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Rezension zu
Die Frau, die Männer mochte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Alter Krimi, neu aufgelegt

Von: Devona
21.09.2015

Das Buch von Petra Hammesfahr erschien bereits 1991 im Bastei-Lübbe-Verlag, bei der hier vorliegenden Ausgabe handelt es sich um eine überarbeitete und erweiterte (ca. 100 Seiten) Fassung. Meiner Meinung nach wurden die Kommunikations- und Ermittlungsmöglichkeiten der Zeit angepaßt, 1991 gab es im allgemeinen sowie auch polizeilichem Gebrauch weder PC noch Handy etc. Der kaufwillige Leser wurde auf den Umstand der Neuauflage allerdings nur in einer Leserprobe und nicht in den Verkaufsangeboten hingewiesen – kein feiner Zug. Immerhin dürften Hammesfahr-Fans und -Sammler Gefahr laufen, hier etwas doppelt zu erwerben, falls sie nicht die komplette Hammesfahr-Liste sämtlicher erschienen Titel bei Besuch der Buchhandlung im Kopf haben oder schriftlich mit sich herum schleppen. Ich kannte das Buch nicht und war eher erfreut, mal einen „alten“ Krimi zu lesen, schön finde ich diese Art des Marketings trotzdem nicht. Das Buch beginnt mit dem Mord an einer polnischen Saisonarbeiterin recht spannend, leider muss man sich im weiteren Verlauf fragen wieso, denn dieser Mord spielt quasi für den eigentlichen Plot überhaupt keine Rolle und wird später auch nur noch am Rand erwähnt. Wichtig ist der unabhängig davon stattfindende zweite Mord an Marisa Burger aus dem Klappentext, in dem Rolf Wegener die Ermittlungen übernimmt. Die Rolle Marisas wird im gesamten Verlauf der Handlung nicht wirklich durchsichtig. Sie ist die „Frau, die Männer mochte“, die einen sagen so, die anderen so. Ob sie -trotz schlimmster Männervergangenheit- einfach nur verständnisvolle Zuhörerin oder doch eher Bettgespielin für alles war, was Rang und Namen in der dörflichen Gemeinschaft hat, bleibt zumindest für mich unklar. Fakt ist, dass ihre im Wald gelegene Gastwirtschaft brummt und dass dieser Umstand rein der Koppelung an ihre Person zu verdanken ist. Es gibt in diesem Buch keine Figur, die zum Sympathieträger für den Lesers taugt, den Vogel schießt hierbei der Hauptprotagonist Rolf Wegener ab, der – von Haus aus schon unsympathisch angelegt- im Laufe der Handlung zu einem völlig unbegreifbaren Irren mutiert, dem jeglicher Realitätsbezug abhanden kommt und der aufgrund massiver, nicht behandelter psychischer Probleme in der Kindheit und nachfolgend auch in seiner Ehe diverse Aufnahmetests bei der Polizei im realen Leben hoffentlich nicht bestanden haben dürfte. Es würde mir wirklich Angst machen, solche (psychsich kranken und selber dringend hilfsbedürftigen) Menschen im Polizeidienst bei der Aufklärung von Verbrechen und vor Allem bewaffnet zu wissen. Überdies spielt Wegeners kaputtes (Privat) Leben die eigentliche Hauptrolle im Buch. Alle anderen Personen bleiben farblos („der Frischling“), sind nervig (Marisas Putzfrau, mit deren Tätigkeiten reihenweise Seiten gefüllt werden) oder bedienen massenhaft Klischees ( Rolfs Frau ). Achtung Spoiler! Rolf Wegener reagiert beim Anblick von Marisas Leiche unprofessionell: die schöne Tote gefällt ihm und mehr und mehr steigert er sich im Laufe der Ermittlungen in den Gedanken hinein, mit dieser Frau eine erfüllende Beziehung gehabt haben zu können, wenn er sie doch nur eher gekannt hätte. Das alleine ist schon ziemlich verstörend und abstoßend, steigert sich aber hin bis zu „Erscheinungen“ von Marisa, in denen er sich mit ihr unterhält bzw. sexuell interagiert, die ganze Handlung wird davon im Wechsel mit flashbacks in seine Kindheit und der zerrütteten Beziehung zu seiner Frau durchsetzt. Man hat mehr und mehr Mühe, das alles voneinander zu trennen, so wie auch Rolf Wegener es nicht mehr kann. Spoiler Ende. Für mich ist das Buch weniger Krimi denn Krankengeschichte eines Hauptkommisars, die von zwei Morden gesäumt wird und schlussendlich total aus dem Ruder läuft. So ist denn das Ende (des Buches und Rolf Wegeners) vorsehbar. Ich kann hier nicht mehr als 2 Sterne geben, denn obwohl das Buch sich am Anfang recht vielversprechend und auch spannend krimimäßig liest, wird es zunehmend verworrener, unglaubwürdiger, uninteressanter und irgendwann ist man nur noch froh, fertig zu sein.

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