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Rezension zu
Die Spur des Schweigens

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Unterhaltsamer Roman zu einem wichtigen Thema

Von: RuLeka aus Baden-Baden
15.10.2020

Julia, eine Frau Ende Dreißig, arbeitet als freie Journalistin für eine kleine medizinische Zeitschrift. Da hört sie von sexuellen Übergriffen an einem privaten Forschungsinstitut und vermutet hier eine spannende Story. Doch bei ihren Recherchen stößt sie zunächst auf eine Mauer der Schweigens. Niemand will etwas bemerkt haben und die betroffenen Frauen möchten nicht aus ihrer Anonymität heraus. Zu groß ist die Angst vor Repressalien oder beruflichen Nachteilen. Auch entspricht der Hauptverdächtige mit seinem charmanten Wesen und seiner attraktiven Ausstrahlung so garnicht dem Bild eines Mannes, den man mit solchem Tun in Verbindung bringen würde. Bei ihren Nachforschungen stößt Julia auf eine Spur, die zu ihrem jüngeren Bruder Robert führt. Der hat an diesem Institut gearbeitet, bevor er vor zwölf Jahren bei einem Wanderurlaub in Norwegen spurlos verschwunden ist. Unter dem Schicksalsschlag ist Julias Familie zerbrochen und sie selbst leidet noch immer unter diesem Trauma. Der zweite Erzählstrang im Roman gehört Robert; im Rückblick wird seine Geschichte erzählt. Amelie Fried greift in ihrem neuen Buch ein aktuelles Thema auf, sexuelle Belästigung und Gewalt an Frauen in unserer Gesellschaft. Dabei zeigt sie anschaulich, wie schwer es ist, sich gegen Missbrauchsstrukturen zu wehren, wie wenig Glauben den Frauen geschenkt wird und welchen Preis sie letztendlich zu zahlen haben, wenn sie mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit gehen und Rechenschaft von den Tätern verlangen. Die Autorin lässt ihre Geschichte nicht in der Medienwelt spielen, davon kennt man genug Beispiele. Auch der Wissenschaftsbereich ist geradezu ideal für Nötigung und Machtmissbrauch. Welche Doktorandin kann es sich leisten, ihren Doktorvater in die Schranken zu weisen? Da ist Schweigen und Verdrängen die einfachere Alternative. Das Buch liest sich leicht, die vielen Dialoge machen die Geschichte lebendig. Die einzelnen Figuren wirken authentisch und mit Julia haben wir eine Hauptfigur mit Ecken und Kanten. Man erfährt einiges über ihre eher prekäre Lage als freie Journalistin, ihre Probleme mit der zunehmenden Demenz ihrer Mutter. Auch ihre schwieriges Liebesleben wird psychologisch stimmig herausgearbeitet. „ Die Spur des Schweigens“ ist ein unterhaltsamer und spannender Roman zu einem wichtigen Thema.

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