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Brigitte Guggisberg »Frankreich, wir kommen!«

Interview mit Brigitte Guggisberg zu »Frankreich, wir kommen!«

Brigitte Guggisberg ist in der Schweiz und in den USA aufgewachsen und hat Volkswirtschaft und Medienwissenschaften in Basel mit einem längeren Aufenthalt in Aix-en-Provence studiert. Sie war als Beraterin für das Schweizer Parlament, Journalistin, Tanzkritikerin und im Topmanagement der Finanzindustrie tätig. Inzwischen ist sie an die Universität Basel zurückgekehrt und schreibt Romane, die nach Frankreich entführen.

Brigitte Guggisberg
© Peter Schnetz
Liebe Frau Guggisberg, kochen Sie gern?

Ich koche sehr gern, vor allem im geselligen Rahmen, für die Familie und Freunde. Ich finde es fantastisch, wie die Leidenschaft für Kochen und Essen die ganze Welt verbindet, und es gibt nichts Besseres, als kochend „um den Globus zu reisen“ und Rezepte aus anderen Ländern auszuprobieren. Dabei muss ich gestehen, dass ich mich nur selten in jedem Punkt an die Rezepte halte. Ich liebe es zu experimentieren und zu improvisieren.

Worum geht es in Ihrem Roman?

Es geht darum, den Mut aufzubringen, seinen Traum zu leben. Darum, dass man über den eigenen Schatten springen kann und manchmal auch springen muss, um das Leben zu führen, das man wirklich leben will. Wenn man sich traut, einen neuen Weg zu beschreiten, ist manchmal plötzlich alles möglich.

Erzählen Sie uns von Ihrer Hauptfigur Betty.

Betty ist eine großartige Köchin, voller Fantasie und Leidenschaft. Nur merkt das leider niemand, weil sie ihr Licht unter den Scheffel stellt. Sie ist ein wenig schüchtern, drängt sich nicht in den Vordergrund und begegnet dem Leben mit einer gehörigen Portion Vorsicht. Aber Betty hat Träume. Und nach einer schlimmen Enttäuschung ist sie bereit, ihr ganzes bisheriges Leben über den Haufen zu werfen. Sie gibt ihr Restaurant auf und startet eine Reise ins Ungewisse. In einem klapprigen Food Truck, der den Namen kaum verdient, und mit einer unerfahrenen Partnerin tingelt sie quer durch Frankreich, immer mit dem Ziel vor Augen, in Monaco einen großen Kochwettbewerb zu gewinnen.

Hat sich Betty während des Schreibens verändert, oder hatten Sie sie schon von Anfang an ganz deutlich vor Augen?

Ich hatte von Betty ein klares Bild, aber dann hat sie während des Schreibens auch ihren eigenen Kopf entwickelt. Für mich als Autorin war das ein spannender Prozess und ich habe mich von der Aufbruchsstimmung, in die Betty geriet, auch selbst ein wenig (ver-)führen lassen. Es war eine Freude zuzusehen, wie sie nach dem Sprung ins Unbekannte mit jeder Seite an Selbstbewusstsein gewann und jeden Tag ein wenig stärker, frecher und mutiger wurde.

Spontan tut sich Betty mit der Studentin Iva zusammen, und die ungleichen Frauen begeben sich gemeinsam in ein Abenteuer. Was können die beiden voneinander lernen?

Iva ist jung, unbeschwert und leicht wie ein Schmetterling. Damit tut sich Betty am Anfang ordentlich schwer. Doch im Verlauf ihrer gemeinsamen Abenteuer lernt sie, lockerzulassen, das Leben auch mal einfach so zu nehmen, wie es kommt und wie Iva seine schönen Seiten zu genießen. Iva gewinnt umgekehrt an Stärke, weil sie im Food Truck lernt, wie viel Spaß es machen kann, sich mit voller Kraft für ein Ziel einzusetzen.

Welche Rolle spielt die Liebe in Ihrem Roman?

Die Liebe ist für Betty kein einfaches Thema. So schlimm das klingt: Am Anfang hat sie wohl einfach das Gefühl, es gar nicht wert zu sein, dass man sie liebt. Das ändert sich dann glücklicherweise. Als sie lernt, sich selbst zu lieben, scheinen auch die Männer sie plötzlich mit anderen Augen zu sehen. Und ohne zu viel vorwegzunehmen, es gibt da jemanden ...
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Betty in einem Food Truck auf die Reise zu schicken?

Ich liebe Food Trucks! Allein schon wegen der Recherche auf den vielen Street-Food-Märkten hätte es sich gelohnt, dieses Buch zu schreiben.

Nein im Ernst, ich bewundere, wie viele Food Trucker es schaffen, wahnsinnig kreative und innovative Gerichte zu zaubern, oft auf kleinsten Raum und unter schwierigen Bedingungen. Ich mag auch die Vielseitigkeit sehr. Man entdeckt Einflüsse aus allen möglichen Ländern, die unkonventionellsten Geschmackskombinationen oder traditionelle Gerichte, die völlig neu interpretiert werden. Man findet ganz viel Bio und Nachhaltigkeit und meist wird eine große Portion Begeisterung gleich mitserviert. Denn im Gegensatz zum klassischen Restaurant kann man die Köchin oder den Koch ja oft bei der Arbeit beobachten.

Wie sahen Ihre Recherchen für diesen Roman aus?

Gaaanz viele Street-Food-Märkte! Und jede Menge französischer Spezialitäten. Die Rezepte wollen schließlich ausprobiert und verkostet sein. Als das Buch fertig war, habe ich mir dann selbst ein heftiges Sportprogramm verordnen müssen ...

Davon abgesehen habe ich mit zahlreichen Food Truckern geredet, sie teilweise bei ihrer Arbeit begleitet und ein Mini-Praktikum in einer Restaurantküche gemacht. Außerdem habe ich die Reisestrecke von Betty und Iva erkundet. Obwohl ich Frankreich schon sehr gut kenne, wollte ich die Orte, die Betty besucht, im selben Kontext erleben wie sie.

Wohin reisen Sie in Frankreich am liebsten?

Frankreich ist mein absolutes Lieblingsreiseland und inzwischen kenne ich es sehr gut. Die Provence ist noch immer mein Favorit, aber mit knappem Abstand, denn es gibt so viele schöne Regionen. Eben bin ich aus der Bretagne zurückgekehrt, die mich immer wieder mit ihrem herben Charme und den atemberaubenden Küsten begeistert. Als Schweizerin kann ich natürlich den Bergen nicht widerstehen und war schon mehrere Mal in den Pyrenäen. Eine neue Liebe ist das bezaubernde Tal der Loire mit seinen verwunschenen Flusslandschaften.

Haben Sie ein Lieblingsgericht in der französischen Küche?

Am liebsten probiere ich die regionalen Spezialitäten der Gegend, in der ich gerade bin. In der Bretagne habe ich alle Varianten von Austern, Moules und frischem Fisch genossen. Und natürlich Crêpes und Galettes. Und ich muss, wenn ich in Frankreich bin, immer sofort Profiteroles essen. Ich bin eine unverbesserliche Naschkatze.

Woher stammen die Rezepte aus dem Anhang Ihres Romans?

Die Rezepte habe ich während meiner verschiedenen Frankreichreisen gesammelt. Für viele der klassischen Gerichte gibt es eine Fülle unterschiedlicher Familienrezepte. Für das Buch habe ich diejenigen ausgewählt, die mir selbst am besten schmecken.

Wie sieht Ihr Schreibprozess aus? Wie, wann und wo schreiben Sie?

Ich schreibe früh am Morgen. In der Regel sitze ich um halb sechs an meinem Computer. Im Pyjama. Obwohl ich ganz und gar kein Morgenmensch bin. Doch am Morgen ist mein Kopf frei und unbelastet. Ich bin dann zwar müde, aber auch kreativ. Leider bin ich auch kein Mensch, der stundenlang still sitzen kann. Deswegen sieht mein Schreibprozess so aus, dass ich alle naselang aufspringe und mich bewege. Ich drehe eine Runde durchs Zimmer, hole mir ein Glas Wasser, falte ein wenig Wäsche zusammen, spiele kurz mit dem Hund... Früher habe ich versucht, mich zum Stillsitzen zu zwingen. Inzwischen habe ich das aufgegeben. Meine Gedanken sind freier, wenn ich mich bewege, und die allerbesten Ideen habe ich oft, wenn ich mit dem Hund spazieren gehe.

© DianaVerlag 2018

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