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Rezension zu
Altes Land

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bewegend

Von: CogitoLeider
30.12.2015

'Altes Land' ist ein Hörbuch, das ich immer mal wieder vor Augen, mich aber nie so richtig angesprochen hatte. Irgendwie vom Thema her. Ich habe bei Büchern und Hörbüchern immer so Phasen, mal müssen es Krimis und Thriller sein, dann wieder Frauenromane, und da passte das einfach nie rein. Aber manchmal möchte ich etwas ganz anderes hören und deshalb habe ich mich eben dann doch für dieses entschieden. Und meine Entscheidung fast augenblicklich bereut. Hannelore Hoger liest dieses Buch bestenfalls gewöhnungsbedürftig, schlimmstenfalls schrecklich. Das 'schrecklich' überwog am Anfang und ich hatte Mühe mit dem Zuhören. Das ist natürlich ein ganz subjektiver Eindruck, der mit persönlichen Vorlieben zu tun hat. Denn im Laufe der Geschichte verliert sich das einfach und es gibt Szenen, da passt es so 100prozentig, dass ich mich entschuldigen möchte für meine Zweifel. Es ist ein Phänomen, dass wirklich tragische, tiefe Geschichten nicht viel Theater brauchen, im Gegenteil, je 'stiller' sie sind, um so mehr gehen sie zu Herzen. Und Dörte Hansen erzählt distanziert und kühl. Was bei mir sehr viele Tränen ausgelöst hat. Diese Abfolge von Ereignissen in der Vergangenheit und in der Gegenwart, ihr Zusammenspiel, Auslöser und Wirkung, menschliches, unmenschliches, Erfahrungen aus 70 Jahren - der Nachhall all dessen berührt mich weit über das Hören hinaus. Auch jetzt gerade. Was es schwer macht, eine vernünftige Rezension zu schreiben. Denn das Hauptthema, das meiner Meinung nach die Auswirkungen traumatischer Erlebnisse auf Folgegenerationen ist, geht mir einfach zu nahe. Da werden Veras Erlebnisse zu denen meines Vaters und damit zu einem Teil meiner eigenen Geschichte. Macht keinen Spaß! Macht es nicht einfacher! Macht manches verständlich! 'Altes Land' ist ein wunderbar erzähltes Stück 'Geschichte', die nicht vergangen ist. Es gibt schockierende Momente, die jedoch schlüssig sind und nicht um des schockieren wollens beschrieben werden. Und für mich, die ich nicht mehr fragen kann, bedeutet das darin enthaltene Wissen ein großes Stück Erklärung und viel zu viel Information. Und wer aufmerksam zuhört oder liest, der findet auch den Bezug zu aktuellen Geschehnissen und der Möglichkeit, es besser zu machen. Der Satz 'nur über meine Leiche', wenn es darum geht, Flüchtlinge aufzunehmen, den vor 70 Jahren sehr, sehr viele Menschen hören mussten, Vera genauso wie mein Vater, der sollte gerade deswegen nicht mehr gesagt werden, denn wie es die Geschichte zeigt, gibt es wohl immer Menschen, die alles verloren haben und solche, denen genug zum Teilen geblieben ist. Und das Blatt kann sich schnell wenden. Fazit? Das bewegendste Buch, das ich in diesem Jahr hören durfte. Und in der Botschaft zeitlos.

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