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Rezension zu
Das Bücherhaus

Die Liebe zur Weisheit

Von: Franziska_J
28.10.2019

„Ist das Leben lebenswert?“ Diese Frage, auf die wohl sehr viele Menschen im Laufe ihres Lebens einmal stoßen, stellte sich im Jahr 1895 bereits der amerikanische Philosoph William James. Mehr als 100 Jahre später, im Jahr 2008, stieß auch der in eine berufliche und private Krise geratene John Kaag auf diese Frage. Der 29-Jährige, frisch promovierte Philosoph sah in seinem Leben einfach keine tiefere Bedeutung: Seine Forschung befand sich in einer Sackgasse und seine Ehe lief ebenfalls bergab. Doch als Kaag eines Tages bei einem Ausflug im Hinterland von New Hampshire die lange vergessene Bibliothek von Ernest Hocking, einem der letzten großen amerikanischen Denker, entdeckte, nahm sein Leben eine unerwartete Wendung. In Das Bücherhaus (erschienen am 14.10.2019 bei btb in der deutschen Erstausgabe) erzählt Kaag nun die Geschichte seiner unglaublichen Entdeckung. Was dabei herauskommt ist nicht nur eine Einführung in die amerikanische Ideengeschichte, sondern auch ein kluger Roman über Liebe, den Sinn des Lebens und die Kraft der eigenen Gedanken. „Was machte man mit einem intellektuellen Zuhause, nachdem es dauerhaft verlassen worden war? […]Als Bunn und ich West Wind erreichten, wirkte die Hocking-Bibliothek verlassen. An den Bäumen um die Gebäude herum hingen Schilder BETRETEN VERBOTEN. “ Während Kaag sich also durch die vergessene Bibliothek Hockings liest, die zahlreiche sehr wertvolle Erstausgaben von Werken europäischer Geistesgrößen beheimatet, nimmt er den Leser mit auf eine unterhaltsame und teils auch sehr humorvolle Reise durch die amerikanische Philosophie. Dabei vergisst er keinen großen Namen. Von Spencer über Thoreau bis hin zu Emerson sind sie alle dabei. Zugleich versucht er auch, eine Brücke zur europäischen Philosophie, vertreten durch Kant, Descartes oder Schopenhauer, zu schlagen. Auf gut 300 Seiten gelingt es ihm, einen weitreichenden sowie diachronen Überblick über Philosophiegeschichte zu geben. „Unser Wille bleibt der entscheidende Faktor dabei, in einer Welt einen Sinn zu finden, die diesen permanent zu vernichten droht. […]Das Risiko, dass das Leben vollkommen bedeutungslos ist, ist real, aber genauso auch der Lohn: die allgegenwärtige Chance, weitgehend für seinen Wert selbst verantwortlich zu sein.“ Das Bücherhaus hat jedoch in keinster Weise den Charakter eines Lehr- oder Sachbuches. In dieser Hinsicht ist Kaag etwas ganz Erstaunliches gelungen: Mit der Erkundung der Ideengeschichte Amerikas erzählt der Philosoph zugleich seine eigene Geschichte, denn all die Bücher der verlassenen Bibliothek führen ihn nach und nach zu den wichtigsten philosophischen Theorien, die ihm wiederum eine praktische Anleitung dazu liefern, sein Leben aktiv in die Hand zu nehmen und neu zu gestalten. So erfährt der Leser die Philosophie als eine lebensnahe, lebensbejahende und praktische Wissenschaft, die nichts mehr gemein hat mit den Vorurteilen einer verstaubten, lebensfernen Disziplin. Auf bezaubernde und unkonventionelle Weise erzählt Kaag, dass Veränderungen im Kopf beginnen, dass unser Denken das mächtigste und wichtigste Instrument ist, unser Leben zu verändern und dass Glück sich genau dann einstellt, wenn wir es am wenigsten erwarten. Der Roman ist darum keinesfalls nur für Philosophieliebhaber gedacht, sondern für alle, die sich auch schon einmal die Frage gestellt haben, ob das Leben eigentlich lebenswert ist. Das Bücherhaus – Selten wird man so unterhaltsam belehrt und zugleich so lehrhaft unterhalten!

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