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Rezension zu
Die Zwillinge von Summerbourne

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Was ist dran am Fluch von Summerbourne?

Von: Edith N.
12.05.2020

Auch in der heutigen Zeit gibt’s im ländlichen Norfolk noch jede Menge Aberglauben. Kobolde, Wechselbälger, Familienflüche ... die dörfliche Folklore ist voll davon. Seraphine Mayes, 25, hat in ihrer Kindheit sehr unter diesem Geschwätz gelitten. Dunkelhaarig, braunäugig und mit olivfarbenem Teint sieht sie ganz anders aus als der Rest ihrer Familie. Deshalb munkelt die Dorfgemeinschaft, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern sei. Die pragmatische und bodenständige Seraphine vermutet eher, dass sie ein Kuckuckskind ist und ihr Zwilling Daniel gar nicht ihr leiblicher Bruder. Daniel ist das egal, ihrem Jahre älteren Bruder Edwin ebenfalls. „Seph“ ist ihr „Schwesterherz“, basta. Das Geschwätz der Leute interessiert sie nicht. Mit ihrer unnahbaren Großmutter Vera kann Seraphine nichts so Persönliches besprechen. Die ist eher eine gestrenge Clanchefin als eine liebevolle Oma. Dass mit Seraphines Abstammung etwas faul ist, scheint sie aber zu wissen – oder zumindest zu ahnen -, denn den Familiensitz „Summerbourne“ soll Globetrotter Daniel erben, nicht Seraphine, die als einzige aus der Sippe an dem Anwesen hängt. Die Eltern kann Seraphine nicht befragen. Ihre Mutter Ruth hat kurz nach der Entbindung Selbstmord verübt und ihr Vater wollte deshalb nie über die Vergangenheit sprechen. Jetzt ist auch der Vater verstorben und Seraphine sichtet auf Summerbourne seine Unterlagen. Dabei findet sie ein Foto, das ihren Befürchtungen neue Nahrung gibt: Es zeigt ihre Eltern mit Edwin und nur einem Baby. Das Foto muss kurz vor dem Tod ihrer Mutter aufgenommen worden sein. Wieso sind nicht beide Zwillinge auf dem Bild? Wenn schon die Familie nicht reden kann oder will, müsste das damalige Au-pair-Mädchen Laura Silveira Licht ins Dunkel bringen können. Sie muss das Foto gemacht haben. Sie war es auch, die Ruth bei der Entbindung – einer Hausgeburt – beigestanden hat. Nach Ruths Tod war Laura dann blitzartig verschwunden. Seraphine beginnt Laura zu stalken. Doch die weiß genau, wer sie verfolgt und geht jedem Versuch einer Kontaktaufnahme aus dem Weg. Sie hat einiges zu verbergen, wie die Leser*innen bald erfahren, denn auf einer zweiten Zeitebene erzählt sie von ihrer Zeit als Au-pair auf Summerbourne. Je mehr Seraphine recherchiert, desto mehr Möglichkeiten tun sich auf. Aber vielleicht ist doch alles ganz anders abgelaufen als alle denken? Denn da gibt’s noch Kiara Kaimal, die genau so alt ist wie Seph und Danny, deren Mutter aber niemand zu kennen scheint ... Als die ganze Wahrheit endlich auf dem Tisch liegt – und die Leser*innen sich einen Stammbaum gezeichnet haben, um nicht restlos den Überblick zu verlieren -, ist eines klar: Keiner aus dem Blackwood-Mayes-Familienclan kann sich jetzt noch auf Unwissenheit herausreden. Aber wie weit sind sie gegangen um ihre Geheimnisse zu bewahren ...? Ich liebe Geschichten mit Familiengeheimnissen! Hier ist es ein besonders verzwicktes. Was passiert sein muss, ist schon irgendwie klar – aber wer mit wem und wohin welches Kind gehört, das erfahren wir erst zum Schluss. Die Autorin macht es wirklich spannend. Okay: Man muss schon an viele Zufälle glauben und es hätte auf jeder Zeitebene Möglichkeiten gegeben, die Katastrophe aufzuhalten. Das hätte so nie passieren müssen. Fast hätte ich das Buch unterwegs abgebrochen, weil ich Vera und Ruth so unerträglich fand. Arrogante, unterbeschäftigte Damen, die permanent Aufmerksamkeit brauchen und ihre Mitmenschen mit ihren Launen terrorisieren, gehen mir furchtbar auf den Keks. Ja, ich weiß, dass die beiden Frauen so sein müssen, damit die Geschichte funktioniert. Figuren, die von der Leserschaft so inbrünstig verabscheut werden, muss man als Autor*in erst mal schreiben können. Hut ab! Trotzdem: Diese anstrengenden Damen nerven. Imponiert hat mir Seraphine. Egal, wie abweisend und feindselig sich ihr Umfeld auch benimmt: Sie will unbedingt die Wahrheit wissen und forscht unbeirrt so lange nach, bis sie sie kennt. Wenn man die ungewöhnliche Häufung von Zufällen akzeptieren kann, hat man spannende Unterhaltung.

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