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Rezension zu
Sieben Minuten nach Mitternacht

Sieben Minuten nach Mitternacht: Von Monstern und Geschichten [Buchrezension]

Von: Chochi Rain
06.05.2017

Ein Knacken durchfährt die Nacht und ganz plötzlich steht vor Conor ein gewaltiges Monster. Halb Baum, halb Mensch reckt es sich empor und greift nach dem dreizehnjährigen Jungen. „Ich werde dir drei Wahrheiten erzählen.“, droht es mit seiner gewaltigen Stimme, die die Nacht durchschneitet. „Und dann erzählst du mir eine Wahrheit.“, fährt es fort, bevor es zu erzählen beginnt. Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein Jugendbuch, welches von Siobhan Dowd begonnen wurde zu schreiben und nach ihrem Tod von Patrick Ness fertiggestellt wurde. Der 2011 unter dem Titel A Monsters Call veröffentlichte Roman verarbeitet zu weiten Teilen Dowds eigene Erfahrungen mit Brustkrebs und die Auswirkungen auf ihre Kinder. Drei Geschichten und eine verdrängte Wahrheit Ebenso wie Dowds Familie mit ihrer Erkrankung umgehen musste, geht es in Sieben Minuten nach Mitternacht um Conor, der gemeinsam mit seiner krebskranken Mutter in einem abgelegenen Haus lebt. Und obwohl Conor merkt, dass es seiner Mutter immer schlechter geht, versucht er dennoch daran zu glauben, dass sie wieder gesund wird. is plötzlich ein Monster vor ihm auftaucht und ihm märchenartige Geschichten über das Leben und den Tod erzählt und Conors Mutter so krank wird, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden und er zu seiner Großmutter ziehen muss. Gleichsam versucht Conor eine Art von Normalität in seinem Schulalltag aufrecht zu erhalten, der plötzlich durchbrochen wird, als seine beste Freundin erzählt, dass seine Mutter schwer erkrankt ist, seine Mitschüler beginnen sich von ihm zu distanzieren – als wäre er der erkrankte – und das Monster ihn plötzlich auch dorthin verfolgt. Im Grunde wird die ganze Handlung aus Conors Sicht erzählt. Dabei geht es vor allem um alles, was um ihn herum geschieht und weniger um seine wirklichen Gefühle, die er gleichermaßen vor dem Monster und dem Leser zu verstecken sucht. Unterbrochen wird diese recht realistische Erzählung immer wieder durch das Auftauchen des Monsters, welches Conor drei Geschichten darüber erzählt, dass es nicht immer ein Gut gegen Böse gibt, sondern viele Graustufen dazwischen oder unterschiedliche Motivationen. Immer wenn das Monster wieder verschwindet, lässt es dabei etwas zurück, welches auf seine wirkliche Existenz zurückschließen lässt. Fantastische Metapher für unterdrückte Gefühle macht den Roman auch für Erwachsene lesenswert Obwohl es sich bei Sieben Minuten nach Mitternacht um einen recht klassisch erzählten Kinder- oder Jugendroman handelt – der immer wieder durch wundervolle Illustrationen unterbrochen wird –, enthält die Geschichte so viel Tiefe, dass sie auch für Erwachsene sehr spannend ist. Das Monster als Metapher für unterdrückte Gefühle, welches immer wieder in Momenten auftaucht, in denen Conor es eigentlich nicht gebrauchen kann, ist ein solch starkes Bild für Trauer und Hilflosigkeit, dass es fast schon wieder zu naheliegend ist und gleichzeitig auf sehr geniale Weise beschreibt wie sich solche Gefühle anfühlen. Es ist ein sensibler und für Kinder angemessener Umgang mit dem sehr schwierigen Thema eines erkrankten Elternteils, der die Gefühlsebene auf eine Art beschreibt, die alle Menschen gleichermaßen erreichen kann. Genau dies ist es, was das Buch zu einem solch besondern macht, denn jeder Mensch, der eine geliebte Person an eine Krankheit verloren hat, kann sich direkt in Conor hineinversetzen, mit ihm fühlen und verstehen was in ihm vorgehen muss. Gleichzeitig geben Dowd und Ness so wenig wie möglich über Conors Gefühlsleben preis, so dass der Leser nie genau weiß, was in ihm vorgeht und seinen eigenen Erfahrungen auf Conor projektieren kann. Nur eine Warnung vor dem lesen dieses Romans, der seine fünf von fünf Sternen redlich verdient hat: Dieses Buch wird euch mit einem gebrochenen Herzen zurücklassen.

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