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Kristina Valentin, »Garten der Wünsche«

Interview mit Kristina Valentin zu »Garten der Wünsche«

Kristina Valentin
© Traumstoff
Liebe Kristina, hast du eine Lieblingspflanze?

Die Ringelblume. Blüht wie verrückt, immer gut drauf, leuchtet überall hervor, und Ringelblumensalbe hilft gegen alles. Bestimmt auch gegen Liebeskummer. Und natürlich die Rose, die alte Königin des Gartens. Es hat bei mir viele Jahre gedauert, bis ich ihre Schönheit wirklich zu schätzen wusste, aber jetzt huldige ich ihr.

Warum spielt die Natur in deinem Buch eine große Rolle?

Die Natur spielt in allen meinen Büchern eine Rolle, diesmal durfte es die Hauptrolle sein. Ihre große Heilkraft und ihre Weisheit zeigen sich im Garten von Klara, und beides webt seine Kraft durch den ganzen Roman bis hinein in die Herzen meiner beiden Hauptfiguren.

Stellst du uns die beiden Hauptfiguren Klara und Romy kurz vor?

Klara und Romy sind völlig unterschiedlich, leben verschiedene Leben, aber beide stehen kurz vor einer großen Veränderungen. Sie müssen eine wichtige Lebensentscheidung treffen, und so kreuzen sich ihre Wege. Romy ist Bibliothekarin in Hamburg, Klara leitet eine kleine verwunschene Pension auf dem Land. Romy sehnt sich danach, Mutter zu werden, doch stattdessen erlebt sie die Trennung von ihrem Mann. Klara möchte insgeheim an ihrem sechzigsten Geburtstag, der fast vor der Tür steht, auf Weltreise gehen, doch plötzlich gerät ihr ganzes Leben in Unordnung. Über Umwege treffen die beiden sich, und genau in diesem Moment beginnt die Geschichte. Mitten im Garten der Pension. Und beide Frauen stellen am Ende fest, dass alles im Leben einen Sinn ergibt.

Wo spielt dein Roman und warum?

Der Roman spielt im Norden von Deutschland. Lindenbühl ist ein fiktiver kleiner Ort, aber jeder, der den Norden kennt, dürfte das Gefühl haben, dort schon einmal gewesen zu sein. Auf dem Marktplatz gestanden zu haben, während die alten Kastanien ihre Blätter in den blauen Himmel reckten und über die alten ausgetretenen Steinstufen den Laden von Frau Meyer betreten zu haben, um dort eine Zeitung zu kaufen. Lindenbühl ist ganz zauberhaft, aber sehr versteckt, und während des Schreibens habe ich tatsächlich davon geträumt, auf dem Marktplatz zu sitzen. Zusammen mit Klara. Wir haben über das Leben und unsere Pläne gesprochen. Und über das Ansetzen von Brennnessel-Jauche. Gärtnerinnen unter sich.

In dem Roman geht es um Lebensträume und um das Vertrauen in Leben. Was hilft dir, dem Leben zu vertrauen?

Vertrauen ins Leben zu finden ist wohl eine große Lebensaufgabe. Manchmal wird dieses Vertrauen bis in die Grundfesten erschüttert, und man rappelt sich danach erst mühsam wieder auf, um erneut auf die Suche zu gehen. Mir persönlich helfen die Natur und mein Garten dabei. Es ist ein Verstehen auf einer anderen Ebene als der des Bewusstseins. Das Kommen und Gehen, das Werden und Vergehen, die immerwährenden Kreisläufe, die es schon gab, bevor es mich gab, und die weiterexistieren werden, lange nachdem es mich nicht mehr gibt. Wer lernt, sich dem hinzugeben, lernt auch, Dinge nicht erzwingen zu wollen, dass alles seine Zeit hat und dass manchmal ein Samenkorn an Stellen aufgeht, wo man es niemals vermutet hätte.

Wie war es für dich, aus zwei Perspektiven zu erzählen?

Spannend und stimmig. Wir haben im Lektorat lange überlegt, ob ich die Geschichte so erzählen kann, aber während ich immer weitergeschrieben habe, wurde klar, dass es nur so geht. Romy in der Ich-Perspektive, nah, direkt, berührend und Klara ein klein wenig aus der Distanz der dritten Person, weitblickend, wissender.

Welche Rolle spielt die Liebe in diesem Roman?

Zusammen mit der Natur die Hauptrolle. Liebe hat so viele Facetten und ist neben der Angst wohl der größte Antrieb im Leben. Romys Liebe zu ihrem Mann, ihre mütterliche Liebe, die keinen Punkt zum Andocken findet, Klaras Liebe zu ihrem Garten, zum altehrwürdigen Apfelbaum, aber schlussendlich auch ihre Liebe zu sich selbst, aus deren Antrieb sie gelassen den nächsten Schritt in ihrem Leben geht, um wieder mehr Zeit für sich selbst zu haben.

Was hoffst du, dass Leserinnen und Leser aus diesem Buch mitnehmen?

Ich hoffe, dass sie mir nach Lindenbühl folgen, Klaras Pension lebhaft vor Augen sehen, den Lavendel riechen, das Rauschen der Blätter in den Baumwipfeln hören. Aber ganz besonders hoffe ich, dass der alte Garten sie berührt, wie er auch mich beim Schreiben berührt hat. Vielleicht ist Der Garten der Wünsche ein Buch über die verschiedenen Lebensabschnitte von Frauen. Die junge, kraftvolle Frau in ihrer Lebensmitte, die aus dem Vollen schöpft und die Welt verändern kann, wie Romy es tun wird. Und die alte, weise Frau, die wieder mehr auf sich blicken, mit viel Erfahrung im Gepäck mutig neue Wege gehen kann.

Hast du Tipps für Gartenanfängerinnen und Gartenanfänger?

Klar. Ich war ja auch mal eine. Das Erste, was man über Bord werfen muss, ist der Perfektionismus. Das ist aber grundsätzlich eine gute Sache im Leben, denn unter dem Zwang, alles perfekt machen zu müssen, leiden wir alle ziemlich. Schmeißt die Gartenzeitschriften weg, guckt euch nicht an, wie es aussehen sollte. Probiert es einfach. Fragt eure Nachbarin, eine Gärtnerin und macht. Immer wenn es unordentlich aussieht, ist es genau richtig. Befasst euch mit heimischen Pflanzen und Kräutern, die wollen hier eh leben. Es bietet sich an, mit ihnen zu arbeiten.

Wer einen alten Garten übernimmt, sollte mindestens ein Jahr warten und schauen, wie er sich im Laufe der Jahreszeiten verändert, bevor man irgendwo etwas wegnimmt oder pflanzt. Seid euch der Verantwortung bewusst: Egal wie klein der Garten ist, er ist wichtig! Alles kommt zur rechten Zeit, und wir können nichts erzwingen. Und einmal am Tag sollte man sich an einem schönen Platz in seinem Garten niederlassen, die Augen schließen und den Pflanzen zuhören.

© Diana Verlag 2018

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