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Rezension zu
All das zu verlieren

Bitterböses Porträt über eine Narzisstin

Von: Bücherwurmin
12.05.2019

Ein Ehemann, der sich aufarbeitet, um die Familie zu ernähren, eine wunderschöne Wohnung im 18. Pariser Arrondissement und einen kleinen Sohn – all das hat Adèle zu verlieren. Und dennoch: Sie kann nicht anders. Sexsucht, Anorexie, Angststörungen, all das beherrscht ihre Gedanken, ihr Verhalten, ihre Person. Und so konstruiert sie über viele Jahre hinweg in fast schon liebevoller Kleinarbeit ein Doppelleben mit zweitem Laptop, geheimem Handy und einer endlos langen Liste an Affären. Bis ihre größte Angst eines Tages Wirklichkeit wird und ihr Geheimnis auffliegt – mit unerwarteten Folgen. Mit „All das zu verlieren“ gelingt Leïla Slimani ein bitterböses Porträt über eine durch und durch narzisstische Frau, deren viele psychische Baustellen erst nach und nach ihre wahren Ausmaße preisgeben. Während ihre Ess- und Angststörung recht lapidar daherkommen – und damit die Anpassungsfähigkeit vieler chronisch psychosomatisch Erkrankter hervorragend widerspiegeln – schlägt uns Slimani die sexuelle Besessenheit ihrer Protagonistin förmlich ins Gesicht. Mir wurde das beim Lesen teilweise zu anstrengend und an der ein oder anderen Stelle auch zu brutal. Die Entwicklungen, nachdem Adèle auffliegt, sind bedrückend, die Geschichte kippt auf eine völlig andere Weise ins Düstere, und obwohl ich das Buch immer wieder recht aufreibend fand, ergibt es in seiner Gesamtheit vollkommen Sinn, mit all seinen strapaziösen Bildern. Slimani erzeugt mit ihren Worten die gleichen Emotionen in den Lesenden wie sie die Protagonistin durchlebt: Ekel, Schmerz, Fassungslosigkeit und so viele Fragen. Einzig das Ende, das ich nicht vorweg nehmen möchte, hat mich äußerst unbefriedigt zurück gelassen – was trotzdem, irgendwie, zur Geschichte passt.

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