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Rezension zu
Wenn Männer mir die Welt erklären

Differenzierter Einstieg in den Feminismus

Von: schiefgelesen
21.02.2017

Im titelgebenden Essay dieser Sammlung berichtet Solnit von einer Party, bei der ihr Gastgeber ihr begeistert von einem neuen, ganz wichtigen Buch über den Fotografen Muybridge erzählte. Solnits Begleitung versuchte mehrfach, ihm zu sagen, dass Solnit selbst dieses Buch geschrieben hatte. Vor lauter Selbstgefälligkeit hörte der Gastgeber diesen Hinweis aber erst beim dritten Mal und musste kleinlaut zugeben, dass er das Buch nicht mal gelesen hatte. Insgesamt umfasst dieser Band sieben Essays der Autorin, die sich alle mit der Position der Frau in der Gesellschaft befassen und der Frage, wie diese Position im Wandel ist. Solnit spricht viel über Gewalt, von der Frauen mehr betroffen sind, als Männer. Besonders häusliche Gewalt thematisiert sie in einigen Texten, aber auch die rape culture, in der den Opfern einer Vergewaltigung zumindest eine Teilschuld gegeben wird. Warum, fragt sie, müssen Frauen bestimmte Gegenden meiden, warum dürfen sie nachts alleine nicht unterwegs sein, warum sollten sie besser ein Taxi nehmen und keine kurzen Röcke tragen? Warum gibt man nicht den Tätern die Schuld und rät ihnen, am besten keine Frauen mehr zu vergewaltigen? Feminismus sieht sie nicht als Kampf der Geschlechter gegeneinander, sondern als einen Kampf gegen Geschlechterrollen die obsolet und gut für niemanden sind. Wenn die Männer da mitmachen wollen, sind sie ihr herzlich willkommen Denn, so ihr Credo, entweder sind wir gemeinsam frei oder gemeinsam unfrei. Solnit hat einen angenehm unaufgeregten und unpathethischen Ton, versteht es aber trotzdem, aufzurütteln. Einige ihrer Texte sind schon ein paar Jahre alt, aber unverändert wichtig und aktuell und sie werden es wohl auch noch eine ganze Zeit bleiben. Die Autorin baut auf harte Fakten, liefert aber sehr lesbare Texte, die jeden theoretischen Schrecken verloren haben und auf sehr bodenständige Weise auf enorme Ungerechtigkeiten hinweisen. Solnit gehört unbedingt gelesen.

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