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Rezension zu
Am Anfang war die Schuld

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Zerfall einer "perfekten" Familie

Von: corinnabub
14.04.2016

Das Cover finde ich toll - ein schönes Haus wird auf einer Fensterbank präsentiert. Es passt irgendwie zu der Familie Malcom, denn nach außen hin präsentieren sie sich als perfekte Familie. Doch wie auf dem Bild, "regnet" es schon lange rein... Außerdem bin ich total verliebt in die Farbauswahl... da schlägt mein "Mädchenherz" höher! Gleich vornweg: Dieser Roman ist kein Thriller/Psychothriller/Psychologischer Spannungsroman und schon gar kein Krimi. Die Geschichte ist sehr spannend, aber hauptsächlich geht es um eine Familie die schreckliches durchleiden muss, denn ihre Tochter ist spurlos verschwunden. Ich würde das Buch als "spannendes Familiendrama" zusammenfassen. Man weiß nicht was mit Naomi passiert ist und die Autorin zaubert einige Verdächtige aus dem Hut, was die Spannung immer hochhält. Dennoch geht es hauptsächlich darum, was solch ein Schicksalschlag in einer eigentlich glücklichen Familie auslösen kann. Aber auch, wie wenig man oft die eigene Familie zu kennen scheint, denn es werden einige Geheimnisse gelüftet. Im Fordergrund der Geschichte steht die Familie Malcom. Für Außenstehende eine Bilderbuchfamilie. Jenny, die Mutter, ist praktische Ärztin und ihr Mann Ted ist Neurochirurg. Ihre 17-jährigen Zwillingssöhne Ed und Theo und das 15-jährige Nesthäkchen Naomi machen die Familie komplett. Sie leben in einem großen und schönen Haus, welches der Familienhund Bertie bewacht. Gleich zu Beginn der Geschichte wird einem klar, wie sehr Jenny unter Druck steht. Alles hängt an ihr, während die restlichen Familienmitglieder ihr eigenes Leben führen und sich kaum einbringen. Um ihre ständige Abwesenheit zu kompensieren, bedrängt sie ihre Kinder regelrecht und überhäuft sie mit Fragen. Genervt von ihrer Mutter, ziehen sie sich immer mehr zurück. Da sie mit den Gedanken ständig woanders und grundsätzlich überfordert ist, macht sie in ihrem Beruf als Ärztin einen folgenschweren Fehler. Mitten hinein in dieses berufliche Chaos passiert das Unbeschreibliche: Ihre Tochter Naomi verschwindet spurlos. Die Polizei schaltet sich ein und stellt unangenehme Fragen. Die Familie fühlt sich in die Ecke gedrängt und es kommt wie es kommen muss - gut gehütete Geheimnisse kommen ans Licht und am Ende ist von der Familienidylle nichts mehr übrig. Die zentrale Frage in diesem Buch: Wo ist Naomi und was ist mit ihr passiert? Es gibt einige Verdächtige, auch in der eigenen Familie und plötzlich ergibt auch das teilweise bösartige Verhalten ihrer Kinder einen Sinn. Die Geschichte ist spannend geschrieben, Jane Shemilt konnte die Zerrissenheit der Hauptprotagonistin Jenny authentisch rüberbringen. Besoners interessant fand ich ihre Erzählweise, denn ein Teil der Geschichte spielt in der Gegenwart, ein Teil in der Vergangenheit. 2010 verbringt Jenny ihre Zeit allein in Dorset, in dem Cottage ihrer Eltern. Seit Naomis Verschwinden ist 1 Jahr vergangen. Ohne dem Leser etwas zu verraten, erzählt sie in Ich-Form aus der Zeit danach. Man weiß nicht warum sie plötzlich allein ist und wo der Rest der Familie sich aufhält. Die Neugier wird nur mit kleinen Häppchen gestillt. Der zweite Handlungsstrang - auch in Ich-Form von Jenny geschildert - spielt 2009 in Bristol, beginnend mit Tag 17 vor Naomis Verschwinden. Nach und nach werden die Geschehnisse aufgedeckt und die zwei Handlungsstränge fließen ineinander und halten einige Überraschungen für den Leser parat. Die handelnden Personen sind sehr gut ausgearbeitet und jeder hat seine "Daseinsberechtigung". Während Jenny immer nur krampfhaft versucht hat, alles zusammenzuhalten, sind ihr wichtige Details nicht aufgefallen. Im Grunde kennt sie weder ihre Kinder, noch ihren (egoistischen und arroganten) Mann richtig. Während der Ermittlungen entwickelt sich auch eine kleine "Beziehungssache" zwischen ihr und einem anderen Mann, die ich ganz interessant fand. Jane Shemilt hat wirklich nicht mit interessanten Details gegeizt. An sich hat mir das Buch sehr gut gefallen, aber das Ende war mir zu konstruiert. Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Während der Rest der Geschichte stimmig war, passt das Ende überhaupt nicht. Das Gute daran: Nie und nimmer kommt man auf diese Auflösung und es bleiben auch keine Fragen offen. Mein Fazit: Ein gut geschriebener und spannender Roman mit einem (für mich) zu konstruierten und zwanghaft herbeigeführtem Ende. Dennoch gibt es von mir eine Leseempfehlung, weil die Autorin es geschafft hat, die Spannung hochzuhalten und den Zerfall einer Familie, nach einem sehr dramatischen Ereignis, authentisch dargestellt hat.

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