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Rezension zu
Das Schönste kommt zum Schluss

Der Weihnachtsbrief der Gillespies

Von: Frau Goethe
05.12.2015

Jedes Jahr am 1. Dezember verschickt Angela einen Weihnachtsbrief an sämtliche Verwandte, Freunde und Bekannte der Familie Gillespie. Normalerweise geht ihr das gut von der Hand und sie kann in kurzer Zeit die erfreulichen Erlebnisse des vergangenen Jahres zusammentragen. Doch dieses Jahr will ihr nichts Passendes einfallen. Nicht einmal ein Foto lässt sich auftreiben, auf dem die ganze Familie vereint ist. Mehr für sich selbst schreibt sie sich den Frust von der Seele, dass sie sich um ihren zehnjährigen Sohn Ignatius sorgt, der mit seinem imaginären Freund spricht, ihre Tochter Lindy eine Dramaqueen ohne Geschäftssinn sei, die Zwillinge Genevieve und Victoria in ihren Augen einen bedenklichen Lebenswandel haben und ihren Mann verdächtigt, eine Affäre zu haben. Für sich selbst wünschte sie sich ein Leben in London an der Seite eines erfolgreichen Architekten und einer liebevollen Tochter. Diese Gedanken würde sie natürlich niemandem mitteilen. Umso schlimmer ist es, wenn solch ein Brief versehentlich in die Welt geschickt wird. Monica McInerney kreiert erneut eine Familiengeschichte im australischen Outback. Die sechsköpfige Familie verdient ihren Lebensunterhalt mit seiner Schaffarm, was mehr schlecht als recht läuft. Einige Monate im Jahr vermietet Angela ein Zimmer an Pensionsgäste, um ein paar mehr Einnahmen zu haben. Ihr Mann Nick hat inzwischen die halbe Farm verpachtet. Auch die bereits erwachsenen Töchter stehen längst nicht auf eigenen Beinen im Leben und kommen zurück ins Elternhaus. Als Mutter hat man nun genug Probleme, sodass es auch nicht verwunderlich ist, dass Angela häufig von Kopfschmerzen geplagt wird. In South Australia sind die Entfernungen zur nächsten Klinik groß, sodass jeder Gang zum Arzt organisiert werden muss. Man hört quasi das Seufzen der Protagonistin und möchte auch nicht mit ihr Tauschen, zumal auch das Ehepaar nur noch schweigsam nebeneinanderher lebt. Kurze Erholungsphasen findet die belastete Hausfrau und Mutter nur in Tagträumen um ihre erste Liebe. Beim Lesen bewundert man einerseits diese starke Frau, die alles zusammenzuhalten scheint, andererseits möchte man auch nicht mit ihr tauschen. Das Leben im heißen Outback ist auch ohne die häuslichen Probleme schon schwer genug. Die Autorin haucht ihren Figuren ein detailliertes Leben ein, sodass sie ein authentisches Familienleben mit Höhen und Tiefen spiegeln. Die Weihnachtsbriefe haben bisher immer nur die Sonnenseite geschildert, weswegen sie tragischerweise nicht mehr gelesen wurden. Erst die ungeschönte Darstellung von Angelas Sicht bringt auch die Menschen wieder dazu, eine Gemeinschaft zu bilden. Die Familie unterscheidet sich gar nicht so sehr von vielen anderen auf der Welt. Die Leistungen der Mutter wurden immer als Selbstverständlichkeit hingenommen. Als diese nun an Konfabulation, einer Art Gedächtnisverlust, leidet, muss die Familie anders organisiert werden. Es wäre aber kein Buch von Monica McInerney, wenn sie hier nicht eine herzerwärmende Lösung finden würde. Das im Original „Hello from the Gillespies“ betitelte Buch weist mehrere Handlungsstränge auf. Jede Figur bekommt daher einen eigenen Charakter. Über manche Handlungen mag man den Kopf schütteln, über andere ärgert man sich und wieder andere lassen den Leser erleichtert aufatmen. Es ist eindeutig eine Wohlfühlgeschichte, die zu einem langen Leseabend mit einem warmen Getränk einlädt. Menschlichkeit, Freundschaft, Liebe und Hoffnung sind wie in den Vorgängern auch hier wieder ein großes Thema, dass die ins Strudeln geratene Beziehung auffangen sollte. Dazu kommt die bildhafte Beschreibung der Umgebungen, die nie zu ausschweifend, aber immer ausführlich genug sind. Der eingängige Schreibstil lässt die Kapitel nur so vorbeifliegen. Einige Entwicklungen ahnt man natürlich schon vorher, allerdings konnte mich die Neugier, ob es tatsächlich so kommt, auch fesseln. Der Roman hat einen guten Unterhaltungswert und wird damit zum Lesetipp für die kalte Jahreszeit.

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