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Rezension zu
Willkommen in Lake Success

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Roadtrip auf der Suche nach sich selbst

Von: worte.sind.magie
19.05.2019

Barry Cohen ist kein sympathischer Protagonist. Vom Sohn eines Poolreinigers zum ultrareichen Hedgefondmanager, lebt er scheinbar den amerikanischen Traum, aber es ist mehr Schein als Sein und seine Welt gerät nach und nach ins Wanken als sich seine lieblose Ehe auflöst, bei seinem Sohn Autismus diagnostiert wird und sich zu guter letzt auch noch die Börsenaufsicht an seine Fersen hängt. Barry flieht mit einem Greyhoundbus quer durch Amerika auf der Suche nach sich selbst und läßt seine Frau und seinen kleinen Sohn Zuhause die Scherben seines Lebens aufräumen. Barry trifft auf seinem Roadtrip durch Amerika auf Menschen, die sich am anderen Ende der sozialen Skala befinden. Gary Steyngard arbeitet hier mit sozialen Extremen. Barrys Blick auf diese Menschen und Situationen sind sehr detailiert, aber emotional distanziert und seine fast hilflose Art und Weise, sich einzubringen, zu helfen oder einfach teilzuhaben, ist tragisch, manchmal tragisch-komisch in seiner Hilflosigkeit. Barry ist ein einsamer, verlorener Mann auf der Suche nach Nähe. Ein Vater, der vor seinem nicht kommunizierenden Sohn (Barrys Wahrnehmung) zurückschreckt, obwohl er selbst Probleme hat, emotional mit Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren. Ein Mann, der Nähe sucht und diese nicht geben kann. Bleibt die Frage ob Barry sich selbst gefunden hat. Zum Ende seiner Reise, würde ich mit "Jein" antworten. Barry ist wie seine Frau Sheema sich selbst treu geblieben. Er hat sich nicht wirklich verändert, eher seinen Frieden mit dem, was nicht zu ändern ist, gemacht. Im Epilog erlebt der Leser Barry und auch Seema 10 Jahre weiter und erst hier habe ich den Eindruck, die Geschichte würde sich für mich zufriedenstellend schließen. “Vorsicht Spoiler!” Im Epilog hält sein Sohn den traditionellen Segensspruch während seiner Bar Mizwa Feier. Er kommuniziert über einen Sprachcomputer und erwähnt auch seinen Vater: (Zitat) "Viele Leute können sich nicht erinnern, wie sie drei gewesen sind, aber ich kann das. Und damals habe ich an meinen Vater immer als den Vogel-Vater gedacht, weil er der Arbeit wegen dauernd weggeflogen ist. Und jedesmal, wenn er wegflog, wurde ich wütend und bin ausgerastet. Und jedes Mal, wenn er heimkehrte, wollte ich ihn umarmen, doch konnte ich es nicht, weil ich bin, wie ich bin. Und als ich älter war, jagte ich im Madison Park den Tauben hinterher, und ich habe immer gedacht, eine davon sei mein Vater in Gestalt einer Taube. ... Und heute ist mein Vater zurückgeflogen. Und hat mir den besten Tag meines Lebens geschenkt." Es ist sehr berührend, wie letztendlich der dreizehnjährige Sohn seinem Vater die Hand reicht und mit Worten die Kluft in ihrer Beziehung überbrückt. Und auch die Reaktion von Barry ist sehr schön. Typisch und passend für ihn, aber ich konnte zum Schluss tatsächlich doch noch Sympathie und Verständnis für diesen Mann aufbringen. Es ist ein amerikanischens Buch mit kritischem Blick auf die amerikanische Gesellschaft der "Vor-Trump-Ära". Diesen Punkt habe ich in meine Meinung hier nicht einfließen lassen, da ich nicht ausreichend Wissen über die amerikanische Gesellschaftsstruktur und -entwicklung habe. Sicher habe ich das Buch aus diesem Grund auch mit einer anderen Gewichtung gelesen und vermute, dass ich einige Zusammenhänge nicht wirklich verstanden habe.

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