mit Klaus Kinski, gedreht in Zürich, was hier als London herhalten musste. Geldgeber war ein Schweizer Porno-Produzent). In KILLER BARBYS VS. DRACULA spielt Ihr verehrter Bestsellerautor sogar mit. Der Film wurde Anfang der 2000er auf Beta gedreht. In einer Filmkritik wurde besonders die Synchronisation verrissen. O-Ton: »Besonders schlimm ist die Stimme für Bela. Das hat der Mann wirklich nicht verdient.« Dumm nur, dass ich mich selbst synchronisiert habe. Aaargh …

ASPHALT-KANNIBALEN von Antonio Margheriti. Post-Kriegsfilm über einen Kannibalenvirus aus Vietnam. Whoohoo!!

COMBAT SHOCK von Buddy Giovinazzo. Der Film ist so wun- derbar unangenehm, dass eine digitale Aufwertung einfach nur stört.

STREET TRASH, eine tolle 80er-Splatterorgie von James Michael Muro, die im Obdachlosenmilieu spielt.

In die gleiche Kategorie fällt BAD TASTE von Peter Jackson, ja, DER Peter Jackson, der mit Herr der Ringe ein paar Jahre später die größte Trilogie der Filmgeschichte drehen sollte. BAD TASTE ist sein innerhalb eines Jahres nur an Wochenenden und mit dem Geld seiner Eltern gedrehter Über-Splatterfilm von 1987, der so herrlich geschmacklos ist, dass man es kaum glauben kann. Dieser Film atmet die Splatterfreude der 80er. Auf VHS wird es eine regelrechte Zeitreise.

THE VIDEO DEAD – von Robert Scott aus dem Jahr 1987. Zombies steigen aus einem Horrorfilm durch den Fernseher in die Wirklichkeit.

Jeder Italowestern der dreckigeren Art. Schön sind die Filme mit einem Antihelden im Zentrum. SARTANA, DJANGO (auch die Besseren mit Franco Nero brauchen keine Digitalität), RINGO etc. Je mehr unterschiedliche Filmtitel so ein Werk hatte, desto trashiger war er. Das gilt auch für italienische Gangster-und Kriegsfilme.

Ray-Dennis-Steckler-Filme, besonders CABARET DER ZOMBIES, dessen Originaltitel THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES WHO STOPPED LIVING AND BECAME MIXED UP ZOMBIES den Rekord für den längsten Filmtitel aller Zeiten hält, aber auch sonst ein echter Meilenstein ist. Sein Superheldenepos RAT PFINK A BOO BOO ist so bescheuert, dass man es kaum glauben kann.

SHE-DEVILS ON WHEELS von Herschell Gordon Lewis. Girls in Leder, Harley-Davidson, Gewalt gegen Männer; nuff said.
Auch die berüchtigten Gore-Filme von Lewis, die ersten überhaupt in der Filmgeschichte, sind sehr zu empfehlen. BLOOD FEAST war 1963 etwa der erste Film, in dem eine Leiche mit offenen Augen zu sehen war. 2000 MANIACS! gehört ebenfalls in jede Sammlung. In den 2000ern hat Lewis wieder ein paar räudige Gore-Filme, meist Fortsetzungen seines Frühwerks, gedreht, denen aber der Zauber seiner ersten Filme fehlt.

Russ-Meyer-Filme, wobei ich am liebsten die VIXEN-Reihe mag. Sexploitation, die so durchgeknallt ist, dass sie schon als Kunst durchgeht.

Die älteren Filme von Doris Wishman – Sexploitation von einer Frau. Einer meiner Lieblinge ist DEADLY WEAPONS mit Chesty Morgan, die ihre unfassbar großen Brüste als Mordwaffen einsetzt, um sich für den Mord an ihrem Geliebten zu rächen. In DOUBLE AGENT 73 ist sie eine brustkampfbewährte Spezialagentin.

SUMPF DER LEBENDEN TOTEN von Jean Rollin, ein Unterwasser-Zombiefilm, der digital leider noch mehr Unzulänglichkeiten offenbart als sowieso schon.

Es gibt auch sehr schöne »homegrown« (selbstgemachte) Produktionen (meist Horror), die man nicht digitalisieren sollte. Andreas Schnaas’ VIOLENT SHIT ist zum Beispiel eine herrlich naive Schlachtplatte, bei der ein Polizist schon mal mit einem Luftgewehr bewaffnet ist und eine Würstchenkette als Zwölffingerdarm herhalten muss. Immerhin gab es drei Fortsetzungen und sogar ein ominöses Remake. Die Filme von Jörg Buttgereit haben künstlerisch zwar einen deutlich höheren Wert, aber auch NEKROMANTIK gefällt mir auf VHS besser als digital.

THE SADIST von James Landis. Sleaze at its best.

BROKEBACK MOUNTAIN von Ang Lee. Den Fans dieses Films möchte ich anraten, ihn mal auf VHS zu probieren. Die Geschichte über das Leben zweier homosexueller Cowboys, in der die Hauptfiguren (Jake Gyllenhaal & Heath Ledger) mitaltern, versagt digital komplett. Zwar gab es einen Oscar für das Make-up, auf der gestochen scharfen Blu-ray kann man aber die künstlichen Bostik-Knetfalten so deutlich ausmachen, dass es nur peinlich ist. Ein typisches Opfer der digitalen Übergangsphase.

Ein Actionfilm, der es bisher nicht auf DVD oder gar Blu-ray geschafft hat, ist DEADLY PREY, mit dem Wrestler Cameron Mitchell in der kurzbehosten Hauptrolle. Mit diesem unfassbaren Menschenjagd-Quatsch kann nur die deutsche Produktion MACHO MAN von und mit sexy Boxchamp René Weller, Peter Althoff und Bea Fiedler mithalten. Die VHS gab es damals an jeder Tankstelle für fünf Mark. Zusammen mit BLUTIGER FREITAG übrigens, mit einem bösartigen Raimund Harmstorf als notgeilem Kidnapper.

Ich könnte, ich müsste, noch so viele Filme nennen. Bei Lucio Fulci liegt man zum Beispiel wirklich immer richtig.
Aber mit der Auswahl hier haben Sie erst einmal zu tun.

Zuallerletzt möchte ich noch einen Film erwähnen, in dessen Mittelpunkt das Medium VHS steht: THE LAST HORROR MOVIE von Julian Richards. Der Film entstand 2003, als es noch Video- theken mit VHS-Kassetten gab und DVDs gesondert angeboten wurden. In dem Film geht es um eine VHS-Kassette, die von einem Serienmörder mit den Aufnahmen seiner Taten überspielt worden ist. Ein tolles Spiel mit Realitäten mit einem wahnsinnig guten Hauptdarsteller. Leider verschwanden direkt nach Release des Films die letzten VHS aus den Videotheken, sodass der Film kaum wahrgenommen wurde.
Es gibt ihn bezeichnenderweise nur auf DVD, aber er ist ein Muss. Wer kann, sollte diese DVD auf eine Videokassette überspielen, dann funktioniert das Ende auch deutlich besser!

Also, VHS-Player reanimieren oder schnell einen auf eBay ersteigern und dann auf die Jagd gehen.

Es bläst zum Halali Bestseller-Autor B

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