Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Anschlag von rechts

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine sensible und treffende Darstellung des „Warum?“

Von: Michael Lehmann-Pape
08.06.2017

„Ich freue mich, ein paar neue Gesichter zu sehen. Das ist gut…….soll jeder von euch entschieden, welchen Beitrag er zur Reinhaltung Deutschlands leisten wird“. Bei dem einen ist es Neugier, vielleicht eine gewisse Langeweile oder Leere. Bei der andern ist es nicht so ausgeprägt, aber man will ja dazugehören, als Mädchen, zu den coolen Jungs. Andere wiederum sind absolut überzeugt, wird ein „Club 18“ geführt. Bis es passiert. Und daneben die andere Seite. Die Flüchtlinge. Eine Seite, die exemplarisch an fünf Schicksalen von Engelmann ebenso nachvollziehbar, sensibel und empathisch wie differenziert dem Leser nahegebracht werden. So dass am Ende der „Vorstellungsrunde“ tatsächlich unterschiedliche, sich teils an verschiedenen Polen der inneren Einstellung befindliche „echte“ Menschen in den Raum des Buches getreten sind. Bei denen auch die Täter, trotz allen Widerwillens, der sich alleine schon gegen die abwertende und verallgemeinernde Sprache auftaucht doch auch ein Verstehen entsteht, wenn auch keine tiefe Sympathie. Bis dann die brennenden Flaschen geworfen werden und Engelmann durch die Tat, die Ermittlungen, den Prozess minutiös offenlegt, was im Land (auch) vorgeht. Fremde Welten dem Leser damit näher bringt (je nachdem, aus welcher Haltung man schaut, es werden sich auf jeden Fall „Fremde We4lten“ für jeden Leser finden). „Dieses Buch beruht auf einer wahren Begebenheit“. Dem kann man als Leser nicht entgehen, auch wenn einige Sequenzen um Prozess und Anwälte fiktiv gesetzt werden. Reale Prozesse, die Engelmann in starken Bildern im Buch verankert. Wie mit diesem Hakenkreuz an der Bushaltestelle, das erst für allgemeine gemurmelte Empörung sorgt, bis es nach kurzer Zeit einfach hingenommen wird. Was nicht unbedingt heißt, das solche politischen Symbole wieder hoffähig werden, wohl aber, wie verbreitet es doch inzwischen ist, das irgendwie zu dulden. Und damit, auch dass in dieser Szene im Buch gut beleuchtet, nicht früh genug Einhalt geboten wird, um den nächsten Schritt der „Mutproben“, der „Eskalation“ zu verhindern. Denn auch, wenn es gar nicht so gemeint ist, das schweigende Hinnehmen kann auch als stille Zustimmung verstanden werden. In den wachen Augen dessen, der das Zeichen gemalt hat und sehr genau die Reaktionen „des Volkes“ an den nächsten Tagen beobachtet. Nüchtern-sachlich in der Schilderung der Abläufe, intensiv in der Aufarbeitung des „Anschlages“ in den Personen und im „Rechtssystem“ n ist dies ein Buch, das nicht nur, aber vor allem auch, jungen Menschen die Augen zu öffnen versteht über Menschlichkeit, Gefallen wollen, Irrwege, und auch „keinen Rahmen zur rechten Zeit“ geboten zu bekommen. Eine wichtige und empfehlenswerte Lektüre.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.