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Rezension zu
Die Gesichter des Meeres

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Havarie

Von: Frau Lehmann
12.02.2020

Diesmal sind Roman, Rezension und Wetter aus einem Guss. Während Sturm Sabine noch tobt und für Land unter hier an der Nordseeküste sorgt, schreibe ich über ein Buch, das einen Schiffbruch vor der irischen Küste während einer Sturmflut beschreibt. Und derweil der Wind den Regen mit Wucht gegen die Fenster schleudert, denke ich an die Männer und Frauen, die damals wie heute ausziehen, um den Schiffbrüchigen zu helfen und dabei ihr eigenes Leben riskieren. 1895. Vor Dun Laoghaire, damals Kingstown, strandet ein finnischer Frachter. In Windeseile fährt ein Rettungsboot der Freiwilligen der Königlichen Seenotretterstation aus. Und kentert bei starkem Wellengang in Sichtweite der Schiffsbesatzung. Es gibt keine Überlebenden. Erst am nächsten Tag gelingt es, die Crew des Frachters heil ans Festland zu bringen. Leena Landers Roman hat zwei Erzählstränge. Zum einen berichtet sie direkt aus dem Jahr 1895, zum anderen lässt sie eine Schriftstellerin in der heutigen Zeit über die Geschehnisse recherchieren. Bindeglied ist der Großvater, der als Junge auf dem Frachter mitfuhr. Sehr schnell stellt sich bei Untersuchungen heraus, dass das Rettungsboot wohl nicht seetauglich war. Konstruktionsfehler oder Fehlentscheidungen der Mannschaft? Die Regierung bevorzugt letzteres. Sehr ruhig, fast schon ein wenig betulich, erzählt Leena Lander von den Ereignissen rund um den Schiffsbruch. Es ist hochspannend zu verfolgen, wie aus den Seehelden Bauernopfer der Politik werden, wie Spendengelder für die Hinterbliebenen in andere Kanäle fließen und daraufhin Familien zerrissen werden und in Armenhäusern landen. Trotzdem hat Lander ihr Boot ein wenig überfrachtet, denn daneben kommen noch Frauenrecht und Kriegstraumata zur Sprache und bisweilen fragt man sich, was der eine Erzählstrang mit dem anderen zu tun hat. Ein paar Kürzungen hätten dem Fluss sicherlich nicht geschadet. Nichtsdestotrotz ist dies ein eindringlicher, intelligenter Roman, der sich mit Ehre und Mitgefühl beschäftigt, mit Verantwortung und der Frage nach dem richtigen Handeln in schwierigen Situationen. Wer allerdings einen Abenteuerroman in der Art der Titanic-Verfilmung erwartet, der wird sicherlich enttäuscht. Auch, wenn es durchaus eine kleine romantische Liebesgeschichte gibt.

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