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Rezension zu
Suche mich nicht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Suche mich nicht" von Harlan Coben

Von: Fraggle
06.08.2019

Im Bereich der Literatur ist Harlan Caben für mich in etwa das, was ein entfernter Bekannter im „echten Leben“ wäre: Man sieht sich gelegentlich alle paar Jahre mal mehr oder zufällig wieder, findet sich vielleicht sogar sympathisch, aber so eine richtig intensive Beziehung wird halt nicht daraus. Ähnlich geht es mir eben mit seinen Büchern. Trotz der vergleichsweise hohen Frequenz, mit der der Autor in den letzten Jahren seine Bücher veröffentlichte, bestand meine letzte Begegnung mit seinen Werken in „Kein Friede den Toten“ im Jahr 2015, die Lektüre von Büchern wie „Kein Sterbenswort“ oder „Das Grab im Wald“ liegt teilweise noch erheblich länger zurück. Und immer, wenn ich ein weiteres Buch des Amerikaners lese, weiß ich auch wieder, warum ich oftmals längere Pausen zwischen seinen Büchern brauche – und warum sie mir trotzdem weitgehend gefallen. Der Hauptgrund, Cohen-Thriller zu lesen, ist sicherlich nicht im Bereich hochkomplexer Charaktere oder eines ausgefeilten, geschliffenen Stils zu suchen, viel mehr ist der Autor, wie nur wenige andere, in der Lage, sich Plots auszudenken, die spannend und in sich stimmig sind, einer Prüfung auf Logiklöcher weitgehend standhalten und die eine oder andere Wendung beinhalten. Und bei „Suche mich nicht“ ist das auch nicht anders. Man mag vielleicht behaupten, dass der Verlauf der Handlung ab einem gewissen Punkt vorausschaubar wird, und diese Behauptung wäre sicherlich nicht falsch, Spaß macht die Geschichte bis zu und ab diesem Punkt aber dennoch. Darüber hinaus behandelt der Autor in seinem Thriller ein Thema, das zwar nicht völlig innovativ, in der letzten Zeit aber vergleichsweise selten genutzt wurde. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Schade, dass ich dazu nichts Näheres sagen kann … ;-) Dagegen fällt das Buch in stilistischer Hinsicht leicht ab, ohne aber schlecht geschrieben zu sein. Im Gegenteil, der eine oder andere erzählerische Kniff gefiel mir sogar recht gut. Coben lässt die Handlung von einem allwissenden Erzähler aus der Sicht von Simon erzählen. Sehr sympathisch war, dass dieser Erzähler immer wieder mal mit einzelnen Sätzen die vierte Wand durchbricht, durch sinngemäße Einleitung wie „Nur zu Ihrer Information (…)“ oder Sätze wie „Schütteln Sie ruhig darüber verständnislos den Kopf.“ (S. 55) Insgesamt aber führt das aber wiederum zu einem eher saloppen Ton, den ich auch aus früheren Coben-Büchern schon kenne und der mir da schon nicht wirklich gut gefallen hat. Ebenfalls in früheren Büchern des Schriftstellers habe ich seine Charaktere gelegentlich kritisiert. Dabei zeigt er eigentlich beispielsweise mit den Protagonisten aus „Kein Friede den Toten“, dass er imstande ist, überzeugende, sympathische Hauptfiguren zu erschaffen. Schade nur, dass es ihm im vorliegenden Fall irgendwie nicht gelungen ist. Was mir regelmäßig wieder sauer aufstößt, ist, dass die Charaktere seiner Thriller immer irgendwie aus der gutsituierten „upper class“ zu kommen scheinen, also viel Geld besitzen und auch sonst eigentlich nicht klagen können. Grundsätzlich ist dagegen nicht viel einzuwenden, ich persönlich empfinde das aber eher als ermüdend. Auch im vorliegenden Fall haben wir zwei Hauptpersonen – Simon und seine Frau – die gutsituiert sind. Er ist Anlageberater – und zwar einer von der sehr aufopfernden Sorte, der sogar zu alten Damen zum Tee nach Hause fährt, um sich ihre Sorgen anzuhören usw., sie wiederum ist – natürlich – Ärztin ( die Rolle einer Anwältin war im Buch schon besetzt), umwerfend schön und hat früher mal gemodelt. Damit will Coben vielleicht verdeutlichen, dass schlimme Dinge auch Menschen passieren können, die ansonsten bar jeder Sorge sind, aber auch hier gilt: Ich empfinde das eher als ermüdend. Und übrigens für die Wirkung des Buches auch als hinderlich. Es mag eine persönliche Sache sein, aber ich nehme am Schicksal solcher Schickeria-Yuppie-Vernissage-Typen immer wesentlich weniger Anteil als an Figuren, die etwas bodenständiger sind. Für die Zukunft würde ich mir etwas „normalere“, geerdetere Figuren wünschen. Anhand zweier Nebenfiguren – der erwähnten Anwältin und der ebenfalls erwähnten alten Dame mit dem Tee – die zwar im Grunde genommen beide hauchzart überzeichnet sind, was mir aber egal war, merkt man aber auch bei „Suche mich nicht“, dass Coben eigentlich Charaktere kann. Nur leider verschwinden beide nach relativ kurzer Zeit im Orkus des Vergessens und spielen für den weiteren Fortgang der Geschichte keine Rolle mehr. Schade! Kurz: Wer mal wieder einen abwechslungsreichen Thriller mit vergleichsweise selten genutztem Thema lesen möchte, sich an blassen Charakteren und einem eher umgangssprachlichen Stil nicht stört, der liegt bei „Suche mich nicht“ absolut richtig. Ich danke dem Bloggerportal und dem Goldmann Verlag für die freundliche Übersendung des Rezensionsexemplars

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