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Rezension zu
Aufstieg und Fall des Wollspinners William Bellman

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Aufstieg und Fall von Diane Setterfield

Von: Krinkelkroken
29.04.2015

Vor einiger Zeit ließen mich lukrative Werbetexte zu einem Buch greifen, dessen Versprechungen – wieder einmal – den gebotenen Tatsachen diametral entgegen gesetzt waren. Das ist mir nun in letzter Zeit so oft passiert, dass „shame on you“ sich ehrlicherweise zu „shame on me“ wandeln muss und ich zwei Konsequenzen ziehe: Ich glaube keinerlei Klappentexten mehr und lese Bücher, die sich interessant anhören, erst, wenn 10 Blogger, auf deren Meinung ich vertraue, sie positiv besprochen haben. Wer meine Besprechungen kennt, der weiß, dass ich gerne zunächst ein paar positive Aspekte nenne, bevor ich zu den negativen komme. Immerhin steckt in allen – oder doch zumindest in den meisten – Büchern Arbeit und Herzblut – da kann man sich als Blogger auch ein bisschen Mühe geben. Leider fällt mir zu diesem Werk nichts nennenswert Positives ein, obwohl ich seit ein paar Tagen fieberhaft nachgrüble. Hübsch anzusehen ist das Buch jedenfalls. Es hat einen interessanten Titel, der sowohl auf dem hochwertigen Schutzumschlag als auch auf dem darunterliegenden Buchrücken schön gestaltet wurde. Ein Lesebändchen gibt es leider nicht, was bei Hardcovern dieser Preisklasse durchaus wünschenswert ist. Der anschauliche Titel lässt – zusammen mit den wohlüberlegten Pressetexten – eine spannende Lebensgeschichte mit mysteriösen Flair im Stile der englischen Schauerromantik vermuten. Darauf wartet der Leser jedoch vergebens. Er muss am Ende feststellen, dass der Titel im Grunde schon alles sagt, was man über die Geschichte wissen muss: Es geht um den schnellen wirtschaftlichen Aufstieg und anschließenden langatmig, einfallslos und unoriginell erzählten, selbstverschuldeten und trivialen persönlichen Fall eines gewissen William Bellman im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts – welcher im Übrigen nicht wirklich Wollspinner ist, sondern Direktor einer Tuchfabrik und ansonsten völlig fade und wenig sympathisch. Am Ende sind fast alle – inklusive Bellman – tot ohne dass ihr Verlust einem nahe gehen würde. Diejenigen Figuren, die ansatzweise faszinierend sind, sterben bereits sehr früh, sodass der Fortgang der Handlung den Leser nicht mehr sonderlich erschüttert. Oder auch nur interessiert. Und dann ist da noch die Sache mit den Krähen. Krähen spielen eine subtile aber eindringliche Rolle im Fortgang der Geschichte, denn mit dem Erlegen einer solchen beginnt das Schicksal Bellmans in Kindertagen. Was anfangs noch als opportuner Kunstgriff erscheint, bekommt im Laufe der Handlung den Beigeschmack eines abgedroschenen Esoterikmerkmals mit unausgereiften Motiven: Lose werden anekdotenhafte Passagen zu Krähen eingestreut, die Gedichte, Merkmale oder kryptische Beschreibungen enthalten können. Während Gedichte und Legenden noch den Anschein eines interpretatorischen Gewinns erwecken, erscheinen die vermeintlich mystischen Gedanken über Krähen als Göttervolk und andere Antropomorphismen als abwegig und daneben. Ohne dieses aufgesetzt mystisch wirkende Motiv hätte sich wenigstens ein glaubhaftes Zeitportrait ergeben können. „Aufstieg und Fall des Wollspinners William Bellman“ erinnert entfernt an Stanley Kubricks „Barry Lindon“. Allerdings beinhaltet dieser Roman im Gegensatz zu Kubricks Film, der damals als einer der ersten Kerzenschein per Kamera festhielt, keinerlei Innovation, Charme oder Botschaft. Selbst Krähenliebhaber werden eher vergällt als beflügelt.

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