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Rezension zu
Jetzt ist alles, was wir haben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wichtige Thematik mit viel Gefühl umgesetzt

Von: literaturliebe
05.11.2018

„Jetzt ist alles, was wir haben“ beschäftigt sich mit einem schwierigen, aber wichtigen Thema: häusliche Gewalt. Es ist ein Thema, über das oft geschwiegen wird und das in Familien gar nicht so offensichtlich ist. Aber mit der Geschichte von Hadley zeigt Autorin Amy Giles, dass häusliche Gewalt überall auftreten kann – sogar in den Familien, die von außen intakt aussehen und von denen man es am wenigsten erwarten würde. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Das „Jetzt“ nimmt das Ende bereits vorweg. Diese Kapitel treten seltener auf und sind deutlich kürzer. Auch passiert in diesen Kapiteln nicht sonderlich viel, aber sie sind unerlässlich für die gesamte Geschichte. Das „Damals“, das den Großteil der Handlung einnimmt, beschäftigt sich mit Hadleys Leben vor dem „Jetzt“. Es zeigt die Gewalt, die Hadley aushalten muss, beschreibt die Beziehung und deren Entwicklung zu Charlie sowie zu ihren Freunden und ihrer Familie. Es zeigt auch, wie es langsam aber unaufhaltsam zu dem „Jetzt“ kam. Beide Teile wurden von der Autorin spannend und geschickt miteinander verknüpft, ohne dass es zu vorhersehbar war. "Mom kriegt immer Blumen oder Schmuck oder einen Tag im Spa, nachdem es Streit gegeben hat. Lila bekam ein teures Spielzeug. Und ich – mir wurde nie etwas geschenkt. Ich habe keine Ahnung, warum er mich am schlimmsten behandelt und dabei nicht dieselben Gewissensbisse hat. Warum er mich mehr hasst als alle anderen zusammen." S. 132 Amy Giles hat sich der Thematik mit sehr viel Sensibilität und Tiefgang gewidmet, ohne dass etwas zu übertrieben, dramatisch oder aufgesetzt wirkt. Protagonistin Hadley ist beinahe täglich der emotionalen und körperlichen Gewalt ihres Vaters ausgesetzt. Sie hatte nie eigene Freiheiten oder auch nur die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Ihr Vater kontrolliert das komplette Leben. Alles, was sie tut, tut sie nur, damit er ruhig bleibt. Der Verlauf des Buches ist im Grunde ruhig, wird aber immer wieder von den Stellen unterbrochen, in denen die Gewalt näher dargestellt und thematisiert wird. Diese Szenen waren erschreckend, teilweise sehr emotional und intensiv. Es kann einem schon Gänsehaut bescheren. So sehr ich Hadley auch mochte, hatte ich trotzdem ein Problem mit ihr: Sie war zu blass. Sie hat über die Jahre gelernt unsichtbar zu sein, nur um ihren Vater nicht aufzuregen. Das ist irgendwo verständlich, aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, etwas mehr über ihre eigentlichen Wünsche oder Interessen zu erfahren und nicht immer nur über das zu lesen, was sie nur des Vaters Willen macht. Aber Hadley ist auch eine sehr willensstarke Person. Ich habe sie oft dafür bewundert, dass sie an der Situation noch nicht zerbrochen ist und es immer wieder schafft, aufzustehen. Ein Grund dafür, ist sicherlich ihre kleine Schwester, die sie fast schon herzzerreißend versucht vor dem Vater zu beschützen. "Unser Jetzt ist vielleicht nichts im Vergleich zu den Milliarden Jahren und Sternen, die unser Universum ausmachen, aber vielleicht ist Jetzt alles, was wir erwarten können. Jetzt ist alles, was wir haben." S. 390 Auch die Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz erreichen. Charlie ist ein wirklich sympathischer Charakter, der respektvoll, ehrlich und beschützend mit Hadley umgeht. Ich finde es auch wichtig, dass Hadley sich ihm im Verlauf über die Situation zu Hause anvertraut (wenn sie es schon nicht bei ihren besten Freunden macht). Aber die Beziehung der beiden war für mich einfach nur nett, konnte mich vom Gefühl her nicht immer erreichen, brachte dafür aber ein bisschen Leichtigkeit in die Handlung. ZUSAMMENFASSEND „Jetzt ist alles, was wir haben“ ist ein Buch, das mehrere Adjektive verdient: spannend, herzzerreißend, intensiv, schmerzhaft. Zwar war mir Hadley als Charakter teilweise zu blass und auch die dargebotene Liebesgeschichte konnte mich nicht immer erreichen. Aber das sind eher Nebensächlichkeiten, denn das eigentliche Thema, nämlich die häusliche Gewalt, hat Amy Giles mit viel Gefühl und Sensibilität umgesetzt. Die beschriebenen Szenen waren emotional und tiefgehend. Für diejenigen, bei denen diese Thematik nichts auslöst und die nicht davor zurückschrecken, ist dieses Buch eine Leseempfehlung.

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