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Rezension zu
Anschlag von rechts

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Empfehlenswert - ein aktuelles Thema, welches uns alle betrifft.

Von: Kathrin N.
18.07.2017

„Irgendwo in einer Kleinstadt mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier“... Reiner Engelmann hat in seinem neusten Jugendbuch einen Angriff auf eine Flüchtingsunterkunft als wahre Begebenheit aufgegriffen, Hintergründe rechechiert, mit Hilfe von Angehörigen und Anwälten die Beweggründe analysiert und die Opfer befragt. Daraus ist ein beachtliches Buch entstanden, welches für Jugendliche ab 13 Jahren empfohlen wird. Das Buch ist keine Stimmungsmache, sondern versucht uns Leser schon alleine mit dem thematischen Aufbau in die Situation mit reinzunehmen: in Teil 1 kommen die Opfer zu Wort. 5 Menschen erzählen von ihrer Heimat und ihrer Flucht – mal mehr, mal weniger eindrücklich und ergreifend. 5 Schicksale, die – scheinbar beispielhaft herausgegriffen - aufzeigen, dass Schutzsuchende aus allen möglichen Gründen und sozialen Schichten zu uns nach Deutschland kommen. Was auf den ersten Blick oberflächlich erscheint, ist wohl bewußt so gewählt, denn auf eine Mitleidsmasche wurde verzichtet – zum Wohle des Themas, welches nicht nur mit dem Herzen, sondern vor allem pragmatisch gesehen werden soll. Teil 2 nimmt sich nun den Tätern an. Wie entsteht die Tat, wie wird sie ausgeführt – ein kurzer Schwenk zu den Opfern in dieser Nacht lässt uns kurz den Gedankengang unterbrechen – was passiert die Stunden danach. Die Täter werden aufgegriffen – 3 unterschiedliche Typen Mensch, die unterschiedlich mit der Verhaftung und dem Tatvorwurf umgehen. Wir erleben drei Anwälte, die erst einmal dem „unbeschriebenen Blatt des Mandanten“ gegenüberstehen und drei Jugendliche, die sich mal mehr, mal weniger schnell öffnen und die wahren Hintergründe preisgeben. Dieser Abschnitt ist spannend, denn auch wir Leser lassen uns erst einmal blenden von einer Entschuldigung in den Medien, schwanken zwischen Sympathie und Antipathie hin und her... und genau diese Entwicklung ist vom Autor so gewollt. Denn sie zeigt, dass nicht immer alles so einfach scheint, wie es sich im ersten Augenblick anfühlt. Weder die Situation der Flüchtenden und Opfer, noch die Situation der Alteingesessenen und Täter. In Teil 3 bekommen wir einen Einblick in die mediale Welt und den Prozeß mit Urteil – wir erleben den Gedankengang des Richters, die Vertretung der Anwälte und was solch ein Prozeß allgemeingültig deutlich machen kann: „Fremden- und Rassenhass dürfen nicht noch einmal Oberhand gewinnen. Dazu soll dieses Urteil beitragen, aber dazu müssen wir auch alle etwas beitragen. Denn dieses Urteil wird gesprochen im Namen des Volkes, also im Namen aller.“ Es wird sowohl an unsere Offenheit gegenüber der Flüchtenden plädiert, aber auch, die Augen nicht vor denjenigen zu verschließen, die nach einfachen Lösungen wie diesem Anschlag suchen. Wir müssen die „Ängste und Sorgen der Menschen ernst nehmen und dafür brauchen wir Aufklärung, Bildung und vor allem Geduld. Etwas, was sich über Jahre hinweg entwickelt hat, lässt sich nur von heute auf morgen umkehren. Aber wir sollten besser heute als morgen damit beginnen“ (Seite 159, Mitte) Dazu passt das Nachwort, in welchem Fragen wie „Krieg als Fluchtursache“, „Waffenexporte“ und „Unterdrückung und Verfolgung“, „Klimawandel als Fluchtursache“, „Armut und Ausbeutung“ oder auch das Glossar mit Symbolen und Codes herangezogen werden, eine Diskussion zu entfachen, die sich sehr gut in einer Schulklasse machen würde. Aufgeklärte, politisch offene Lehrer sollten dieses Buch aufgreifen und zusammen mit ihren Schülern erarbeiten. Denn meines Erachtens hat es Reiner Engelmann geschafft, ein die Jugend ansprechendes, äußerst informatives Buch zu gestalten – mit genug Tiefe und doch leicht genug, um nicht die Lust am Lesen und Thema zu verlieren. Ein Buch, welches ich gerne in der Familie und Freundeskreis (mit dem ein oder anderen Oberklassenlehrer) empfehlen werde.

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