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Rezension zu
Die Annäherung

Die Töchter

Von: flattersatz
16.09.2016

Der Roman überstreicht einen Zeitraum von etwas mehr als einem Jahr, das erste und das letzte Kapitel des Buches, das nach den Jahreszeiten unterteilt ist, spielen im Winter. Es ist das letzte Lebensjahr des sechsundneunzigjährigen Theos, der gleich zu Beginn der Handlung einen Schlaganfall erleidet, sich davon jedoch recht gut wieder erholen kann. Daher ist Die Annäherung auch ein Buch über das Altern, das Alt-werden und das Warten auf den Tod, ein Buch, das diesen Teilen des Lebens sensibel und genau nachspürt. Theo, der praktisch so begabt war, fast alles reparieren konnte, wird immer unselbstständiger, braucht immer mehr Hilfe, zum Schluss sogar bei den besonders schambesetzten Funktionen seines immer hinfälliger werdenden Körpers. Er konnte fast alles reparieren, dieses ‚fast‘ ist wichtig, denn es ist das Schicksal, das ihm zweimal seinen Berufswunsch zerstörte: seine Lehre als Uhrmacher konnte er nicht beenden, weil sein Meister starb und Feinmechaniker konnte er seiner Kriegsverletzung an der Hand wegen nicht mehr werden. Überhaupt war sein Leben von Armut und Beschränkung geprägt. Der Nachzügler auf einem alten Hof, das zwölfte Kind, siebzehn Jahre nach dem ersten…. Nach dem Krieg die Hochzeit mit der Tochter des Bürgermeisters, aber gesellschaftlich aufgestiegen war er nicht deswegen. Und gut ging die Ehe auch nicht… Bis Wilma dann starb und er ein Jahr später Berta kennenlernte und sich die pubertierende Tochter Theos und Wilmas, Frieda, sofort gegen die neue Frau stellte. Sie nahm es dem Vater übel, daß er so schnell nach Mutters Tod eine neue Frau gefunden hatte. Peu a peu entblättert sich für uns Leser das Leben dieser drei Menschen, aus immer wieder anderen Gesichtspunkten (die einzelnen Abschnitten werden alternativ aus der Perspektive von Theo und Frieda erzählt) schildert Mitgutsch die Ereignisse, so daß häufig die Eindrücke, die man gewonnen hat, revidiert werden müssen. Es gibt eben nicht die Wahrheit, für jeden hat die Wahrheit auch einen subjektiven Anteil. Es gibt die Zwischentöne, die Frieda damals nicht sehen wollte und die sie immer noch nicht sieht. Weder Theo, noch Berta oder Frieda kommen aus ihren Rollen und Verhaltensweisen heraus. Theo ist derjenige, der um des Friedens und seiner Ruhe willen zu allem Ja und Amen sagt, Berta achtet darauf, daß niemand Theo zu nahe kommt und Frieda ist unfähig, aus ihrem emotionalen Wagenburg herauszutreten. Wesentlich ist das Verhältnis von Vater und Tochter, von Theo und Frieda. Auch hier erweist sich erst spät, daß die zurückhaltende Art Theos gegenüber seiner Tochter auch seine Gründe hat – mag man sie billigen oder nicht, sie scheinen erst einmal nachvollziehbar. Und Friedas schon in früher Jugend einsetzende geradezu Besessenheit von der Frage nach der Schuld des Vaters im Krieg hat das Verhältnis ebenfalls nicht gerade gut getan. So sitzen sie jetzt, Jahrzehnte sind vergangen, unfähig, sich zu berühren, die Hand des anderen zu nehmen und zu halten, geschweige dann eine Umarmung.. immer, wenn sie ihm zu nahe kam, ergriff ihn Unbehagen. … diese Stelle der Tochter sollte dann für kurze Zeit Ludmila einnehmen. Die Annäherung ist ein gedankenschwerer Roman über persönliche Schuld und Verantwortung, über die Unbarmherzigkeit derjenigen, die nach der Wahrheit suchen und der Gerechtigkeit. Es ist ein Roman über die Unfähigkeit zu verzeihen, eine Geschichte über die Sehnsucht auch nach Nähe, die dadurch unerfüllt bleibt. All das wird nachdenklich uns einfühlsam dargestellt, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und bringt festgefügte Ansichten immer wieder durcheinander. Die vollständige Besprechung ist unter 'https://radiergummi.wordpress.com/2016/09/14/anna-mitgutsch-die-annaeherung/' zu lesen

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