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Rezension zu
Die Sehnsuchtsfalle

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Titel, Cover und Inhalt bilden einen Kontext. Sehr schön umgesetzt.

Von: Floh
02.12.2016

Einen gesellschaftskritischen und sozialkritischen Tatsachenbericht in Romanform nach einer wahren Begebenheit zu schreiben, das ist etwas was selbst eine routinierte und erfahrene Autorin vor einer großen Herausforderung stellt. Die erfolgreiche Romanautorin Hera Lind greift eine sehr ergreifende und erschütterliche Geschichte in ihrem aktuellen Buch „Sehnsuchtsfalle“ auf. Ich kenne bisher noch keines der Bücher und Romane dieser Autorin, da ehr selten Frauenromane, Liebesromane oder Schicksalsromane lese und dieses Genre erst seit einigen Monaten für mich erkunde. Doch um mich zu einem solchen Buch zu bewegen, braucht es einen guten Grund. Ein ansprechendes Thema, ein einladendes Cover, vorangegangene empfehlende Rezensionen, ein vielversprechender Klapptext, Lobeshymnen, kritische Blickwinkel und / oder ein gewissen Etwas. In diesem neuen Buch habe ich einiges gefunden, was meine Aufmerksamkeit erweckt hat und zu dem Buch verleitet hat. In „Sehnsuchtsfalle“ beschreibt die Autorin Hera Lind eine wahre Geschichte, die jedoch nicht ausschließlich wie zitiert passiert ist, sondern auch schrifstellerische Freiheiten birgt. Hera Lind beschreibt das Leben einer Protagonistin, Rita, die fast im selben Jahr geboren wurde wie ich und wir die gleichen Jahrzehnte mit unserer Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden verbracht haben. Aber zwei gänzlich unterschiedliche Leben geführt haben. Aus der Ich-Perspektive geschildert fühlt es sich jedoch an, als würde ich ihr Leben leben und die Ereignisse selsbt rekapitulieren. Sehr intensiv, sehr nah, sehr bewegend. Wenn es einer Autorin gelingt, den Grat zwischen Romancharakter, Vergangenheit, Biografische Einblicke und tragischer Erlebnisse und die nagende Situation im Schatten eines Komplotts in einem fremden Land unter fremder Sonne und das gnadenlose Regime dort in einem Buch zu vereinen, dann ist es die gefühlvolle und ambitionierte Autorin Hera Lind Erschienen im Diana Verlag (https://www.randomhouse.de/Verlag/Diana-Verlag/31000.rhd) Inhalt: „Als Rita kurz vor dem Abi den aus Ghana stammenden Studenten Tony kennenlernt, ist es die große Liebe. Sie wird schwanger, doch Tony muss zurück in seine Heimat. Jahre vergehen, bis sie sich wiedersehen. Rita kann ihr Glück kaum fassen, aber es ist nur von kurzer Dauer. Tony stirbt bei einem Autounfall. Und weil sie blind vor Kummer ist, wird sie in Brasilien in eine Falle gelockt: Man erwischt sie mit einer großen Menge Kokain und verhaftet sie. Damit gerät Rita in eine Hölle, aus der es kein Entrinnen gibt …“ Schreibstil: Der rückblickend anmutende und dennoch moderne Schreibstil der Autorin fällt sofort auf. Da ich ihre anderen Romane leider nicht kenne, und dieses Buch mein erstes Buch von Hera Lind ist, kann ich keine Vergleiche zu ihren üblichen Werken anstellen. Denn dieses Buch scheint etwas Besonderes zu sein, auch für die schriftstellerische Arbeit der Autorin. Denn sie schreibt hier einen gesellschaftskritischen und sozialkritischen Roman mit politischen Einflüssen und vielen autobiografischen Elementen, die auf einer wahren Begebenheit und einem wahren Schicksal beruhen. Hera Lind besitzt hier in ihrem neuen Roman die Gabe, einen mahnenden, erzählenden und beklemmenden Roman über das Leben einer jungen Frau in den 80igern bis in das Jahr 2012 in einer sehr anrührenden Ich-Erzählperspektive miterleben zu lassen. Trotz der Schwere der Ereignisse und der Handlung, schafft sie es, Passagen und Erlebtes angenehm und frisch zu untermalen, sodass man das Buch trotzdem gern liest und auch schöne Momente erleben kann. Besonders der geschickte Aufbau des Romans, bei dem zwischen den Jahren und Jahrzehnten gewechselt wird, bringt Abwechslung und Auflockerung und der Leser wird nicht müde, immer weiter zu lesen. Durch Gedanken, Erzählungen, Protokolle und Sinnbilder wird diese Geschichte aus Ritas Sicht erzählt. Dieser Schachzug der Autorin Hera Lind erzeugt absolute Nähe und Verbundenheit zur Tragik und Dramaturgie dieser unmöglichen Liebe und der Hoffnung, dass Tony noch am Leben ist um festzustellen, ganz entsetzlich ausgenutzt worden zu sein und für den Drogenhandel gefährlicher Banden und Organisationen einzustehen. Meinung / Eindrücke: Das Buch hat mich auf besondere Weise begeistert, aber auch an einigen Punkten sehr kritisch hinblicken lassen. Ich hatte sehr hohe Erwartungen und fühlte mich besonders davon angesprochen, dass dieser Roman auf wahren Säulen und Begebenheiten beruht. Bevor ich dieses Buch entdeckt habe, war mir Hera Lind zwar ein geläufiger Begriff, aber ihre Bücher hatten es bisher noch nicht in meine engere Buchauswahl geschafft. Das Buch besitzt autobiografische Züge, doch schnell zeigt sich auch, dass Ritas Leben eher im Romancharakter niedergeschrieben wird. Aus Ritas Perspektive wird der Roman erzählt und so bekommen wir tiefe Eindrücke und Einblicke ihres Lebens und der Bekanntschaft mit dem Studenten Tony. Trotz der Wichtigkeit seiner Person bleibt er doch irgendwo nur Randfigur. Das Buch ist definitiv kein reißerischer oder lebhafter Roman, es ist ein Werk der ruhigeren Töne, der großen Emotionen und der beschatteten Ereignisse. Dennoch ist es ein Buch, das sehr laut ausruft und signalisiert. Es gibt wenige Höhen und Tiefen im Erzählstil, dieser biografische Roman ist recht gleichförmig geschrieben und liest sich daher stellenweise mit Langatmigkeit. Wir Leser lernen viele intensiv skizzierte Charaktere und Personen kennen, die dann aber leider im Laufe des Romans verloren gehen und scheinbar keine wichtige Rolle im Geschehen tragen. Warum die Autorin diese Nebenfiguren geschaffen hat oder diese Nebenhandlungen einbringt erschließt sich mir nicht ganz. Die Autorin H. Lind hat für einen Roman keine leichte Kombination gewählt. Da diese Geschichte auf wahrem Grund beruht muss sie natürlich intensiv recherchieren und kann ihren eigenen Gedanken und Wünschen zum Verlauf der Handlung und zum Ausgang der Geschichte nicht allzu große eigene Wünsche und Phantasien beimessen. Das stelle ich mir sehr schwierig vor, da ich als Leser allein schon beim Lesen dieser Geschichte mit Wünschen und Hoffnungen konfrontiert bin, dessen Ausgang keine andere Möglichkeit lässt, als es das wahre Leben bereits beschlossen hat. Vielleicht hat sie sich daher für einige Nebenhandlungen entschieden? Dieser Schritt ist der Autorin dennoch gut gelungen, auch wenn mich dieses tolle und sehr lohnende Werk nicht ganz in allen Punkten zufriedenstellen konnte. Ich habe doch einige Kritik, die mich zum Sternabzug veranlasst hat, auch wenn es mir aufgrund der Faszination für dieses wunderbare Buch sehr schwer fällt. Meiner Meinung nach stellt dieser Roman ein berührendes und zugleich erschreckendes Portrait einer zum Scheitern verurteilten Liebe dar, und eine Mahnung an ein gnadenloses Rechtssystem. Kritikpunkte: • Da dieser Roman von einer Liebe spricht, für die die Protagonistin fast alles gibt, ihre Familie verlässt, sich beleidigen lassen muss, ein Kind (Benni) allein groß zieht und ihre kurze Zeit mit Tony nie vergessen kann und sie geprägt wurde, hätte ich mir gerade hier etwas mehr Tiefe und Verlangen zueinander gewünscht. Öffentlich und gesellschaftlich war diese Liebe verrufen, aber dennoch gab es diese Anziehung zueinander scheinbar. Doch diese Gefühle und der Wunsch zueinander bleiben leider etwas schwach oder nur einseitig von Rita ausgehend. Schade, hier hätte ich mir gern mehr Intensität vorstellen können. So wirkt Rita stellenweise auf mich sehr naiv. • Die Autorin Hera Lind skizziert und zeichnet sehr intensive und sehr gravierend aussagende Gesellschaftskritik. Angefangen von der kleinen Familie in Höxter, bis hin zu einem unmenschlichen brasilianischen Rechtssystems. Dazu die stimmigen Charaktere und Charakterstudien. Diese besondere Gabe weckt beim Leser sofort Sympathien und Empathien und macht ihn sehr neugierig auf die Tiefe dieser Personen. Leider verlieren diese Charaktere im Laufe der Geschichte ihre Wichtigkeit. So bleiben sie trotz des prägenden Einflusses für Rita und ihr Leben nur Randfigur und Nebenrolle. Man wird sich fragen was aus Ritas Familie in Höxter wurde, aus ihren Geschwistern und Freunden. Dank der einzigartigen Formulierungen und Details habe ich sehr schnell Bezug zu einzelnen Charakteren bekommen und konnte mich mit einigen Charakterstudien identifizieren, leider bleibt die Neugier auf diese Nebenrollen dann doch unbefriedigt und wird kaum weiter ausgeführt. Sehr schade und ein großes Manko für mich. • Rita wirkte auf mich manchmal einfach nicht authentisch genug. Ich fand sie stets etwas haltlos und nicht griffig. Eher naiv und fast blind. Dadurch dass wir auch ihre Kindheit erleben, erfahren wir schon früh über ihre Enttäuschungen und Schlüsselmomente, die sie so haben werden lassen, wie sie später ist. Das Hin und Her war mir dann doch etwas zu geballt und mit dem Fokus auf ihre alleinige Person schon arg krass und geballt. Die Charaktere: Die Autorin eine sowohl starke als auch vielschichtige Hauptfigur als Erzählerin gewählt, deren Leben zu einem Roman wird. Die Schauplätze: Da dieser Roman nicht nur in Deutschland spielt, sondern auch in Afrika, Spanien und Brasilien, ist er von vielen Einflüssen geprägt und gezeichnet. Der Aufhänger in diesem Buch, und dass, was diesen Roman wirklich herausragend macht, sind die skrupellosen und ungefilterten Einblicke in die brasilianische Gefangenschaft und die Machtgefüge und Korruptionen dort. Hier hat die Autorin einen bemerkenswerten ehrlichen, mahnenden und erschütternden Rahmen für diesen Roman und seiner Darstellung geliefert. Großes Lob! Die Autorin: „Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit ihren zahlreichen Romanen von "Die Champagner-Diät" und "Verwechseljahre" bis "Eine Handvoll Heldinnen" sensationellen Erfolg hatte. Auch mit ihren Tatsachenromanen "Der Mann, der wirklich liebte", "Die Frau, die zu sehr liebte" und "Kuckucksnest" eroberte sie die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.“ Das Cover: Eine junge Frau mit scheuem Seitenblick aber viel Hoffnung in ihren Zügen. Dieses Cover ist sehr stimmig zum Titel und zum Inhalt gewählt. Fazit: Ein sehr emotionales, leises und bestimmtes Buch. Die Autorin Hera Lind hat Wiedererkennungswert und setzt sich auch mit ihrem autobiografischen Roman „Die Sehnsuchtsfalle“ ein Mal. Eine 3,5 Sterne Leseempfehlung, gern hätte ich 5 Sterne vergeben, doch leider habe ich auch ein wenig Kritik an dem Buch.

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