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Rezension zu
Totenfrau

Autoren: Hebt euch vom Mainstream ab - Bernhard Aichner hat es genauso gemacht und traf bei mir damit voll ins Schwarze

Von: In Flagranti Books
02.05.2014

Meinung: Ehrlich gesagt werde ich hier sehr wenig vom Inhalt preisgeben. Das hat dieses Mal zwei ganz besondere Gründe. Zum einen ist er eigentlich nicht sonderlich wichtig und zum anderen erzielt er ohne seine zwei „Partner“ nicht dem im Buch vorhandenen Effekt. Daher werde ich dieses Buch aus meinen Gefühlen heraus rezensieren – also erschreckt bitte nicht, wenn ich versuche, metaphorisch zu klingen und kläglich daran scheitere ^^. Bücher, mit all ihren Worten, sind oftmals einzigartige und abstrakte Gemälde für mich. Sie erzählen mir mit ihren Farben, Pinselstrichen und Mustern die unterschiedlichsten Geschichten, lassen mich an den verschiedensten Gefühlen teilhaben. Meine Augen können sich dadurch des Öfteren nur schwer von ihrem Antlitz lösen, verlieren sich stundenlang auf und zwischen den Seiten. Ich weiß natürlich, dass es nur Gemälde sind, und dennoch erwische ich mich mehr als nur einmal dabei, wie ich immer wieder neue Details erkenne, die mich wortwörtlich gefangen nehmen. „Totenfrau“ von Bernhard Aichner ist eines dieser einzigartigen Gemälde, das sich von der farblosen und Mainstreamhaften Masse anderer Künstler abhebt. Er beweist mit seinem Werk, dass Autor etwas Großes wagen muss, um eine neue, vielleicht sogar bessere Richtung einzuschlagen. Eine Richtung, bei der die Meinungen der Lesenden erheblich auseinandergehen. Denn erweckt nicht gerade solch ein Werk die Neugierde eines Lesers? Bei mir hatte er dadurch auf alle Fälle perfekt ins Schwarze getroffen. Der Anfang des Buches und worauf es aufbaut Am Anfang war da ein Boot, auf dem sich eine junge Frau in Ruhe sonnte. Nur sie, ihr Vater und ihre Mutter - völlig alleine auf dem offenen Meer. Nur das sie die Einzige war, die sich auf dem Boot befand. Nach und nach wird man durch Kleinigkeiten darauf hingewiesen, dass die Eltern eiskalt von der eigenen Tochter ertränkt werden. Denn sie nahm die Leiter vom Boot, ohne die die Eltern nicht zurück ans Deck steigen konnten. Während sich die Tochter mit Musik in den Ohren von der Sonne verbrennen lässt, wird es auf dem Meer immer stiller. Schließlich ertrinken die beiden und ab da beginnt die eigentliche Show: Um Hilfe rufend und behauptend, dass sie eingeschlafen sei und urplötzlich die Eltern verschollen waren. Diesen Plan hatte sich die zirka 23 jährige Blum seit langem zurechtgelegt und endlich konnte sie ihn mit voller Entschlossenheit in die Tat umsetzen. Dass sie von einem jungen Polizisten auf dem offenen Meer gefunden wurde, sich in ihn verliebt und ihn heiratet, war ja eine Ironie des Schicksals. Sie verlor ihr altes Leben und bekam über die Jahre gleich drei Neue geschenkt. Zwei kleine Mädchen und endlich eine Familie, von der sie die Liebe bekam, die sie sich seit ihrer Kindheit sehnlichst wünschte. Ich könnte hier jetzt Schluss machen und ein Happy End setzen, aber wir sind hier in einem Thriller und keinem Märchen. Als ihr Mann einen Unfall hatte, verstarb und sich herausstellte, dass es doch kein Unfall war, bricht ihr ganzes Leben aufs Neue zusammen. Im Grunde lief alles von Beginn an darauf hinaus, das Blums lang vergessene, dunkle Seite freigelegt wird. Machte der Autor mir als Leser doch gerade mit der Anfangsszene und den dazugehörigen Erinnerungsstücken bewusst, mit welchen Bürden Blum seit ihrer Kindheit zu kämpfen hatte und wie diese Bürden zu ihrem späteren Rachefeldzug führten. Es passte einfach. Zum gesamten Buch-Stil. Wer legt fest, dass die Handlung der Mittelpunkt einer Geschichte sein muss? Wie ich einst schon bei einem anderen Werk lobte, so muss ich auch hier den Erzähl – und Schreibstil loben. Denn genau dieser hier ist das Lächeln auf der Mona Lisa, macht aus einer einfachen „Frau“ etwas anderes, Einzigartiges. Er zeigte mir, dass man auch nur mit dem nötigsten eine Geschichte erzählen kann. Kurze, adjektivarme Sätze. Ein-Wort-Sätze. Dialoge, die protokolliert aufgeführt werden. Ohne das jemand seufzt, schluchzt, knurrt oder die Mimik beschrieben wird. Denn welcher Mensch knurrt schon im richtigen Leben Wörter heraus? Daher kann ich mich an dieser Stelle nur mit dem allergrößten Respekt vor dem Schreib – und Erzählstil verbeugen. Die ganz persönlichen Antagonisten der Totenfrau: Der Koch, Jäger, Clown, Fotograf. Einen nach den anderen will sie ausschalten, haben ihr doch die unbekannten 4 Männer im Buch ein kostbares Lebensstück genommen: Ihren Mann. Ein Widerling nach dem Nächsten, bei denen ich mich ehrlich gesagt wortwörtlich an der Seite der Totenfrau wiederfand. Um ihr zu assistieren. Es war im Laufe der Geschichte immer schwerer, herauszulesen, wer denn nun der Böse und wer der Gute war. Typische Figuren, die auf den ersten Blick ein normales Leben führen, offenbaren sich beim Dreck wühlen als Abschaum, denen man sofort die schlimmsten Dinge an den Hals wünschte. Das Böse lauert in jeden, ist überall. Eine typische Vorgehensweise im Thriller-Genre. Die Taten, die hier begangen wurden, sind grausam und doch für mich als Thriller Leser nicht besonders gewesen. Ohne inhuman zu klingen, haben andere Autoren in ihren Büchern auf schlimmere, tiefgründigere Boshaftigkeiten zurückgegriffen. Aber Bernhard Aichner hat es dennoch gerade durch diesen unkomplizierten „Fall“ geschafft, die Thriller Elemente durch den Schreib - und Erzählstil so unterzumischen, sodass sie mir auf Überraschender Weise an den richtigen Stellen einen Schauer bereitet hatten. Er verzichtete meiner Meinung nach auf unnötige Emotionen und ließ seine Protagonistin gleich zur Sache kommen. Dem folgen des roten Faden der kompletten Geschichte: Die Jagd nach den Antagonisten. Die einzige Kritik – die meine Begeisterung beinahe gestürzt hätte ALLERDINGS hat mich die Auflösung einer der Antagonisten wirklich wütend gemacht. Das ist und bleibt auch mein einziger Kritikpunkt. Ich konnte nicht nachvollziehen, wieso ausgerechnet dieser es sein musste. Vor allem sprach nichts dafür und die Logik dahinter war mir schleierhaft. Ich brauchte auch ehrlich gesagt ein paar Tage, um meine Wut darüber sacken zu lassen. So sehr hat mich das wortwörtlich mitgenommen. Wenn nämlich vorher alles für mich stimmte und durch so eine Sache alles kaputt gemacht wird, kann ich das als Leser nur schwer verzeihen. Es wird mit Sicherheit zwei Sorten von Lesern dieses Buches geben: Die, die dieses Buch hassen oder die, die beeindruckt von der Andersartigkeit waren. Ich war, wie man unschwer nachlesen kann, mehr als beeindruckt von dem Stil. Dem Mut, und dem ganz eigenen Wiedererkennungswert des Autors. Als ich die ersten Seiten des Buches las, war ich doch recht erstaunt über den Schreib – und Erzählstil. Dachte ich noch, dass dieser nur am Anfang benutzt wird, um eine besondere Stütze für die Spannung zu sein, bemerkte ich, wie er sich von Kapitel zu Kapitel tapfer weiter schlug. Und es faszinierte mich bis zum Schluss hin. Die Augenringe am nächsten Tag waren Beweis genug. ^^ Fazit: Hebt euch vom Mainstream ab, zeigt uns Lesern doch endlich mal was Neues als immer nur dieselben Bücher. Ich glaube, Bernhard Aichner's kompletter Schreibarbeitsplatz war voller Post-It's mit genau diesem Spruch. Ich war wirklich positiv beeindruckt von dem mutigen Schritt, den sich da Bernhard Aichner mit der Erzählperspektive und Schreibstil gewagt hatte. Dieses Duo sorgte letzten Endes dafür, dass die Handlung zur Nebensache wurde und man dieses Werk einfach nur wegen den zweien gelesen haben muss. Die Qualität stimmte meiner Meinung nach und auch das Hineinversetzen in die Charaktere war trotz Verzicht auf überschüssige Wörter machbar. Ganz viel Lob meinerseits, falls das noch nicht klar genug rübergekommen ist. Bewertung: Für den kompletten Stils dieses Werkes muss ich dem Buch einfach 5 Marken und einen Stern geben. Einzigartigkeit und Mut gehören einfach belohnt und belobt. Es grüßt ~ Jack T.R.

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