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Rezension zu
Fremdes Leben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gedankenfetzen eines zersplitterten Lebens – Ein verblüffendes Kunstwerk aus Irrungen

Von: Nisnis's Bücherliebe
16.03.2016

Inhaltsangabe: Claudia Beermann erwacht nach zwei Jahren aus dem Koma. An ihr vorheriges Leben besitzt sie keinerlei Erinnerungen mehr. Ihre Besucher auf der Intensivstation, Ehemann Carsten und Sohn Maik, erkennt sie nicht. Ihr Körper ist schwerstens von einem mysteriösen Unfall gezeichnet. Gedankenfetzen blitzen in ihrem Kopf auf. Sie stößt immer wieder auf den Namen Cilly Castrup, verheiratet mit Achim, und sie ist sich sicher Cilly zu sein. Sie sieht Bilder: Ein Wagen der einen verschneiten Abhang hinabstürzt, ein kleiner Junge in einem brennenden Zimmer, ein erhängter Mann, eine erstochene Frau. Sie hört Worte: „Mach sie tot, mach sie tot!“ Das Cover: Das vornehmend blaue Cover lässt einen verwahrlosten Garten erahnen, der in diesem Buch eine Rolle spielt. Nur ein paar knallrote Beeren an Sträuchern bieten kleine Farbtupfen. Der Rest des Bildes deutet auf eine eiskalte und düstere Atmosphäre, der ich in der Handlung kontinuierlich begegne. Die Autorin: Petra Hammesfahr wurde mit ihrem Bestseller "Der stille Herr Genardy" bekannt. Seitdem erobern ihre Spannungsromane die Bestsellerlisten, werden mit Preisen ausgezeichnet und erfolgreich verfilmt, wie "Die Lüge" mit Natalia Wörner in der Hauptrolle. Zuletzt erschienen: "Die Frau, die Männer mochte", "An einem Tag im November" und "Fremdes Leben". Reflektionen: Petra Hammesfahrs Schreibstil hat mich umgehend hinab in eine spannende Story eintauchen lassen, denn die harmonische Sprache und ihre niemals umgangssprachliche Ausdrucksweise ließ mein Leserherz höher schlagen. Die Geschichte dieses Romans, die von seinen Elementen her auch im Genre Psychothriller hätte angesiedelt werden können, ist ein Kunstwerk aus Irrungen und Täuschungen. Bis zur Mitte des Buchs etwa, bin ich gedanklich bei meinen eigenen Überlegungen auf dem völlig falschen Weg. Ich wurde so gut getäuscht, verwirrt und so lange in Unwissenheit hin und her geschaukelt, dass mich das Ergebnis vollkommen unvorhersehbar traf und überraschte. Die Autorin erzählt die Geschichte von Claudia Beermann, die nach zwei Jahren ohne jede Erinnerung an ihr vorheriges Leben erwacht, nachdem ihr scheinbar jemand die Trachealkanüle, die zur Beatmung erforderlich ist, brutal aus der Kehle gezogen hat. War es ein Mordversuch? Ihre fehlende Erinnerung und ihr durch einen schweren Unfall entsetzlich gezeichneter Körper lassen sie in einem Meer aus Leid und Schmerz fast ertrinken. Als Leserin leide ich mit ihr und ich spüre die Verzweiflung, die Einsamkeit und ihre Hilflosigkeit. Doch da ist auch eine unheimliche Stärke, die ich sehr bewundere. Besonders erschwerend in dieser Situation sind die immer wiederkehrenden Gedankenfetzen, die die Erinnerungen an ihr vorheriges Leben aufblitzen lassen. Es ist grausam. Viele denken nun sicher, ach, solche Geschichten hat man schon zu Hauf auf dem Buchmarkt finden können, doch ich kann dem nur widersprechen. Der Charakter der sympathischen Claudia ist sehr präzise gezeichnet. Vor allem die Emotionen die sie durchlebt sind mir so nahe geschrieben, dass ich sehr berührt und interessiert zurück bleibe. In besonderer Weise sind die Konflikte erzählt mit denen Claudia seit ihren Erinnerungen zu kämpfen hat, denn sie erfährt aus ihnen, dass sie die Kindheit ihres Sohnes zerstört hat und eine Mörderin ist. Umso mehr Erinnerungen aufblitzen, umso mehr leidet sie auch unter Selbsthass und Scham. Ihre eigene Kindheit ploppt auf - damals war sie Prinzessin Tausendschön und schon damals war ihr Leben auch Leid. Die weiteren Charaktere, unter anderem der inzwischen neu leierte Ehemann Carsten, liefern mir suspekte Eindrücke. Zu aal glatt und zu hilfsbereit kommt Carsten rüber. Die eifersüchtige Manuela, die merkwürdige Frau Koch, die Claudia pflegte, hinterlassen alle einen Beigeschmack des nicht einordnen können. Sind sie alle am wohl der Gepeinigten interessiert oder führen sie allesamt etwas Böses im Schilde? Trotz dass ich sehr an die Handlung gefesselt- und wirklich gut unterhalten war, verspürte ich stellenweise den Drang nach der zügigeren Weiterentwicklung der Story. Ich empfand dadurch zwischendurch einen Spannungsabriss, den ich jedoch schließlich leicht verzeihen konnte. Ab Mitte des Buchs ging es Schlag auf Schlag mit temporeicher Spannung voran, auf die ich leider gar nicht eingehen kann ohne zu spoilern. Die Handlung war an keiner Stelle vorhersehbar und so jagte mich dann eine Überraschung nach der anderen vorwärts. Ich hatte mich in vielen Punkten geirrt und genoss die Entwicklung dieser außergewöhnlich gut durchdachten Story, die keine offenen Fragen hinterließ. Mein Fazit: Fremdes Leben ist fesselnd wie ein Thriller, spannend wie ein Krimi und mit der Tiefe eines guten Romans eine sehr lesenswerte, sich langsam entwickelnde komplexe Geschichte die unglaublich gut überrascht.

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