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Dirk-Christian Stötzer

Interview mit Dirk-Christian Stötzer

Ist unser Schulsystem wirklich so schlecht?

Dirk-Christian Stötzer im Interview über "Superlehrer, Superschule, supergeil"

Wie ist Ihr Youtube-Clip entstanden?
Nach über 40-jähriger Tätigkeit in den unterschiedlichsten Bereichen des Schulsystems musste ich mich im Sommer 2014 in den Ruhestand verabschieden. Als kleinen, launigen Beitrag zu meinem kleinen, aus diesem Anlass geplanten Fest haben befreundete Kollegen mit einem Budget von 24 € mit mir ein kurzes Video gedreht. Berlin suchte seinerzeit zu Schuljahresbeginn ca. 2000 neue Lehrkräfte und so kamen wir auf die Idee, den Youtube-Hit „Supergeil“ mit Friedrich Liechtenstein zu covern und für den Lehrerberuf zu werben. Dass die Veröffentlichung im Internet ein so starkes Echo finden würde, habe ich nicht erwartet.

Ist unser Schulsystem wirklich so schlecht, wie behauptet wird?
Natürlich nicht! Oft handelt es sich zudem um Luxusprobleme, die thematisiert werden! Und häufig auch um Einzelfälle, die stellvertretend für ein ganzes Schulsystem herhalten sollen. Ich kenne viele Lehrer, die sehr gerne und vor allem sehr gut ihren Beruf ausüben. Und ich kenne auch eine Menge Schüler, die Spaß an der Schule haben. Aber: Keine öffentliche Institution hat täglich so viel Publikumsverkehr zu bewältigen wie die Schule. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich täglich in den Familien und in der Öffentlichkeit der kritischen Beobachtung stellen muss. Das positive und oft aufopferungsvolle Engagement der überwiegenden Mehrheit der Lehrkräfte wird dabei nach meiner Wahrnehmung zu selten gewürdigt. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten.

Was möchten Sie jungen Lehrern mit auf den Weg geben?
An der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen teilzunehmen und diese fachlich und menschlich zu begleiten, ist eine spannende Aufgabe. Wenn es einem gelingt, sich an den vielen positiven Ereignissen und Erfolgen im Unterricht und darüber hinaus immer wieder neu zu motivieren, wird man am Ende seiner Tätigkeit auf den besten Beruf der Welt zurückblicken können.

Was können Eltern und Schüler zu einer besseren Schule beitragen?
Eltern, Schüler und Lehrkräfte gestalten Schule heute gemeinsam. Dies geschieht am erfolgversprechendsten, wenn alle ihre Verantwortung gemeinsam auf der Basis eines pädagogischen Grundkonsenses wahrnehmen. Das bedeutet aber auch, dass Eltern den Lehrkräften einen Vertrauensvorschuss geben sollten. Konflikte müssen ggf. im Gespräch lösungsorientiert angegangen werden. Rechtsanwälte und Gerichte sind in der Regel in diesem Zusammenhang eher kontraproduktiv. Sie führen bei Lehrkräften zu Verunsicherung und produzieren unnötige Reibungsverluste. Nach meiner Wahrnehmung rangieren jene Schulen im Ranking ganz oben, an denen die überwiegende Mehrheit unter den Eltern und Lehrkräften am gleichen Strang ziehen.

Interview © Politycki & Partner