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Rezension zu
Wie zwei alte Schachteln einmal versehentlich die Welt retteten

Wie schräg ist das denn?

Von: Literaturina
27.06.2015

Giuila und Camilla sind zwei betagte Damen edler Abstammung, die gemeinsam in einem heruntergekommenen Florentiner Palazzo wohnen. Selbiges haben sie allerdings schon seit Jahren nicht mehr verlassen. Stattdessen leben die beiden Damen, die Prinzessinnen, in einer Ansammlung antiken Tands, den sie von ihren Ehemännern und anderen längst verstorbenen Verwandten geerbt haben. Erst der Tod ihres Dealers Piero veranlasst zwingt die beiden, einen Fuß vor die Haustür zu setzen - und das hat Folgen! Als ich den Klappentext im Bloggerportal las, war ich wirklich, wirklich hin und her gerissen. Ist das einfach nur lustig oder schon komplett gestört? Auch nach der Lektüre habe ich immer noch keine genaue Antwort auf diese Frage. Eines weiß ich aber mit Bestimmtheit: dieses Buch hat mich wirklich ziemlich überrascht. Auf den ersten Blick erfasst man nur die Grundidee: die beiden alten Adeligen mit einem kleinen Drogenproblem. Das ist lustig und die “alten Schachteln” finden auch eine eher ungewöhnliche Lösung für ihr Maleur. Darum geht es aber nur vordergründig. Als die beiden Prinzessinnen hinaus gehen und sich mit Florenz wieder vertraut machen müssen, erschließt sich dem Leser eine kleine Sozialstudie. Mit ihren schrägen Ansichten geben die Damen uns einen Blick auf die Welt, wie man ihn nicht so oft bekommt. Man möchte sagen: die zwei sind doch verrückt! Durch ihre Brille betrachtet sind es aber ganz oft die anderen, die vermeintlich Normalen, die tatsächlich verrückt sind. Und ganz nebenbei kehren die Prinzessinnen aus ihrem Exil zurück, auch in ihrem Herzen, versöhnen sich mit der Vergangenheit und leben wieder. Im Hier und Jetzt. Das einzige Leben, das wir alle haben. Ich will nicht lügen, es hat schon eine Weile gedauert, ehe ich mich an Carabbas Schreibstil gewohnt habe. Der ist nämlich genauso schräg wie die Handlung selbst. Immer wieder fragte ich mich, ob man die Geschichte nicht anders besser hätte erzählen können, doch das ist nicht möglich. Die Sprache ist manchmal holperig und sprunghaft, genau wie die Prinzessinnen selbst und das ist grandios. Obendrein gibt es hier ein paar stilistische Kniffe und Metaphern, die ich wirklich originell und gelungen fand. Zurecht ist Cabbara ein in seiner Heimat gefeierter Autor, der nun vielleicht auch in Deutschland ein bisschen mehr Beachtung erfährt. Was ich allerdings nicht verstehe ist der Titel. Denn mit einer Weltrettung hat die Handlung eigentlich nichts zu tun. Da kommt der italienische Originaltitel (frei übersetzt etwa “Für ein Löffelchen voll Zucker”) der Sache deutlich näher. Na ja, Titel sind nur Schall und Rauch oder wie ging der Spruch noch mal? Das Fazit: Das Buch mit dem sperrigen Titel ist ein Fest für die Freunde des schrägen Humors. Einen Drogen-Thriller darf man hier allerdings nicht erwarten. Die Geschichte der beiden alten Damen ist ein Blick ins Innere und stellt die Frage, wann wir uns selbst einmal aus unserer Komfortzone herausbewegt haben.

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