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Rezensionen zu
Ich war Hitlers Trauzeuge

Peter Keglevic

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Dem Grauen ins Gesicht lachen

Von: Sarahs Bücherregal

15.01.2018

Harry Freudenthal versucht alles, um sich als Jude im nationalsozialistischen Deutschland zu verstecken und immer wieder unterzutauchen. Seine letzte Hoffnung im April 1945 ist die Tarnung als Pilger auf dem Weg nach Santiago di Compostela. Doch er wird aufgehalten und landet plötzlich als Teilnehmer beim Lauf zum Führergeburtstag am 20. April, 1000 Kilometer für das tausendjährige Reich. Am Geburtstag des Führers sollen sie in Berlin einlaufen, doch der Krieg rückt immer näher und so wird der Lauf zu einer Jagd durch das teils schon besetzte Deutschland mit dem immer fragwürdigeren Ziel Berlin. Denn was soll sie dort noch erwarten? Zusätzlich wird der Lauf von Leni Riefenstahl begleitet, die eine große Dokumentation darüber machen will und dem Ganzen so noch zusätzliche Wichtigkeit verleihen soll. Ein skurriles Ereignis nimmt seinen Lauf. Peter Keglevic hat mit der Geschichte von Harry Freudenthal eine bemerkenswerte Story geschaffen. Auf schon fast groteske Art und Weise begegnet Harry dem Grauen und der Verfolgung mit Witz und Humor. Mit seiner Teilnahme am Lauf für den Führer, kann er die Nazi-Größen - wenn auch ungewollt – endgültig vorführen. Er als Jude und damit Volksfeind schlägt sich gut im Lauf um den ersten Platz. Skurril auch, wie das Feld immer weiter ausdünnt und die Damen vom BDM krampfhaft versuchen, den Lauf trotz aller Widrigkeiten aufrecht zu erhalten. Ganz dem Bild der deutschen Frau entsprechend, blond, drall und fürsorglich. Man schwankt beim Lesen die ganze Zeit zwischen Grauen und Lachen, vielleicht ist es genau das, was Peter Keglevic erreichen will: Dass wir dem Grauen ins Gesicht lachen, dass wir dabei sind, wenn Harry nicht klein beigibt sondern wie ein Stehaufmännchen immer weiter macht. In Rückblenden erfahren wir, wie er sich soweit durchschlagen konnte, warum er im April 1945 noch am Leben ist und mit dem Einmarsch der Amerikaner wächst die Hoffnung, dass er der Glückliche ist, der es schafft, der die Nationalsozialisten narren kann und mitten auf dem Präsentierteller steht und doch durchkommt. Doch ist das überhaupt möglich, bei der Wut und Verachtung mit der die Nationalsozialisten am Ende noch jeden Grashalm zu verteidigen scheinen? „Ich war Hitlers Trauzeuge“ ist eine spannende Geschichte voller Witz und Trotz im Angesicht von Angst und Zerstörung, die einen als Leser nicht unberührt lassen kann. Mich hat dieser Roman wirklich beeindruckt, Peter Keglevic hat eine tolle Idee in eine sehr bewegende, lustige und zugleich grausige Geschichte umgesetzt, eine großartige Leistung.

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1000 km, mussten gelaufen werden, damit am Ende der Sieger, Adolf Hitler den Geburtstagsgruß überreichen durfte. Quer durchs Reich ging dieser Lauf. Täglich liefen die Athleten um die 50 km. In den “guten” Zeiten, liefen sehr viele Sportler mit. (Gab es einen solchen Lauf wirklich? Ich fand nichts heraus) Auch, als schon alles verloren schien. 1944 startete noch einmal ein Trupp von über 70 Mann. Nur Vier von ihnen waren echte Athleten. Die Anderen, zusammengesucht, entbehrlich, was der Krieg und die Verteidigung des Landes zuließ. Unter ihnen, Harry. Ein Jude, der sich bisher, als “U Boot”, vor den Narzis verstecken konnte. Einkassiert, als er mit Anderen, versteckt Lebenden, gerade das Land verlassen wollte. Die Anderen, hatten kein so großes Glück an dieser Laufveranstaltung teilzunehmen. Sie würden, ohne Federlesen, einfach erschossen werden. Leni Riefenstahl, persönlich, schob den 23 jährigen in die Mitläufer, damit genügend Männer auf ihrem Film, den sie über den Lauf drehen wollte, dabei sind. Harry Freudenthal, ist der Erzähler und er hat einen trockenen Humor, sehr trocken! Dass er wieder in seiner Heimatstadt Berlin laufen soll, erschreckt ihn eher weniger. Obwohl, er viel lieber aus dem Reich verschwinden wollte. Er versorgt sich mit der “besten” Kleidung aus einem Kleiderstapel, der den “einkassierten” Läufern zur Verfügung gestellt wird. Er sucht sich ein paar derbe Bergschuhe heraus und vertraut auf die vier Engel, die seine Bobe (Großmutter), ihm bei seiner Geburt an die Seite gestellt hat. Denn er ist mit einer Glückshaube geboren. Auch Leni Riefenstahl scheint ein Auge auf ihn zu haben. Die Regisseurin treibt die Läufer zusätzlich an, denn sie dreht einen Film über diesen Lauf, zu Ehren Hitlers Geburtstag. Der Roman liest sich wirklich flott. Am Anfang, kamen mir zu oft einige sexistischen Einlagen vor, die sich aber im Laufe der Story in das Gesamtbild einfügen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, und während Harry beim Laufen seine letzten Jahre überdenkt, um so mehr gefiel mir, was ich da las. Ironisch, mit trockenem schwarzen Humor garniert, las sich der Roman schnell und spannend. Grotesk, wie der Jude Harry mit den arischen Läufern durch ein Deutschland läuft, dass sich in Teilen ergibt, zerstört und marode. . Immer mehr, erfährt man über den Läufer Harry, der unter dem Decknamen “der Pilger” oder “Paul Renner” seine täglichen Kilometer läuft. Seine ganz persönliche Geschichte, wie er sich als Jude vor den Nazis retten musste. Wie ihm geholfen, oder er denunziert wurde. Immer mit einer gehörigen Würze von schwarzem Humor. Der Autor, Peter Keglevic, hat 20 Jahre an diesem Roman recherchiert. Er ist selber die Strecke, die er sich erdacht hat, mal mit dem Fahrrad oder per Pedes abgelaufen. Er hat sich mit den damaligen Möglichkeiten auseinander gesetzt, die ein versteckt lebender Jude in der Naziherschaft hatte. Ich finde es grandios geschrieben. Und es würde mich nicht wundern, dieses Buch, eines Tages, verfilmt zu sehen.

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Lebende Geschichte

Lust am Lesen Buchhandlung Rabenow

Von: Rüdiger Rabenow aus Berlin

31.07.2017

Vor der Kulisse des untergehenden Dritten Reich wird versucht, als Geschenk zu Führer's Geburtstag, wahre Größe zu demonstrieren: der große Volkslauf" wir laufen für den Führer". Um das Alles zu verwirklichen ist jedes Mittel recht und damit kommt Harry Freudenthal, ein untergetauchter Jude, ins Spiel, für den dieser Lauf zum Mittel seines Überlebens wird und durch den er auch noch zum Trauzeugen Hitlers wird. Ich habe diese lebendige Geschichtsbuch mit großer Spannung und Begeisterung gelesen, dessen Charaktere bestimmt niemanden unberührt lassen werden.

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Peter Keglevic ist mit seinem Erstlingsroman ein ganz, ganz großer Wurf gelungen. Ein Schelmenroman wie er nicht besser sein kann. Gero von Wilperts Definition „Typisch … sind die Autobiographie-Fiktion, die additive Reihung e.[iner] Fülle realist.[isch] beschriebener Schauplätze, Figuren und Episoden ...“ könnte nicht treffender für die Schilderung dieser skurrilen Geschichte sein: Harry Freudenthal, alias Paul Renner, ist Berliner Jude und wird von keiner geringeren als Leni Riefenstahl vor dem Erschießen gerettet – und muss nun am Rennen „Wir laufen für den Führer“ teilnehmen. In 20 Etappen geht es von Berchtesgaden auf 1000 km durch das völlig zerstörte „Tausendjährige Reich“. Dem Sieger gebührt die Ehre Adolf Hitler am 20. April zum Geburtstag zu gratulieren. Gespickt mit jüdischem Humor und Überlebens-Witz wird nicht nur der Lauf der Gruppe, sondern auch das bisherige Leben von Freudenthal und seiner wundervollen Familie geschildert. Ohne Larmoyanz berichtet Keglevic von den schlimmen Zustände, die sich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ergaben. Mit List und ein bisschen Glück gelingt es Harry, im Gegensatz zu seiner Familie, immer wieder den Schergen des 3. Reichs zu entkommen. Und was er als Paul Renner während des 20-Tage-Laufs (allein schon diese Fiktion ist ja irrwitzig!!) erlebt, wird so komisch dargestellt, als ob wir einen Film mit Charly Chaplin sähen. Mir hat besonders die Episode aus Bayreuth gefallen, wo die vollkommen durchgeknallte Winifried Wagner so treffend mit ihrer Sippe geschildert und verulkt wird. Und Keglevics Umgang mit dem Palindrom, Wörter und ganze Sätze, die vor und rückwärts gleich sind, zeigt die Virtuosität des Österreichischen Autors – und dem Leser ist das ein echtes Vergnügen. Der rasante show-down im Führerbunker ist sicher der Höhepunkt des Romans, die Lösung, wie es letztlich der gruselige Mitläufer und Mörder Hagen zuschlägt: Irrwitzig komisch! Kaufen, lesen, lachen, schmunzeln ... und nachdenken.

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