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Rezension zu
Das Kastanienhaus

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine starke Frau kämpft gegen die Schatten der Vergangenheit

Von: Susanne
30.03.2014

Nach dem Tod ihres Mannes lebt die achtzigjährige Lily Verner alleine in ihrem Haus, gleich neben der Seidenweberei der Familie. Sie bereitet sich auf einen Umzug vor, denn das „Kastanienhaus“, wie die Verners ihren Stammsitz seit Generationen nennen, ist zu groß für sie, und demnächst wird ihr Sohn mit seiner Familie dort einziehen. Lily möchte auf ihre alten Tage noch einmal von vorne anfangen, so zumindest stellt sie sich die kommenden Jahre vor. Beim Ausräumen der Schränke findet sie einen alten, abgenutzten Koffer, der schon fast in Vergessenheit geraten war und dessen Anblick quälende Erinnerungen in ihr aufkommen lässt. Eingebettet in diese Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, erinnert sich Lily, an die Zeit vor sechzig Jahren, als der zweite Weltkrieg wütete, als sie sich in den deutschen Flüchtlingsjungen Stefan verliebte, der seine Heimat verlassen musste, weil er Jude war. Bei den Verners finden er und zwei weitere Jungen wieder ein wenig Sicherheit im Leben und in der Seidenmanufaktur eine neue Aufgabe. Doch je weiter der Krieg fortschreitet, umso stärker macht sich in der englischen Bevölkerung Misstrauen und Unmut gegenüber den Fremden breit. Die Jungen werden abtransportiert, sollen das Land wieder verlassen, und Stefan und Lily müssen Abschied nehmen. Wenig später, nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, ist Lily ganz auf sich gestellt. Ihre Mutter gibt sich ganz ihrer Trauer hin, und ihr Bruder John befindet sich in Kriegsgefangenschaft. So muss Lily die Seidenweberei alleine weiterführen und die volle Verantwortung tragen. Die unnahbare Gwen Collins, bisher stellvertretende Leiterin der Webabteilung, erweist sich als treue und zuverlässige Hilfe während der folgenden schweren Zeit. Luxusartikel werden schon lange nicht mehr in der Weberei hergestellt, sondern die Manufaktur hat sich nun auf Fallschirmseide spezialisiert, die in Kriegszeiten unentbehrlich ist und in großen Mengen gebraucht wird. Dann passiert ein Fehler, an dem Lily ihr ganzes Leben zu tragen hat…. Lily, die Ich-Erzählerin, nimmt die Leser mit auf eine Reise der Extreme, der Höhen und Tiefen des Schicksals und der Emotionen, die in Kriegszeiten Achterbahn spielen. Alle Ereignisse sind sehr authentisch beschrieben, und man erlebt das damalige Kriegsgeschehen hier einmal aus Sicht der Engländer. Lily hadert mit dem Schicksal, das ihr, bedingt durch den Krieg, so viel genommen hat. Aber auch mit sich selbst geht sie hart ins Gericht. Sie macht sich bittere Vorwürfe, über die eigene Unzulänglichkeit, die nur allzu menschlich ist. Sie ist eine mutige junge Frau, aber sie macht auch Fehler. Unbedachte Äußerungen und Handlungen erweisen sich als zerstörerisch, nicht nur für ihr persönliches Glück. Lily erlebt die ganze Bandbreite der Emotionen. Sie lebt, liebt und leidet. Liz Trenows Debütroman zeugt von ausführlicher Recherche und viel Sachkenntnis, gerade was die Seidenproduktion anbelangt. Jedes Kapitel wird von einer Passage eingeleitet, die aus dem fiktiven Buch „Die Geschichte der Seide“ stammt, welches Lilys Vater geschrieben hat. Lilys Geschichte ist so lebendig und klar geschrieben, dass man die verschiedenen Szenen, schöne und schreckliche, lebhaft vor sich sieht. Es ist ein großartiger und eindrucksvoller Roman, der mich sehr berührt und mir nicht nur einmal die Tränen in die Augen getrieben hat.

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