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Bruce Springsteen, Born to Run, Die Autobiografie, Heyne Verlag

Bruce Springsteen: »Born to Run. Die Autobiografie«

Bruce Springsteen stellt seine Autobiografie »Born to Run« in Frankfurt vor

Moderator Thomas Steinberg und Heyne-Verleger Ulrich Genzler freuen sich auf Bruce Springsteen © Patrizia Doubek
Journalisten großer Medien sind normalerweise nicht leicht zu beeindrucken. Der Umgang mit Prominenten ist für viele von ihnen Alltag, eine gewisse kritische Distanz gehört zum Job. Doch als am 20. Oktober 2016 um 18.15 Uhr Superstar Bruce Springsteen am Rande der Frankfurter Buchmesse den Konferenzraum eines noblen Hotels in der Mainmetropole betrat, um mit ihnen über seine gerade erschienenen Memoiren mit dem Titel »Born to Run« zu sprechen, waren Journalisten und Veranstalter gleichermaßen gespannt und aufgeregt, beklatschten den Musiker, sogar einige »Bruuuce«-Rufe waren zu hören. Es passiert halt doch nicht alle Tage, dass man einer lebenden Rocklegende, ja sogar dem »Boss« höchstpersönlich, gegenübersteht. Es passiert auch nicht alle Tage, dass es einem Verlag gelingt, mit einer Veranstaltung außerhalb der Messehallen der gesamten Frankfurter Buchmesse die Show zu stehlen. Der Verlag war in diesem Fall der Münchner Heyne Verlag, der sich die deutschsprachigen Rechte an Springsteens langerwarteter Autobiografie sichern konnte und sie am 27. September veröffentlichte. Das gleiche Kunststück ist übrigens auch der Penguin Random House Grupo Editorial für die spanischsprachige Ausgabe gelungen, die bei Literatura Random House erscheint.
Bruce Springsteen auf der Presskonferenz in Frankfurt © Patrizia Doubek
Es war also keine Pressekonferenz wie jede andere, das war schon im Vorfeld klar. Aus Sicherheitsgründen war die Einladung der Journalisten kurzfristig erfolgt. Und auch der Ort der Pressekonferenz blieb bis kurz vor Beginn ein Geheimnis. Verständlich, sonst hätten wahrscheinlich Hunderte von Fans ihren Weg dorthin gefunden, in der Hoffnung, ihr Idol einmal aus der Nähe sehen zu können.

Doch wie hat Heyne es überhaupt geschafft, einen Star wie Bruce Springsteen, der um die 130 Millionen Alben verkauft hat und seit Jahrzehnten weltweit Millionen Menschen mit seiner Musik begeistert, zu einer Pressekonferenz nach Frankfurt zu holen? »Da war viel Glück dabei«, sagt Claudia Limmer, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Penguin Random House Verlagsgruppe. »Bruce Springsteen ist in diesen Tagen unterwegs, um der Presse und der Öffentlichkeit seine Autobiografie vorzustellen. Er trat zuerst in den USA auf, dann Anfang dieser Woche in London. Und deswegen hatten wir die Möglichkeit, ihn im Rahmen der Buchmesse nach Frankfurt einzuladen.«

»Soundtrack meines Lebens«

Gastgeber der Pressekonferenz: Heyne-Verleger Ulrich Genzler © Patrizia Doubek
Das Privileg, Bruce Springsteen live im Gespräch zu erleben, war hier etwa 100 Journalisten und Fotografen und natürlich dem Gastgeber, dem Heyne-Verleger Ulrich Genzler, vergönnt, der aus seiner ganz persönlichen Freude keinen Hehl machte. »Wie für viele andere hat Bruce Springsteen auch für mich den ‚Soundtrack meines Lebens‘ geschrieben«, erklärt Genzler gegenüber dem BENET. Aber nicht nur der Musikfreund, auch der Verleger Genzler ist begeistert. »Das wichtigste Buch des Heyne Verlags in diesem Jahr«, betonte er in seiner kurzen Begrüßung und zeigte sich auch mit den ersten Verkaufszahlen sehr zufrieden. Die deutschsprachige Ausgabe von »Born to Run« wurde von Heyne mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren ausgeliefert und eroberte bereits wenige Tage nach Veröffentlichung die Spitze der Spiegel-Bestsellerliste.
Thomas Steinberg im Gespräch mit Bruce Springsteen © Patrizia Doubek
Und dann kam endlich Bruce Springsteen auf die kleine Bühne, dezent gekleidet mit einem grauen Sakko, schwarzem Hemd und einer dunklen Jeans. In einem Gespräch mit dem WDR-Radiomoderator Thomas Steinberg sprach er offen und entspannt, bescheiden und überaus glaubhaft über sein Leben, über seinen Vater, seine Depressionen, seine Liebe zur Musik und die Einflüsse seiner katholischen Erziehung. Sieben Jahre habe er für sein erstes Buch gebraucht, das 2009 als Essay nach seinem Auftritt beim Superbowl gestartet sei. Über die Jahre sei das Werk, das darin mit einigen Alben vergleichbar ist, an denen Springsteen ebenfalls jahrelang arbeitete, mit Unterbrechungen immer weiter gewachsen. Auch andere Musikerautobiografien wie die von seinem Idol Bob Dylan und von Keith Richards habe er dafür gelesen. »Ich musste die Musik, den Rhythmus in meinen Worten finden«, sagte er im Rückblick. Gleich mehrmals betonte er, wie sehr er es schätzt, dass er in seinem Buch sehr viel mehr in die Tiefe und ins Detail gehen konnte als in seinen Songs. Allerdings sei bei einer Autobiografie im Unterschied zu Songtexten immer klar, dass es um einen selber gehe.

Wie ein guter Springsteen-Song

»Ein Song ist dann gut, wenn er es schafft, deine Aufmerksamkeit zu wecken.« © Patrizia Doubek
Während des Gesprächs las Bruce Springsteen insgesamt fünf Stellen aus »Born to Run«, die gemeinsam mit dem Verlag ausgesucht wurden. Für die Lesepassagen musste der 67-Jährige eine kleine Lesebrille aufsetzen. »Früher beim Surfen brauchte ich die nicht«, bemerkte er mit einem Lächeln. Und wenn er einen Abschnitt im englischsprachigen Original vortrug, dann klang das haargenau wie ein guter Springsteen-Song, nur eben deutlich länger.»„Ein Song ist dann gut«, sagte Springsteen, Ïwenn er es schafft, deine Aufmerksamkeit zu wecken. Wenn klar ist: Hier muss ich aufmerksam werden.« Die Aufmerksamkeit des Publikums hatte Springsteen auch mit seiner Lesung ab der ersten Sekunde.
Bruce Springsteens Autobiografie »Born to Run« © Patrizia Doubek
Eine der ausgewählten Passagen erzählt von seinem ersten Konzert in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg zu Beginn der 1980er-Jahre. Mit »jungfräulichen« Augen seien er und seine Band über die Reeperbahn, dem »ehemaligen Klassenzimmer und Trainingsgelände« der Beatles, mit ihren Sexshops geschlendert. Beim Konzert hätten dann die deutschen Zuschauer, vor denen Pete Townsend von den Who ihn kurz zuvor gewarnt habe, sie seien das »schlimmste Publikum der Welt«, in der gesamten ersten Hälfte auf ihren Händen gehockt. Erst nach dem Song »Badlands« seien die Leute nach vorne gestürmt, und auf einmal sei die Hölle los gewesen. »Die Deutschen wurden danach ein tolles Publikum für uns«, verteilte Springsteen ein Lob an seine Gastgeber.
Das Gespräch am gestrigen Abend endete mit einer Bemerkung, die typisch für Springsteen ist und zeigt, mit wieviel Bodenhaftung der völlig unprätentiöse Superstar durchs Leben geht. Einige der letzten Fragen drehten sich um den jüngst an Bob Dylan verliehenen Literaturnobelpreis. Wie Dylan, der die Würdigung bislang selbst nicht kommentiert hat, wohl darüber denke, wurde Springsteen gefragt. »Ich bin sicher, dass er glücklich ist«, so die lakonische Antwort. Und auf die Frage, ob er selbst nun ebenfalls irgendwann einmal mit dem Nobelpreis rechne, erntete der Fragesteller ein heiseres Lachen des Musikers und ein klares Statement: »Wenn wir alle schon lange vergessen sind, wird seine Musik immer noch gespielt werden«, sagte Springsteen über sein Idol Dylan.


Mit freundlicher Genehmigung von BENET