Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das geheime Leben des Monsieur Pick

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bibliothek der Verschmähten

Von: YukBook
26.03.2017

Enttäuschte Schriftsteller aufgepasst! Es gibt eine Bibliothek, die von Verlagen abgelehnte Manuskripte in ihren Bestand aufnimmt: die Richard Brautigan Library an der amerikanischen Westküste. Diese inspirierte den französischen Schriftsteller David Foenkinos dazu, eine fiktive französische Version ins Leben zu rufen, angesiedelt im bretonischen Finistère, Schauplatz seines jüngsten Werks „Das geheime Leben des Monsieur Pick“. Autoren pilgern scharenweise zu dieser Bibliothek der Verschmähten, um ihre unveröffentlichten Geschichten dort abzuliefern und ihre Hoffnung auf eine Veröffentlichung endgültig zu begraben. Die Stätte weckt auch das Interesse der Hauptfigur Delphine Despero, die nicht nur aus dieser Gegend stammt, sondern als ambitionierte Junior-Lektorin beim Pariser Verlag Grasset stets auf der Suche nach potenziellen Bestsellern ist. Mit ihrem Freund und Schriftsteller Frédéric besucht sie ihre Familie, besichtigt die Bibliothek und überrascht alle Einheimischen mit der Nachricht, sie sei auf ein wahres Meisterwerk gestoßen. Anfangs ist die Skepsis groß, ob die Geschichte „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ tatsächlich wie auf dem Manuskript vermerkt aus der Feder des verstorbenen Henri Pick stammt, zumal dieser als Pizzabäcker ein eher unauffälliges Leben führte und laut seiner Frau weder las noch schrieb. Doch der Medienrummel und das zunehmende Interesse für diese ungewöhnliche Story rund um den mysteriösen Henri Pick räumen die Zweifel allmählich aus. Dank Delphines Vermarktungskünsten wird das Werk nicht nur ein Mega-Bestseller – es verändert auch die Menschen und bringt sie dazu, ihr Leben umzukrempeln. Großes Kompliment an David Foenkinos, der nicht nur eine wunderbare Romanidee umgesetzt, sondern eine wahre Schatztruhe für Buchliebhaber zu Papier gebracht hat. Die Geschichte funkelt nur so vor Seitenhieben auf die schreibende Zunft, den Literaturbetrieb und die Leserschaft. Fast jedes Glied der Kette bekommt sein Fett weg: der Schriftsteller, der gar nicht oder nur für kurze Zeit oder völlig ohne Grund zu Ruhm gelangt; der Verlag, der mit allen PR-Raffinessen ein Manuskript auszuschlachten weiß; der Leser, der sich mehr für die Geschichte hinter der Geschichte interessiert; der abgehobene Literaturkritiker, dessen Meinung niemanden mehr interessiert. Auch die vielen Anspielungen auf die Literaturszene, zum Beispiel, dass hinter jedem erfolgreichen Schriftsteller eine starke Frau stehe, bringen den Leser zum Schmunzeln. Der Rundumschlag gelingt dem Autor mit spielerischer Leichtigkeit, Feinsinn und Expertise, gewürzt mit bretonischem Flair. Trotz des fast schelmischen Tons bringt er durch gefühlvolle Formulierungen wie „schutzbedürftige Manuskripte“ seine Liebe zum Geschriebenen immer wieder zum Ausdruck.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.