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Rezension zu
Mehr als tausend Worte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine große Jugendliebe, losgelöst von Raum und Zeit

Von: hasirasi2
19.04.2019

„Mehr als tausend Worte“ von Lilli Beck erzählt die Geschichte einer großen Jugendliebe, die anscheinend völlig losgelöst von Raum und Zeit existiert. Während die Welt um sie herum immer judenfeindlicher wird, hat Aliza nur Augen und Gedanken für Fabian. Sie ist sehr unreif, naiv und wird geradezu bockig, als sie nach England gehen soll. Man merkt vielleicht, ich hatte so meine Probleme mit ihr. Sie verdrängt die Repressalien gegen die Juden, erscheint verwöhnt und unselbständig, dabei hat sie ihrem Vater oft in der Praxis geholfen und gesehen, was die Nazis anrichten. Sie kommt aus einer aufgeklärten Familie und wollte selber Medizin studieren, bevor es verboten wurde. Man könnte ihr zwar zugute halten, dass sie erst 16 ist, aber auch später, als sie älter wird, ändert sich ihr Charakter nicht wirklich. In England wäre sie ohne gleichaltrige Mizzi, die ebenfalls aus Berlin weggeschickt wurde, gescheitert. Denn während Aliza sich nur selbst bemitleidet und nach Fabian verzehrt, organisiert Mizzi ihrer beider Leben. Viel spannender und realistischer als Alizas Geschichte fand ich die Schilderungen der Überlebensbemühungen ihrer zurückgebliebenen Familie in Berlin. Sehr bewegend beschreibt Lilli Beck deren sozialen Abstieg. Alizas Bruder darf nicht mehr Medizin studieren, sondern arbeitet als Leichenschieber in der Nachtschicht. Ihr Vater darf erst nur noch Juden behandeln, dann gar niemanden mehr – sein Einkommen bricht weg. Um irgendwie an Geld kommen hilft er anderen Juden entgegen seinem hippokratischen Eid mit illegalen Methoden, Krankheiten vorzutäuschen, um der Zwangsarbeit zu entgehen. Er versucht auch, das Haus zu retten indem er es pro Forma an den Blockwart überschreibt – ein großer Fehler, wie sich herausstellen wird. Neu war mir die geschilderte Tatsache, dass in England lebende deutsche Juden nach Ausbruch des Krieges als Nazis beschimpft und angegriffen worden. Gerade den Übergriffen in Deutschland entronnen, wurden sie wieder zu Aussätzigen. Bei diesen Szenen hatte ich Gänsehaut. Auch die Beschreibung der Trümmerwüste Berlins, in die Aliza nach dem Krieg zurückkehrt, ist mir an die Nieren gegangen Leider war mir das Ende etwas zu konstruiert und happy, darum gibt es nur 4 von 5 Sternen, für diesen ansonsten sehr spannenden und bewegenden Roman.

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