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Rezension zu
Schuldig

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Buch für Liebhaber jap. Literatur!

Von: Kaisu
20.06.2019

“Kazuhisa Fukase ist ein Mörder!” (Buchbeginn) Fukase ist dezent schockiert, als er diesen Satz liest. Er steht auf einem Blatt Papier, welches er von seiner Freundin überreicht bekommt. Da sie sich keinen Reim daraus machen konnte, hat sie ihn direkt kontaktiert und damit ungewollt einen Strudel der Zweifel, Ängste und Erinnerungen in dem jungen Mann in Gang gesetzt. Er weiß nämlich ganz genau, auf wen sich dieser Satz bezieht. Es ist tatsächlich jemand gestorben. Vor drei Jahren. Nur war er nicht der Mörder. Was will der Schreiberling also damit bezwecken? Fukase lässt die Beschuldigung keine Ruhe. Gerade war er an einem Punkt angekommen, wo er sich getraut hat, auf Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen. Auch zu Frauen. Und nun ist da diese Mauer. Also fängt er an zu recherchieren. Knüpft alte Kontakte neu und besucht unter anderem die Eltern des Verstorbenen. Schließlich war dieser ein Studienkollege von ihm gewesen. Ein Freund. “Ich machte einen Kaffee. Damit kann ich uns etwas Gutes tun, Das Allerbeste, was ich vermag. Der einzige Lichtblick in der finsteren Welt der Schuldgefühle.” (S.63) Was einem sofort auffällt, ist die Liebe zu Kaffee. Fukase hat ein Faible für besonders hochwertige und aromatische Bohnen. Das macht ihn in seinem Bekanntenkreis äußerst beliebt und so mancher Teetrinker wurde von seinem Kaffee verführt. Das geht soweit, dass man als Leser ebenfalls das schwarze Getränk von ihm haben möchte und bereits die gemahlenen Bohnen riechen kann, wenn man seinen Handgriffen folgt. Gleiches gilt für Buchweizennudeln und Curry und und. Die Liebe zu Speis und Trank ist deutlich spürbar. Im harten Kontras dazu stehen die Anschuldigungen, die kontinuierlich an dem Gewissen von Fukase nagen. Er will unbedingt wissen, wer ihm so etwas an den Kopf wirft und warum. Verständlich, man möchte schließlich nicht grundlos als Mörder hingestellt werden. Oder ist er etwa doch nicht so unschuldig, wie er einen glauben lässt? Dass er ein Geheimnis hat, was bisher niemand gelüftet hat? “Fukase sprang ruckartig aus und schüttelte energisch den Kopf. Er ging in die Küche, nahm eine Plastikflasche Wasser aus dem Kühlschrank und trank direkt daraus. Dann klatschte er sich im Spülbecken Wasser ins Gesicht, um die absurden Gedanken zu vertreiben.” (S.167) Im Vergleich zu “Geständnisse” sind die Perspektivwechsel nicht sonderlich extrem. Man wechselt lediglich zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her. Der besondere Touch ist nur, dass Fukase in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive berichtet und man somit eine besondere Beziehung zu ihm aufbaut. Man überlegt ständig ob man ihm glauben kann oder nicht. Was stetig für kleine Gefühlschwankungen sorgt. Ansonsten bleibt die Geschichte recht ruhig. Was sicher den ein oder anderen verschrecken mag. Das Hauptaugenmerk liegt wirklich auf der Entwicklung und den Gedanken von Fukase. Erst das Ende. Das haut nochmal ordentlich rein. Dieser Plottwist ist der Autorin perfekt gelungen und hat dafür gesorgt, dass das Buch nicht als Schwächling hinter Geständnisse zurückbleibt. Hinzukommt der Schreibstil von Kanae Minato, den ich einfach wunderbar finde. Daher hoffe ich auch, dass bald noch mehr Werke von ihr nach Deutschland kommen. Abschließend kann ich das Buch jedem Liebhaber japanischer Literatur empfehlen. Wer den Stil der Japaner mag, wird auch mit diesem Buch glücklich werden. Wer allerdings Spannung und spektakuläre Wendungen erwartet, der wird hier nicht zufrieden sein.

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