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Rezension zu
Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Von Oberüberwörtern und Zerträumen

Von: Stephanie Fey
30.08.2017

Wo es für andere hieß, es sei noch nicht aller Tage Abend, sagt Prinzessin Dylia: Es ist noch nicht aller Nächte Morgen. (Zitat, S. 35) Dylia ist rund um die Uhr wach und hält den Hofstaat samt Leibärzten auf Trab. Doch sie macht das beste aus ihrer Schlaflosigkeit, sie fantasiert im positiven Sinne, schöpft und erschafft. Selbst unter den langweiligsten Bedingungen langweilt sie sich nicht. Sie liebt die Sprache und übt sich im Übersetzen, d. h. sie ersetzt ein Wort oder einen Buchstaben durch andere. Oder sie ordnet ihre Träume, was so unmöglich ist wie ein „Hemd unter Wasser bügeln“. (Zitat S. 58) Eines Nachts, als sie gerade ihrer Gehirnmusik lauscht und sich ein Gedicht herbeiruft, passiert es. Ein Nachtmahr hockt auf ihr und nimmt ihr die Luft. Mir kam die Szene bekannt vor, Moers macht eine Hommage an die Albtraum-Gemälde des Malers Johann Heinrich Füssli (1741-1825). Füsslis Nachtmahr hockt wie bei ihm auf einer Frau, mal als Affe, mal mehr als kleiner Mann. Die Illustratorin Lydia Rode zeichnet eine Mischung aus beiden und erschafft den einzigartigen „Havarius Opal“. Der Gnom schildert der übernächtigten Prinzessin in sämtlichen Nuancen wie er sie in den folgenden Seiten in den Wahnsinn treiben wird. Wir, die süchtigen Moers-LeserInnen wissen aber bereits, dass jeder, ob Nachtmahr oder grusliger Opa Metus, sich an Prinzessin Dylia die Zähne ausbeißen wird (sofern vorhanden). Wir waren ja bereits auf den ersten fünfzig Seiten bei ihr zu Gast, tauchten in ihre fantastische Welt voller Gehirnmusik, zamonischer Wortschöpfungen, Träume von A bis Z ein, sodass wir fast mehr um den Nachtmahr bangen, als um die gewappnete Prinzessin. Ihr würde es selbst in Gefangenschaft nicht langweilig werden. Sie kann mit Lichtgeschwindigkeit auf einem Teppich aus gesponnenen Traumfäden durch das Universum reisen, dabei aber völlig entspannt im Lieblingssessel sitzen und mit abgespreiztem Finger perfekt temperierten grünen Tee aus einer hauchdünnenTasse aus florinthischem Porzellan schlürfen. (Zitat, S. 25) Und dann beginnt die abenteuerliche Reise in Dylias Gehirn. Walter Moers nimmt sich Zeit, entschleunigt das Lesen. Das ist Schreibkunst vom Feinsten. Für mich war es der erste „Moers“, welch Glück, dass ich jetzt noch so viele Bücher (ob Zamonien oder nicht) vor mir habe. Diesen Roman hat er zum ersten Mal nicht selbst illustriert, er entstand im Austausch mit Lydia Rode. Ihre zarten Aquarelle schillern durch den Text oder schlagen Purzelbäume zwischen den Zeilen. Im Nachwort schreibt er von der seltsamen Krankheit der Illustratorin, Dylia ist wohl nicht zufällig ein Palindrom.

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