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Rezension zu
Vardo – Nach dem Sturm

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Recht interessant

Von: Soronja Bert
14.04.2020

Der Roman basiert zum Teil auf wahren Begebenheiten und spielt im 17. Jahrhundert: Nach einem schweren Sturm, in dem fast alle Männer des Fischerdorfes Vardo auf See umgekommen sind, sind die Frauen auf sich allein gestellt. Doch es ist die Zeit der Hexenverfolgungen und allzu selbständige Frauen sind "gefährlich". Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive der jungen Dorfbewohnerin Maren und Ursula, genannt Ursa, der Ehefrau des in das Dorf gesandten extrem religiösen Ordnungshüters Absalom Cornet. Im Prinzip stößt das Buch interessante und auch heute noch relevante Fragen an, im Vordergrund steht v.a. die Gender-Problematik. Aber auch die Theodizee-Frage stellt sich, zumindest ansatzweise: Wie kann es sein, dass ein guter Gott unsere Welt erschaffen hat, aber in ihr so viel Unglück herrscht? Und, aus der historischen Perspektive: Ist ein so großes Unglück wie der Sturm nicht ein Beweis dafür, dass Vardo ein gottloser Ort ist? Wie kann jedoch im Namen Gottes Menschen so viel Leid entgegen aller Vernunft zugefügt werden, wie es bei den Hexenverfolgungen geschehen ist? Allerdings bleiben die Fragen eher an der Oberfläche, was vielleicht auch mit der Erzählperspektive zusammenhängt - das Erzählte geht eben nie über den Horizont der beiden Figuren Maren oder Ursa hinaus. Das Erzählen aus der Perspektive mehrerer Figuren ist ein in der zeitgenössischen Literatur sehr übliches Mittel, führt hier aber nicht dazu, dass man wirklich verschiedene Einblicke in die Geschichte bekommt, da beide Frauen zu ähnlich denken und sich auch zu nahe stehen. Beide sind einerseits naiv und unbedarft, auch zum Teil in ihren Gefühlen sehr beeinflussbar und lenkbar, andererseit dann wieder sehr vernunftbegabt und eigenständig. Dass die Figuren nicht so konsequent gezeichnet wurden, führt dann auch dazu, dass man ihnen nicht richtig nahekommt/ sich nicht gut identifizieren kann. Fazit: Eine spannende, insgesamt eher traurige und erschütternde Geschichte, die aber leider zu oft an der Oberfläche "wabert".

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